Warum noch zu wenige Frauen investieren (obwohl sie die besseren Anlegerinnen sind)

Letzten November hat mich Geli Hensolt vom Podcast ‘SWR 2 Wissen’ interviewt. In unserem Gespräch erzähle ich, was mein Erweckungsmoment beim Thema Finanzen war und warum ich davon überzeugt bin, dass es nicht an ‘mangelndem Interesse’ liegt, dass immer noch zu wenige Frauen investieren. Wir sprechen darüber, wie sich Geschlechter und Altersgruppen beim Investieren unterscheiden und ob ich mich als Pionierin sehe.

Außerdem wurde ich gefragt, wie sich die Corona-Krise bei Madame Moneypenny ausgewirkt hat.

Das Ganze gibt es wie immer auch als Podcast.

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SWR 2 Wissen: Beginnen wir ganz von vorne: Was war Ihr ganz persönliches Erweckungserlebnis beim Thema Finanzen?

Natascha: Ich nenne dieses Erlebnis immer meinen 18.000 € teuren Aha-Moment. Vor ein paar Jahren beschloss ich eine private Rentenversicherung abzuschließen, um mich um meine Altersvorsorge zu kümmern. Dabei half mir eine „unabhängige“ Beraterin – völlig kostenlos.

Das dachte ich zumindest, bis ich irgendwann ein komisches Gefühl dabei hatte, Monat für Monat viel Geld einzuzahlen, ohne so richtig zu wissen, was damit passiert. Also forderte ich von meinem Versicherer eine Aufstellung an und stellte fest, dass ein Großteil meiner monatlichen Raten für Gebühren draufgingen.

Die standen sicherlich irgendwo auf Seite 325 in meinem Vertrag – da ich mich aber nicht wirklich darum gekümmert hatte (Wer liest sich das schon durch?), musste ich jetzt mit den Konsequenzen meiner Faulheit leben.

Ich hatte mein Lehrgeld bezahlt.

SWR 2 Wissen: Was passierte danach? Die Erkenntnis allein ist ja schon einmal sehr gut, aber was war der nächste Schritt?

Natascha: Der nächste Schritt war meine Entscheidung meine Finanzen selbst in die Hand zu nehmen. Ich wollte einfach nie wieder abhängig von externen Berater*innen sein müssen. Also habe ich mich nach Alternativen umgeschaut.

Mir war relativ schnell klar, dass, wenn ich im Alter Geld haben will, ich heute mehr Geld verdienen und irgendwie dafür sorgen muss, dass es mehr wird. So bin ich dann bei der Börse gelandet und habe mir hauptsächlich mit Büchern mein Wissen selber angeeignet.

Daraus habe ich mir mein eigenes kleines System zurecht gebaut, mit dem ich heute meinen Vermögensaufbau betreibe. Die Strategie und die Herangehensweise ist damals wie heute dieselbe.

Mein Versprechen an mich selbst, nie wieder in so eine Situation zu geraten und nie wieder von außen abhängig zu sein, habe ich bis heute halten können.

SWR 2 Wissen: Das klingt nach einer Menge Arbeit.

Natascha: Das war es auch. Vor allem, weil es zu der Zeit original einen Youtube-Kanal dazu gab und nur eine handvoll Finanzblogger, die sich auf die Fahne geschrieben hatten, Finanzen für ‘normale Menschen’ zu machen. So, dass es jede*r versteht – quasi Vermögensaufbau in Eigenregie.

Ich habe mich damals dann durch die verfügbaren Ressourcen geackert, was mit allem drum und dran mehr als ein Jahr gedauert hat.

Glücklicherweise geht das heute deutlich schneller. In unserem Mentoring Programm bekommt man in nur acht Wochen alles geliefert, was ich mir alleine erarbeitet habe.

Außerdem gibt es mittlerweile natürlich ganz andere Möglichkeiten über YouTube, Podcasts und Co., um sich Wissen anzueignen. Aber damals war das noch ein ganz guter Struggle.

Trotz allem hatte mich das Thema Finanzen angefixt und ich war unglaublich motiviert. Ich habe mir gesagt: Wenn es einmal mache, dann doch richtig.

SWR 2 Wissen: Können Sie sich erklären, woher das Desinteresse am Thema Geld und Finanzen – gerade bei Frauen – kommt? Auch Sie brauchten ja erst den Erweckungsmoment, um sich damit zu beschäftigen.

