Geldanlage in der Corona-Krise – Update und Q&A

Einige Woche sind seit meinem letzten Update vergangen. Vorbei ist die Krise noch nicht und wahrscheinlich geht es jetzt erst richtig los. Um so wichtiger ist es, Ruhe zu bewahren und sich zu informieren. Was passiert hier eigentlich wirklich?

Themen, über die ich heute spreche:
Was passiert gerade & warum?
Was tut der Staat?
Was tun die Zentralbanken?
Wer sind die Gewinner und (unerwarteten) Verlierer
Risiko & Verluste richtig einordnen
Antworten auf Eure Fragen

Wie beim letzten Mal findet ihr die wichtigsten Punkte im Artikel, ausführlichere Infos im Live-Video und Podcast vom 26.03.2020.

Was passiert & warum?

Die Aktienmärkte sind gerade extremen Schwankungen ausgesetzt. Ein eindeutiges Zeichen von Unsicherheit. Keiner weiß so genau, was tatsächlich in den kommenden Wochen und Monaten passieren wird und das hat Auswirkungen auf das Kauf- und Verkaufsverhalten der Anleger. Kurz: Der Preis, zu dem sich Käufer und Verkäufer einig werden, schwankt.

Noch ist doch aber eigentlich gar nichts passiert? Stimmt. Die wahren Einbußen der Wirtschaft werden erst in Monaten zu sehen sein.

Da die Börse aber stark abhängig von den Gefühlen und Erwartungen der Anleger ist, geschieht hier alles im Schnelldurchlauf. Der Deutsche Aktienindex (DAX) gilt zum Beispiel als Indikator der Stimmung in der Wirtschaft. Dieser hat seit Anfang der Krise rund 40 Prozent  verloren.

Was tut der Staat?

Die Auswirkungen auf die Realwirtschaft sind heute schon immens. Restaurants sind geschlossen, die gesamte Tourismusbranche ist eingebrochen, die Produktion unserer Automobilhersteller steht still. Die wichtigste Aufgabe des Staates wird nun sein, von der Krise betroffenen Unternehmen, Arbeitnehmern, Selbständigen unter die Arme zu greifen. Und das tut er – für deutsche Verhältnisse sogar recht schnell, wie es scheint 😉

Zunächst wurde ein Rettungsschirm im 3-stelligen Milliardenbereich verabschiedet, der unter anderem folgende Maßnahmen beinhaltet:

  • Kurzarbeit für Arbeitnehmer
  • Soforthilfe Zuschüsse, die nicht zurück gezahlt werden müssen für Unternehmen und Selbstständige
  • Steuerliche Erleichterungen für Unternehmen
  • Vereinfachter Zugang zu Krediten für Unternehmen
  • Hilfspakete für Solo-Selbstständige
  • Schutz von Mietern und Pächtern

Außerdem gibt es je nach Bundesland leicht abweichende Maßnahmen.  

Was tun die Zentralbanken?

Ein weiteres Instrument sind die Zentralbanken. Zentralbanken sind Banken, bei denen sich andere Banken ihr Geld leihen können. Schauen wir kurz auf zwei der wichtigsten Player: Die Europäische Zentralbank (EZB) in Europa und die Federal Reserve Bank (FED) in den USA.

Die FED senkte den Leitzins auf fast 0 Prozent . Ziel: Banken können sich Geld günstiger leihen und dieses damit auch günstiger an die Verbraucher weitergeben. Die gewünschte Stabilisierung hat das Ganze aber noch nicht gebracht.

Die EZB entschied sich für das Kaufen von Staatsanleihen. Damit investiert sie in einzelne Staaten und leiht diesen Geld für einen bestimmten Zinssatz. Ein Weg um Staaten zu helfen, schnell an Geld zu kommen. Erste Früchte trägt diese Maßnahme bereits, ob das langfristig genug ist? Wir werden sehen. 

Wer sind die Gewinner & Verlierer?

Jede Krise hat Gewinner und Verlierer.

Der Unterschied zu einer „normalen“ Wirtschaftskrise ist, dass durch die strikten Maßnahmen die Umsätze in ganzen Branchen nicht nur einbrechen, sondern teilweise komplett ausbleiben. Restaurants sind eben gerade einfach geschlossen und Fixkosten fallen weiter an. Neben den ganz offensichtlichen Verlierern

–   Tourismusbranche
–   Gastronomie
–   Automobilhersteller
–   Hotelbranche
–   Eventbranche
–   Kleinunternehmen und Selbstständige, deren Business auf Interaktion ausgelegt ist (Frisöre, Fotografen, und so weiter)

gibt es einen Verlierer, der leicht zu übersehen ist: der Feminismus.

