ETFs

6 Dinge, die du über ETFs wissen musst

1. Was sind ETFs?

Da du ja bereits meinen Artikel “Grundwissen Aktien” inhaliert hast, hast du schon eine ungefähre Vorstellung von der Natur und Funktionsweise von ETFs (Exchange Traded Funds). Hier noch mal meine Sendung-mit-der-Maus-Definition von ETFs:

ETFs sind (passive) Fonds, die einen Index abbilden. Du kennst bestimmt den DAX, den Deutschen Aktienindex. Der DAX ist ja kein Unternehmen oder ähnliches, sondern eben ein Index über die 30 größten deutschen Unternehmen, die an der Börse vertreten sind. Wenn der DAX steigt oder sinkt, tut er das weil die Aktien eines oder mehrerer der 30 im DAX enthaltenen Unternehmen steigen oder sinken. Als im Zuge des Abgasskandals die VW-Aktie zeitweise um 41% eingebrochen ist, verlor der DAX ebenfalls ein paar Punkte (Warum nicht auch 41%? Weil der DAX ja nicht ausschließlich VW beinhaltet sondern noch 29 andere Unternehmen). Der DAX bildet also immer die Entwicklung der in ihm enthaltenen Unternehmen ab. Wer sich für die genaue Zusammensetzung interessiert, wird hier schlau.

Nun ist der DAX ja weder Unternehmen noch Staat, man kann sich also nicht einen Teil des DAX kaufen, wie das bspw. bei Zalando möglich ist. Dennoch man kann mittels bestimmter ETFs, nämlich die, die den DAX so gut es geht nachbilden, in die Entwicklung des DAX investieren. So ein “DAX ETF” (Kein wirklicher Begriff, habe ich nur zum besseren Verständnis erfunden) ist also ein (passiver) Fonds, der genau die gleiche Anzahl an Aktien an genau den gleichen Unternehmen hält, wie der DAX. Wenn du also Anteile an einem “DAX ETF” gekauft hast und der DAX steigt, steigt auch der Wert deines Anteils am “DAX ETF”. Wenn der DAX sinkt, passiert genau das Gegenteil.

2. Wie sieht ein ETF aus?

Schauen wir uns an dieser Stelle doch mal einen ETF an, der den DAX nachbildet.

  1. Gehe auf comdirect*
  2. Gehe oben auf “Informer” –> ETFs –> “ETF-Selektor”
  3. im Feld “Index” (4. von oben) wählst du “DAX PERFORMANCE INDEX” aus und klickst auf “anzeigen”
  4. wähle dort den COMSTAGE DAX TR UCITS ETF aus

Der kürzere Weg: Bei Kurssuche die WKN (eindeutige Wertpapierkennnummer, die jeder ETFs, Aktie, Fonds etc. hat) “ETF001″ eingeben.

Einen ETF erkennst du ganz einfach an der Kennung “Typ: ETF” im oberen Teil. Dort siehst du auch den Vergleichsindex, bei uns der DAX. DAX ETF Informationen

5. Gehe auf “Chart” und dann “5 Jahre”. Du solltest dann dies hier sehen:

ETF vs DAX (& MSCI World)Du siehst also eine gelbe Fläche = Entwicklung des ETFs, eine blaue Linie = Entwicklung des DAX als Vergleichsindex. Und noch eine grüne Linie, die den MSCI World Index abbildet. Also quasi der DAX für die ganze Welt, nicht nur für Deutschland. Mit dem beschäftigen wir uns aber nicht weiter, denn unser ETF bildet ja den DAX nach, nicht den MSCI World.

3. Was kostet ein ETF?

Wenn du ganz genau hinsiehst, erkennst du ein paar kleine weiße Flächen zwischen dem ETF und dem DAX. Der DAX ist immer ein Minibischen höher als der ETF. Das ist die sogenannte Trackingdifferenz. Diese Differenz entsteht durch die Kosten des ETFs. Da dieser spezielle ETF mit 0,08 TER sehr günstig ist, fällt die Trackingdifferenz klein aus. Es gibt auch andere Fälle, in denen der ETF aufgrund höherer Kosten etwas deutlicher unter dem Vergleichsindex liegt.

TER steht für Total Expense Ratio und bezeichnet deine jährlichen Kosten für diesen ETF – in unserem Fall 0,08% deines Investments. Wenn du also einen Wert von 10.000 Euro in diesem ETF hast, zahlst du 8 Euro Gebühren pro Jahr. Das “Total” ist jedoch etwas irreführend, denn die Fondsgesellschaft kann immer noch zusätzliche Kosten wie zum Beispiel einen Ausgabeaufschlag verlangen. Das tun die meisten zwar nicht, aber dennoch solltest du dir immer, immer, immer die wesentlichen Anlegerinformationen durchlesen. Dort müssen die gesamten Kosten inkl. aller Aufschläge etc. aufgelistet werden. Manchmal steht dort so etwas wie “Bei einem börslichen oder außerbörslichen Erwerb des Fonds im Sekundärmarkt fallen Ausgabeaufschlag und Rücknahmeabschlag nicht an.” Das trifft auf dich als Privatanlegerin zu – du zahlst diese Aufschläge also nicht.

Jetzt hat dein Broker (bspw. comdirect*) allerdings noch keinen Cent gesehen. Daher erhebt die Bank für jeden Trade (Verkauf/Kauf) eine Gebühr. Diese variiert natürlich, bei der comdirect** sind es 4,90€ pro Trade. Außerdem kommen 0.25% Orderprovision oben drauf.

Zusätzlich bekommt die Börse, an der du kaufst ebenfalls ein paar Groschen: Xetra 1,50 Euro und alle anderen (Berlin, Frankfurt etc.) 2.50 Euro.