Natascha: Ich glaube nicht, dass Frauen grundsätzlich desinteressiert an dem Thema sind. Wenn, dann ist es ein antrainiertes Desinteresse, schließlich hat jeder Mensch Interesse daran, seine Existenz zu sichern und da gehört Geld nun mal dazu.

Ich denke, es sind vor allem zwei Punkte.

  1. Wir alle haben immer viele andere Themen auf dem Tisch.

Mit Mitte, Ende 20 ist man gerade mit dem Studium fertig, hat seinen ersten Job und das erste Gehalt verdient. Und auch danach finden wir immer Dinge, die wichtiger und dringender erscheinen. Mir ging es da nicht anders.

2. Sozialisierung

Meine Oma durfte in den 1970er Jahren noch kein eigenes Konto haben, oder eigenes Geld verdienen. Das ist jetzt 50 Jahre her, also noch keine ganze Generation. Und Wandel braucht seine Zeit. Wir alle sind in patriarchalischen Strukturen aufgewachsen und es ist nicht unbedingt gewollt, dass Frauen extrem unabhängig sind und ihr eigenes Geld verdienen.

Es gibt eine sehr kleine Lobby von Menschen, die wollten, dass das System und die ‘Bro-Kultur’ aufgeschüttelt und Geld umverteilt wird.

SWR 2 Wissen: Eine Statistik aus dem Jahr 2020 zum Thema Frauen und Finanzen zeigt, dass vor allem ältere Frauen wenig Interesse zeigen. In der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen sagen immerhin 2/3, dass sie zukünftig mehr Geld sparen möchten. 1/3 sagt ‘Meine Finanzen sind gut geregelt’ und die Zahl derer, die sich überhaupt keine Gedanken gemacht haben beträgt, nicht mal 2 Prozent. Bei den 60- bis 69-Jährigen dagegen gibt es fast ¼, die sich noch keine Gedanken gemacht haben. Haben Sie das Gefühl, dass sich vor allem bei jüngeren Frauen etwas geändert hat?

Natascha: Ich denke, dass sich da einiges tut, ja. Schon allein deswegen, weil die Möglichkeiten heute ganz anders sind. Der Einstieg ist sehr, sehr viel seichter.

Wenn ich mir überlege, was meine Mama hätte machen müssen, um sich in meinem Alter mit Finanzthemen zu beschäftigen… Sie hätte wahrscheinlich in die Bibliothek gehen müssen, um mit Glück ein 20 Jahre altes Buch oder eine Zeitschrift auszuleihen.

Junge Frauen sind auf TikTok, Instagram & Co. unterwegs und bekommen dort eine Vielzahl von Informationen. In meinen Augen schafft das steigende Angebot die Nachfrage. Wir erleben zum Beispiel, dass viele Frauen über Umwege auf uns stoßen und sich denken: „Ach ja, stimmt – das ist ein gutes Thema.“

Das passiert wahrscheinlich öfter, als dass die Frauen sagen: „Oh, jetzt kümmere ich mich mal um meine Finanzen und wo kann ich denn anfangen?“ Dieses ‘in Berührung kommen’ gab es bei meiner Oma oder auch meiner Mama nicht.

Deshalb bin ich davon überzeugt, dass sich einiges tut und wir gerade junge Frauen in diesem super wichtigen und unterbewerteten Lebensbereich positiv beeinflussen können.

SWR 2 Wissen: Man soll sich ja nie selber loben, aber trotzdem die Frage an Sie: Welchen Anteil haben denn Sie als Madame Moneypenny an dieser Entwicklung? Eigentlich sind Sie ja die Pionierin gewesen.

Natascha: Ja, ich würde nicht alle Lorbeeren dafür einheimsen wollen, aber ich glaube schon, dass wir mit Madame Moneypenny einen ziemlich großen Impact haben.

Als ich damals angefangen habe, gab es noch so ein, zwei andere Finanz-Blogs von Frauen für Frauen, die allerdings leider recht schnell wieder im Sande verliefen.

Aktuell ist das Feld ein bisschen breiter, was auch super ist. Denn in meinen Augen kann frau dieses Thema nicht genug beackern. Trotzdem waren wir die Ersten und sind heute mit Blick auf die Reichweite und den Impact, den wir haben mit Abstand die Größten am Markt.