„Ich bin jetzt wieder 100 % Hausfrau und Mutter“ – eine Nachricht, die mich genauso von einer Frau aus der Community erreicht hat. Die Schließung von Kitas und Schulen katapultiert uns mal eben schwuppdiwupp in die 50er Jahre zurück. Mehr dazu im Video.

Achtung: Studien aus Krisen in der Vergangenheit zeigen, dass viel Zeit gemeinsam zu Hause, ohne Möglichkeiten sich anderweitig abzulenken, gepaart mit finanziellen Sorgen, sehr schnell zu einem Anstieg von häuslicher Gewalt führt. Umso mehr: Haltet Augen und Ohren offen! Vielleicht braucht jemand in eurem Umfeld Unterstützung. In solchen Fällen könnt ihr euch wenden an: 

In jeder Krise gibt es natürlich aber auch Gewinner. Beobachtet euch einfach mal im Alltag und ihr wisst selbst, um wen es sich handelt:

  Lieferdienste
  Supermärkte
  Gesundheitsbranche/ Medizintechnik
  Gaming/ Entertainment Branche
  Online Kommunikation
  Innovatoren (Disney z.B. gleicht fehlende Umsätze ihrer Parks mit neu gelaunchtem Streamingdienst aus)

Klar im Vorteil sind außerdem Unternehmen mit… viel Cash. Es könnte also sein, dass wir in den nächsten Monaten einige Übernahmen erleben werden. Wer weiß? 
An die Selbstständigen unter euch: Hört euch unbedingt meinen Moneytalk, Selbstständig durch die Krise, vom 09.04.2020 an, indem ich darüber spreche, was ihr kurz- mittel- und langfristig tun könnt, um euer Business zu retten.

Risiko & Verluste richtig einordnen.

Was meine ich damit? Bei all der Panik, die viele gerade verbreiten, geht es mir darum einen Gegenpol zu setzen und das Ganze einmal in einen größeren Kontext einzuordnen. Wie auch schon im letzten Corona Update beschrieben: Verlust machst du erst dann, wenn du verkaufst – also deine Verluste realisierst.

Vielleicht hilft es dir, dein konkretes Nettovermögen über dein gesamtes Leben zu betrachten: Was hast du? Was kannst du zu Geld machen? Was schuldest du? Vergiss dabei nicht deinen größten Vermögenswert, nämlich dein Humankapital (dein Potenzial im Laufe deines Lebens Geld zu verdienen). Wie viel machen deine Aktieninvestitionen tatsächlich aus? Wahrscheinlich nicht mehr als 15 %.

Wenn wir davon ausgehen, dass sich die Wirtschaft langfristig genauso erholt, wie sie es in der Vergangenheit immer getan hat, heißt es also: Ruhe bewahren und Aktien halten.

Apropos Vergangenheit. Natürlich können wir alle Mutmaßungen anstellen, wie es weitergeht und was passieren wird – oder wir schauen uns einfach einmal ganz nüchtern an, wie die letzten Krisen abgelaufen sind. Gerd Kommer, Investmentbanker und Autor hat hier eine super gute Übersicht erstellt.

Historie der Börsenkrisen seit 1916

Quelle: https://www.gerd-kommer-invest.de/corona-crash/ Für gute Infos, Newsletter abonnieren!

Die wichtigsten Erkenntnisse (näher erklärt im Video):

  1. Nach jeder Krise geht es wieder bergauf
  2. Dauer bis zum Tiefpunkt: Ø 2,9 Jahre
  3. Max. kumulierter Verlust: -54 % (globalen Aktienmarkt)
  4. Kumulierte Rendite 24 Monate ab Tiefpunkt Ø 74 %*
  5. Kumulierte Rendite 60 Monate ab Tiefpunkt Ø 138 %

*Wichtig dabei: Wenn es 54 Prozent runter geht, reicht ein Anstieg der Rendite von 54 Prozent nicht aus, um auf den Stand von vor der Krise zu kommen. Rechenbeispiel dazu: Gehen wir davon aus, dass du einem Depotwert von 100€ hast. Nun sinkt der Aktienkurs um 50 Prozent. Dein neuer, aktueller Depotwert ist damit also 50€. Steigt der Kurs nun wieder um 50 Prozent, steigt dein Depotwert auf 75€ (25€+50€) an. Du brauchst also mindestens 100 Prozent Anstieg der Aktienkurse, um wieder beim Ausgangswert von 100€ zu sein. 

Sollte diese Krise also keine komplette Ausnahme zu allem sein, was wir bisher erlebt haben, geht es ab jetzt einmal rapide bergab und anschließend langfristig wieder nach oben. Bei einer Investition von 20, 30, 40 Jahren ist dies eines von mehreren Tiefs, die ihr kommen und gehen sehen werdet.

Bottom Line

Keine Panik auf der Titanic. Auch diese Krise wird vorbeigehen.

