Offen über Geld reden: So klappt’s

Offen über Geld reden: So klappt’s

Im Interview mit dem Magazin finanzielle erkläre ich, wie Frau lernt, offen über Geld zu sprechen und warum Frauen häufiger negative Glaubenssätze über Geld haben als Männer. Ich verrate, was Urlaubsplanung in einer Partnerschaft mit Finanzen zu tun hat und ob es möglich ist, 50 % seines Gehaltes zu sparen. Außerdem erfahrt ihr, wie meine ganz persönliche Reise im Umgang mit Geld aussah und was mein Kind über Geld lernen soll.

Das Interview gibt es hier als Video:

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finanzielle: Wir möchten heute mit dir über Geld sprechen. Vor allem aber wollen wir mit dir über das « Geld sprechen » sprechen. Wie lernt man, offen über Geld zu sprechen? Dafür würden wir gerne mehr über deine Gelderziehung erfahren. Wie war das bei dir früher in deinem Elternhaus? Wurde viel über Geld geredet? Wurde offen darüber gesprochen? Und in welchem Kontext?

Natascha: Relativ wenig. Ich assoziiere Geld eher mit meinem Vater. Er hatte immer sein Bargeld in der Hosentasche. Geld war nicht super präsent. Als Kinder hatten wir immer das Gefühl, dass genug da ist. Wir wurden nicht mit Sachen überhäuft und fuhren nicht ständig in den Urlaub – und wenn, dann an die Nordsee. Aber als Kinder hat uns das nicht interessiert. Geld war aber auch nie ein großes Streitthema. Trotzdem waren meine Eltern keine Großverdiener.

finanzielle: Was haben deine Eltern gemacht?

Natascha: Mein Papa hat bei einer Bausparkasse gearbeitet und meine Mama war damals Zahnarzthelferin. Sie war aber auch viel in Elternzeit und hat in Teilzeit gearbeitet.

finanzielle: Was hast du von deinen Eltern über Geld gelernt oder was haben sie dir beispielsweise nicht beigebracht, was vielleicht gut gewesen wäre?

Natascha: Was ich gelernt habe, ist, strukturiert zu sein und Geld zu sparen. Mein Vater ist ein strukturierter Mensch. Er ist sehr weitsichtig und plant sehr gut in die Zukunft. Das habe ich von ihm übernommen. Sicherlich auch in finanzieller Hinsicht. Dabei galt immer Qualität über Quantität. Wir kauften nicht viel Scheiß, sondern lieber eine Sache, die gut war und lange hielt. Sie führten auch Haushaltsbuch und haben uns da ganz gut was mitgegeben. Aber investieren brachten sie uns nicht bei. Sondern eher festhalten. Stichwort: Sicherheit und Sparbuch.

finanzielle: Aber das Sparbuch wurde thematisiert?

Natascha: Ja. In der Schule gab es das Sparkassen Sparbuch mit der Spardose. Zum Investieren bin ich dann mit Ende 20/Anfang 30 selber gekommen.

finanzielle: Was verstehst du unter “Offen über Geld sprechen”?

Natascha: Die Frage ist zunächst, warum man überhaupt über Geld sprechen sollte? Meiner Meinung nach ist das, um von anderen Menschen lernen zu können. Wir sprechen über so viele andere Themen wie Arbeit, Beziehungen und Kinderkriegen. Und bekommen dementsprechend viel Input, der uns beim Reflektieren hilft.

Oft geht es gar nicht darum, dass wir alle wissen müssen, was der andere verdient, sondern erstmal um eine gewisse Offenheit dem Thema gegenüber. Man muss also nicht jedem alles auf die Nase binden und kann sich schon überlegen, mit wem man über was redet. Aber im Freundeskreis oder unter Kolleginnen ist es eine gute Idee. Es kommt natürlich immer darauf an, was das Ziel bei der ganzen Sache ist.

finanzielle: Kannst du die Hemmungen, die manche damit haben, verstehen?