Eine*r muss halt den Anfang machen. Eine*r muss die bekannten Strukturen durchbrechen und genau das habe ich mir damals auf die Fahne geschrieben. Natürlich hätte ich nie gedacht, dass Madame Moneypenny schlussendlich so Fahrt aufnimmt.

Aber wir sind stolz darauf, mittlerweile Millionen an Frauen zu erreichen. Egal, ob via Instagram, Facebook, Youtube oder Podcast, über unser Mentoring Programm oder diejenigen, die jetzt nachziehen. Frauen, die ebenfalls einen Finanzblog für Frauen haben oder etwas Ähnliches anstoßen. Das hätten sie wahrscheinlich nicht getan, wenn es Madame Moneypenny nicht gegeben hätte und sie gesehen hätten: Ach guck mal, das ist eigentlich ein cooles Thema. Das funktioniert.

SWR: Sie hatten bereits angesprochen, dass bestehende Strukturen Frauen heute noch davon abhalten, sich mit dem Thema Finanzen zu beschäftigen. Was sind denn außerdem im Moment noch die größten Hürden?

Natascha: Es gibt viele Hürden, die Frauen davon abhalten können, sich endlich mit dem Thema zu beschäftigen.

  1. Black Swan Events wie bspw. die Pandemie

Immer mal wieder gibt es unvorhersehbare Events, die unsere Gesellschaft nochmal so richtig durchrütteln. Genau das ist in den letzten zwei Jahren während der Corona-Krise passiert. Sie hat uns einmal zurück in die 50er-Jahre katapultiert.

Übertrieben gesagt gingen Frauen zurück nach Hause an den Herd, um sich um Kinder, Haus und Hof zu kümmern. Warum? Weil sie am Ende leider doch weniger verdiene als der Mann und es Sinn macht, dass er weiter arbeiten geht.

Ähnlich wie bei einem abgestürzten Aktienkurs dauert es seine Zeit sich aus so einer Situation wieder rauszukämpfen.

Gleichzeitig war es für viele ein Wachrüttel-Moment. Weil sie realisierten, wie wichtig es ist, beispielsweise einen Notgroschen zu haben.

2. Selbstzweifel

Ich tue mich schwer damit, Frauen das grundsätzliche Interesse am Thema abzusprechen. Oft liegt es mehr daran, dass sie sich selbst unterschätzen.

  • Weil Finanzen Männersache sind.
  • Weil sie denken, dass sie „das eh nicht verstehen“
  • Weil sie nie gut in Mathe waren
  • Weil sie nicht genau wissen, wo sie anfangen sollen

3. Wenig unterstützende Partner*innen

Ich sage immer wieder: Augen auf bei der Partner*innenwahl. Viele Paare haben Schwierigkeiten, offen über Finanzthemen zu sprechen.

Erfahrungsgemäß gibt es Wenige, die sagen: „Och nö, interessiert mich nicht“. Der Standardsatz ist vielmehr: „Ach ja, darum müsste ich mich auch mal kümmern.“

SWR 2 Wissen: Macht Sie das nicht wahnsinnig?

Natascha: Oh doch. Es gibt Momente, in denen ich Menschen am liebsten wachrütteln und fragen würde: Ist jemand Zuhause?

Irgendwann habe ich allerdings erkannt, dass es ist nicht meine Aufgabe ist, die Welt zu retten. Das kann ich zum einen nicht, zum anderen gibt es auch viele, die gar nicht gerettet werden wollen.

  • Weil es viel gemütlicher ist, dort zu bleiben, wo man sich gerade befindet.
  • Weil der*die Partner*in sich darum kümmert und sie daran nichts ändern wollen
  • Weil sie keinen Bock darauf haben
  • Weil sie noch nicht bereit dazu sind

Deshalb richten wir uns an diejenigen, die eine Veränderung wollen und bereit sind, das Thema jetzt in die Hand zu nehmen. Die Annahme: Sie haben Bock, wissen aber nicht, wo sie anfangen sollen.

Am Ende kann jede selbst entscheiden, ob sie sich um ihre Finanzen kümmern möchte oder nicht. Ich wünsche mir nur, dass Frauen das aktiv entscheiden. Ansonsten besteht die Gefahr, dass sie mit 45 Jahren aufwachen und sich denken: „Oh Shit, da hätte es ja auch noch einen anderen Weg gegeben, warum kannte ich den denn nicht? Das hätte ich eigentlich viel lieber gemacht.“

SWR: Sie sagte ja, dass die Pandemie alte Muster wieder zum Vorschein gebracht hat. Gleichzeitig gab es aber ein riesen Interesse am Thema Aktien. Haben Sie das auch so erlebt?