Beispielrechnung: Du möchtest 10.000 Euro in den COMSTAGE DAX TR UCITS ETF bei comdirect* an der Xetra investieren:

  • Kosten Kauf/Verkauf: 4,90€ + (10.000€ x 0,25%) + 1,50€ = 31,40€
  • Laufende Kosten pro Jahr: 10.000 x 0,08% = 8€

4. Welche Unterschiede gibt es?

Thesaurierende vs. ausschüttende ETFs

Abgesehen von der TER, die variiert, gibt es thesaurierende und ausschüttender ETFs. Ausschüttend bedeutet, dass dir die Dividende (Gewinne), die der ETF macht, ausgezahlt werden. Thesaurierend bedeutet, dass die Dividende automatisch wieder für dich in den ETF investiert wird. Dadurch sparst du dir also einen Trade. So lange du also immer weiter investieren und den Zinseszins ordentlich für dich arbeiten lassen willst, sind die Thesaurierenden die richtige Wahl. Wenn du dann nach 10 Jahren dein finanzielles Ziel erreicht hast und nun von den Erträgen leben willst, würdest du die thesaurierenden durch ausschüttende ETFs ersetzen.

Replikationsmethode: Physisch vs. synthetisch

Du weißt ja schon, dass ein ETF immer versucht, den zugehörigen Vergleichsindex so gut es geht abzubilden. Dafür gibt es zwei unterschiedliche Methoden:

1. Die physische Replikation, die den Kauf der exakten Zusammensetzung des Index beschreibt, also alles genauso wie beim DAX.

2. Die synthetische Replikation, bei der die Indexnachbildung über ein Tauschgeschäft (Swap) geschieht. Da dieser Prozess relativ komplex zu erklären ist, habe ich dir die beste Erklärung rausgesucht, die findest du hier. 

Basisdaten ETF

5. Wie suche ich einen ETF aus?

Zu allererst musst du wissen, welchen Index du abbilden willst. Den DAX? Den MSCI World? MSCI Emerging Markets? Keine Angst, wenn du dich an das Weltportfolio hältst, was ich dir noch vorstellen werde, sind diese Fragen schon für dich beantwortet 🙂

Ich suche ETFs immer nach den folgenden, priorisierten Kriterien aus:

  1. Kosten: Die niedrigste TER gewinnt.
  2. Ausschüttend vs. thesaurierend: Da ich momentan nur investieren, nicht konsumieren will, wähle ich nur thesaurierende ETFs aus. Wenn es keinen passenden thesaurierenden gibt, nehme ich natürlich einen ausschüttenden bevor ich gar nicht investiere.
  3. Replikationsmethode: Ich schrecke nicht vor SWAPs zurück, versuche aber den Anteil von SWAPs eher gering zu halten.
  4. Fondsvolumen: ETFs mit einem großen Fondsvolumen (wie viel Geld bereits von anderen Anlegern hier investiert wurde) sind kleinen vorzuziehen, denn es kann passieren, dass ein Fonds aufgrund zu geringer Nachfrage geschlossen wird.

Schaue ich mir gar nicht die bisherige Entwicklung des ETF an? Nicht wirklich. Man kommt ja leider nicht drum herum, weil die Charts so viel Platz einnehmen und einem direkt ins Auge springen. Aber, wie du bereits weißt, sind Vergangenheit und Zukunft – was die Börse angeht – vollkommen entkoppelt. Egal, wie der Kurs vor einem Jahr war oder gestern, niemand kann daraus Vorhersagen für die Zukunft ableiten. Daher sind diese Infos für dich als rationale Anlegerin irrelevant.

Ich recherchier ETFs immer auf justEFT.com . In meinem Mentoring zeige ich dir live an meinem Bildschirm, wie ich dabei vorgehe.

6. Besteuerung von ETFs

Nun hat quasi jeder an deinen Investment verdient – nur der Staat noch nicht. Und da das natürlich nicht sein kann, fallen selbstverständlich Steuern an, und zwar in erster Linie die Abgeltungssteuer. Seit 2009 wird die Abgeltungssteuer auf Zinsen, Dividenden und realisierte Kursgewinne fällig. Davon behält das Finanzamt 25 Prozent plus Solidaritätszuschlag und seit Januar 2015 auch Kirchensteuer ein. Damit hast du zum Glück keinen Aufwand, denn die Bank führt diese Kosten direkt für dich ab.

Was du aber in jedem Fall tun musst: Freistellungsaufträge stellen! Denn nur mit einem Freistellungsauftrag bei den Banken brauchst du deine Zinseinkünfte bis zu einem Betrag von jährlichen 801 Euro (für Verheiratete sind es 1602 Euro) nicht versteuern. Da du auf einem Girokonto keine Zinsen bekommst, brauchst du nur zwei Anträge stellen: einen bei der Consorsbank* für dein Tagesgeldkonto und einen bei der comdirect* für dein Depot.

Ich würde empfehlen, die 801 Euro zunächst 50/50 aufzuteilen. Du stellst also bei der Consorsbank* einen Antrag über 400 Euro und bei der comdirect* über 401 Euro. Du kannst die Verteilung jederzeit ändern bspw. wenn du mit deinem Depot irgendwann mehr Zinserträge erzielst als über dein Tagesgeldkonto. Du kannst die Anträge ganz einfach online ausfüllen.

Seit 2018 werden alle Fonds und ETFs gleich besteuert! Der Steuerstatus ist daher kein Auswahlkriterium mehr.

So, jetzt habe ich dich ganz schön lang auf die Folter gespannt, aber dieses Vorwissen ist wichtig um das Weltportfolio zu verstehen. Na dann mal los: Weltportfolio, führe mich zum goldenen Topf!

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