Die Wirtschaft ist in den letzten 10 Jahren konstant gewachsen. Wer auf die Vergangenheit schaut sieht: Auf ein Hoch folgt immer irgendwann ein Tief – und umgekehrt.

Meine abschließenden Tipps:

  1. Halte dich an die Regeln und folge am besten nicht der Herde. Wenn du Cash übrig hast und weißt, was du tust… investiere jetzt und HALTE! Wenn nicht, dann nicht. 
  1. In jedem Fall aber investiere in dich, dein Wissen, sammle Erfahrungen, kreiere neue Businessideen, stell dir die großen Fragen. Nutz die Zeit, um gestärkt aus dieser Krise herauszugehen.

Eure Fragen

Ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um in Aktien zu investieren?

Dazu vorab: Angst und Gier sind schlechte Berater beim Investieren. Genau wie Menschen gerade panisch verkaufen, gibt es auch diejenigen, die gerade panisch kaufen. Beides sehr ungünstig! Der erste Schritt ist immer die Wissensaneignung. Dafür ist jetzt der perfekte Zeitpunkt.

Niemand kann gerade sagen, wann der richtige Zeitpunkt ist. Ist tatsächlich auch zweitrangig.

 It is time, not timing.

Wichtig ist, mit eigener Strategie und basierend auf der eigenen Risikobereitschaft zu investieren.

Nach der Wirtschaftskrise kommt die Inflation. Alle kaufen gerade Gold, soll ich das auch tun?

Ist das so? Kaufen wirklich alle Gold? Und kommt nach der Krise tatsächlich die Inflation?

Laut einer Studie von Statista lag die Inflationsrate nach dem Dot.com Crash im Jahr  2000 bei 2 %. Also keine Abweichung vom Normalwert. 

Nach der Finanzkrise 2008 stieg die Rate auf 2,6 % und sank 2009 auf 0,3 %.

Rational gesehen, gibt es also keine Belege dafür, dass ‚die Inflation kommt‘.

Achte darauf, dass deine Entscheidung auf Fakten basieren und nicht von Crash Propheten stammen, die von einem Anstieg der Goldkäufe profitieren.

Wo informierst du dich, welche Quellen sind seriös?

In Bezug auf wirtschaftliche Themen:

  Zeit online,
  Gerd Kommer,
  Finanzfluss,
  Finanzwesir,
  Finanzrocker

Die meisten kenne ich persönlich und weiß, dass hier solide Arbeit mit hohem Wissenswert geleistet wird.

Was tun, um Erspartes zu schützen, ohne Geld zu verlieren?

Eine Möglichkeit ist die Anlage auf dem Tagesgeldkonto. Hier gibt es pro Bank eine Einlagensicherung bis 100.000€. Damit machst du zwar keinen Gewinn und hast den altbekannten Inflationsverlust, aber Dein Geld ist sicher.

Ansonsten haben Aktien immer noch das renditestärkste Anlagepotenzial – wenn du sie hältst und nicht verkaufst.  

Ich wollte von einem aktivem Fondsvertrag zu einem ETF-Vertrag wechseln, macht das noch Sinn?

Ohne den konkreten Vertrag zu kennen: Ja, es macht grundsätzlich immer Sinn von aktiven Fonds zu ETFs zu wechseln. Statistisch gesehen sind aktive Fonds teurer und performen über einen längeren Zeitraum schlechter als passive Fonds (ETFs)

Was mache ich als Freiberufler, wenn alle Einnahmen wegbrechen?

1. Informiere Dich über die Hilfe, die der Staat Freiberuflern zukommen lässt https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/coronavirus/info-unternehmen-selbstaendige-1735010

2. Hör rein in meinen Money Talk vom 11.April. Hier ging es um das Thema „Selbstständig durch die Krise“

Aktuell lieber Notgroschen aufbauen oder in ETFs investieren? Wie groß sollte mein Notgroschen idealerweise sein?

Wie hoch Dein Notgroschen ist, kommt natürlich auf Dein Sicherheitsbedürfnis an. Ich empfehle aber mindestens 3 Monatsgehälter anzusparen, oder aber das Geld, das du und alle von dir abhängigen Personen über einen Zeitraum von 3 Monaten brauchen würden, um zu überleben – mindestens.

Wenn du schon einen Notgroschen hast, du das Geld momentan wirklich nicht brauchst und du weißt, was du tust: Go for it!

Sollte ich Sparbücher plündern und zu Hause horten?

In meinen Augen gibt es dafür keinen ersichtlichen Grund, also NEIN. Du kannst Deine Ersparnisse wie oben beschrieben auf ein Tagesgeld- oder Festgeldkonto packen und von der Einlagensicherung bis 100.000 € profitieren.

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