Natascha: Stimmt, es gab auf jeden Fall einen riesigen Aktienboom. Los ging es im März mit dem ersten Lockdown, wo die Aktienkurse das erste Mal in den Keller rasselten. Warum? Weil smarte Menschen investieren, wenn die Aktienkurse runtergehen.

Auf diesen Zug sind viele aufgesprungen. Zwischenzeitlich kamen die Banken gar nicht mehr hinterher und es gab Wartezeiten von mehreren Wochen, um ein Depot zu eröffnen. Und es war noch nie so einfach ein Depot zu eröffnen.

Für mich ist das Fluch und Segen zugleich:

Die Hürden für Einsteiger*innen sind niedriger. Gleichzeitig investieren dadurch sehr viele Menschen, die investieren, um zu profitieren, ohne so richtig zu wissen, was genau sie da eigentlich tun.

Auch wir haben die steigende Nachfrage bemerkt. Unser Content, ich als Person, aber auch unser Coaching Programm waren gefragt wie nie. Das Interesse ist sprunghaft angestiegen.

SWR 2 Wissen: Vor ca. 25 Jahren gab es ja schon mal so einen Aktienboom mit der Telekom Aktie, die damals wahnsinnig viele Leute gekauft haben. Irgendwann ist diese dann ziemlich abgeraucht und viele Leute haben viel Geld verloren. Sie sprachen davon, dass auch in dieser Krise viele Menschen investierten, ohne wirklich zu wissen, was sie tun. Befürchten Sie denn so was auch wieder? Befürchten Sie, dass es einen ‘Telekom-Moment’ geben wird?

Natascha: Ob oder ob nicht es diesen einen Moment geben wird, weiß ich nicht. Aber natürlich beobachte ich, dass unheimlich viele Menschen ‘einfach mal so’ investieren, ohne sich der Risiken ausreichend bewusst zu sein.

In den Augen dieser Menschen ist dann natürlich wieder die Börse schuld. Und Aktien sind alles Teufelszeug. Meist sitzt der Fehler aber 40 Zentimeter vor dem Computer und nicht darin.

Es kann gut sein, dass die nächsten Krisen noch ein bisschen heftiger ausfallen. Kurs-Rutsche entstehen nämlich vor allem dann, wenn Menschen, die nicht genau wissen, was sie tun, ihre Aktien verkaufen, weil ihnen die Strategie fehlt. Sie haben keinen Plan, was sie in einer Krise tun sollten.

Dadurch werden solche Krisen dann natürlich immer tiefer. Hier stellt sich dann raus, wer zu viel Risiko eingegangen ist und jetzt in Panik verfällt. Darunter leiden dann alle ein bisschen, weil die Kurse runtergehen.

In unserem Mentoring Programm haben wir immer wieder Frauen, die X Tausend Euro mit Bitcoin verloren haben oder „vor 2 Jahren mal irgendetwas gemacht haben“, sich jetzt aber Klarheit wünschen. Sie kommen zu uns, um zu lernen, wie nachhaltiger Vermögensaufbau richtig funktioniert – eine Extrarunde, die sie sich hätten sparen können.

Das Gute: Diejenigen, die eine klare Strategie haben und wissen, was sie tun, werden langfristig von Krisen profitieren.

SWR: Ohne jetzt in Klischees zu verfallen – würden Sie sagen, dass Frauen anders (vorsichtiger, zurückhaltender) Geld anlegen?

Natascha: Ich beobachte, dass Frauen nicht risikoaverser handeln, sondern risikobewusster.

Beispiel: Am Montag berichtete eine Mentoring Teilnehmerin von einer lustigen Situation im Büro. Sie musste in die IT Abteilung, um ihren Laptop reparieren zu lassen und überhörte eine Unterhaltung von zwei Männern, die sich über Bitcoin unterhielten. Der Konsens: Du musst schnell kaufen und super schnell verkaufen, um maximal zu profitieren.

So eine Situation haben wahrscheinlich viele schon einmal erlebt. Männer vergleichen und profilieren sich. Die Mentoring Teilnehmerin war zu dem Zeitpunkt bereits so weit im Programm fortgeschritten, dass sie die Situation ganz gut einschätzen konnte.

Ihre Erkenntnis: Männer quatschen viel darüber, versuchen anzugeben und messen sich.  Frauen machen es einfach und zwar richtig.

Ich liebe dieses plakative Beispiel, weil es den Unterschied zwischen Frauen und Männern beim Investieren verdeutlicht (Ausnahmen bestätigen die Regel).

Frauen informieren sich und nehmen sich die Zeit eine vernünftige Strategie aufzusetzen, müssen das aber nicht so rausposaunen. Sie machen ganz einfach ihr Ding und fahren Jahr für Jahr eine vernünftige Rendite ein.

SWR 2 Wissen:  Es gibt ja auch Studien, die besagen, dass Frauen die besseren Anlegerinnen sind.

Natascha: Richtig. Und ich glaube, dass genau das der Grund dafür ist. Wir investieren nicht, um damit anzugeben, dass wir 200 % gemacht haben (von den 300 % Verlust redet im Gegensatz dazu natürlich niemand).

Es geht darum, seine Hausaufgaben zu machen und darin sind Frauen oft einfach besser. Sie wollen verstehen, was sie da tun und warum. Um dann eine informierte Entscheidungen zu treffen, diese umzusetzen und fertig.

Das schützt vor der Versuchung, ständig aktiv zu sein und neu zu kaufen und zu verkaufen. Denn genau dadurch kommen die schlechteren Renditen zustande.

Frauen müssen nicht damit angeben, jetzt den super Deal gemacht zu haben. Sobald die Strategie einmal aufgesetzt ist, investieren sie relativ unaufgeregt und unemotional und widmen sich stattdessen wieder ihrem Leben.

SWR: Haben wir eigentlich ein Schulfach Finanzbildung?

Natascha: Wir bräuchten es auf jeden Fall. Genau wie die Fächer Self Care, Mindset, Lebensorganisation und Beziehungsmanagement.

Anschlussfrage: Wer soll dieses Schulfach unterrichten?

Macht das die Religionslehrerin noch nebenbei? Oder kommt Herr Schmitz von der Sparkasse vorbei und erzählt, wie toll Bausparverträge sind?

Wenn die falschen Personen die falschen Inhalte vermitteln, kann das genauso gut nach hinten losgehen.

Ich erinnere mich, dass wir in der Schule irgendwann mal ein Börsenspiel von der Sparkasse gespielt haben. Mein 15-jähriges Ich hätte sich aber viel mehr dafür interessiert,  …

  • … wie Geld wirklich funktioniert.
  • … was gute und böse Schulden sind.
  • … was ein Money Mindset ist.
  • … wie ich Geld verdiene.
  • … warum es Sinn macht zu sparen
  • … usw.

DAS sind die Themen, die unseren Kids so früh wie möglich beigebracht werden sollten. Und hier sind die Eltern in der Pflicht, ihren Kindern eine gewisse finanzielle Bildung und Erziehung mitzugeben. Das Fatale ist halt nur, dass die meisten das selbst nicht können. Genau das gilt es zu durchbrechen.

SWR 2 Wissen: Braucht es darüber hinaus auch noch politische Veränderungen? Stichwort Ehegattensplitting?

Natascha: Definitiv. Momentan haben wir ein System, dass finanzielle Unabhängigkeit von Frauen nicht fördert. Im Gegenteil. Regelungen wie das Ehegattensplitting vermittelt die Idee: Du musst gar nicht unbedingt arbeiten, Geld ist doch gar nicht so wichtig.

Dinge, die diese Idee fördern:

  • Unbezahlte und ungerecht aufgeteilte Care Arbeit (Gender Care Gap)
  • Fehlende Lohngleichheit (Gender Pay Gap)
  • Ehegattensplitting (da es finanziell für viele Familien keinen Sinn macht, dass die Frau arbeiten geht)

Am Ende mündet alles in der sogenannten Lifetime Learning Gap.

In Westdeutschland verdienen Frauen im Laufe ihres Arbeitslebens knapp 700.000 Euro weniger als Männer. Wenn dieses Geld in die Altersvorsorge geflossen wäre, wären viele aus dem Schneider.

Außerdem fehlen uns immer noch weibliche Vorbilder. Wie wäre es zum Beispiel mit einer

Finanzministerin?