Natascha: Total. Man bietet dadurch ja auch Angriffsfläche – sowohl ins Positive als auch ins Negative. “So viel verdient sie?” oder “So wenig verdient sie?” Vielleicht kommen auch Neidgedanken auf. Deswegen sage ich, dass ich meine Finanzen nicht ausposaunen muss. Mit meiner besten Freundin rede ich aber schon darüber, weil ich weiß, dass es ihr egal ist.

Wir wurden ja auch anders erzogen: « Über Geld spricht man nicht ». Die nächste Generation, die jetzt heranwächst, wird damit wohl offener umgehen, da sie auch durch Social Media ganz anders mit dem Thema in Berührung kommen.

finanzielle: Ist es dir selbst immer schon leicht gefallen, über Geld zu sprechen? Oder musstest du das lernen bzw. üben ?

Natascha: Meine These ist, dass, wenn Geld ein hartes Thema ist, man es auch hart bei sich behält. Das ist anders, wenn es eine gewisse Leichtigkeit hat. Da darf man aber hineinwachsen. Gleichzeitig darf man aber auch entscheiden, mit wem man über Geld redet.

finanzielle: Wie gelingt es anderen, offen über Geld zu reden? Hast du Tipps?

Natascha: Glaubenssätze über Geld erkennen und auflösen. Stichwort Money Mindset. Das machen wir auch ganz explizit in meinem Mentoring-Programm – wir widmen eine Woche ganz intensiv nur dem Mindset. Mit verschiedenen Übungen, z.B. zum Thema Geld in der Kindheit. Wir schauen uns an, woher es kommt, dass jemand nicht sparen kann oder Hemmungen hat, über Geld zu reden.

Das ist der Anfangspunkt und danach sollte man im eigenen Tempo gehen. Es kann auch konkrete Anlässe geben, über Geld zu sprechen, zum Beispiel eine Gehaltsverhandlung. Da macht es Sinn, sich mit anderen Leuten über deren Gehälter auszutauschen.

finanzielle: Hast du bei dir selbst Glaubenssätze entdeckt, die du auflösen konntest?

Natascha: Bei mir war das Sparthema sehr präsent. Nach dem Motto: Wenn ich mein Geld investiere, ist es weg. Das Loslassen fiel mir sehr schwer. Ich war unglaublich gut im Sparen und mich auf den Schatz zu setzen und ihn zu beschützen. So geht es, glaube ich vielen.

Auch der Glaubenssatz “Geld kommt nur durch harte Arbeit” war bei mir sehr präsent.

finanzielle: Wann sind sie dir bewusst geworden?

Natascha: Stück für Stück. Aber auch erst, als ich selbst vom Konzept der Glaubenssätze hörte. Wir haben ja nicht nur Glaubenssätze über Geld, sondern über alles. Unser Glaube über die Welt färbt, wie wir sie sehen, wahrnehmen, agieren und reagieren. Ich glaube, dass das ein gesunder Prozess ist. Gerade wir Frauen denken oft, dass wir innerhalb von zwei Wochen alles machen müssten. Aber das ist ein Prozess über Wochen und Monate, vielleicht sogar Jahre, je nachdem, wie tief diese Glaubenssätze verankert sind.

finanzielle: Wie gehst du damit um, wenn dir Freunde, Bekannte oder Frauen aus deiner Community erzählen, dass sie nicht finanziell unabhängig werden können? In welchen Situationen geht das vielleicht wirklich nicht und wann sind es Ausreden oder Glaubenssätze, die noch nicht erkannt wurden?

Natascha: Das ist wahrscheinlich eine Mischung. Meine Aufgabe ist es nicht, Menschen zu bekehren. Wenn mir jemand schreibt, aus welchen Gründen sie nicht finanziell unabhängig werden kann, frage ich mich schon, warum sie das tut? Da besteht ja keinerlei Interesse an Lösungen.

Natürlich kann ich das total verstehen. Es ist eben kein Allgemeinwissen, wie das funktioniert. Wenn ich mich in die Lage von einer Frau versetze, die nicht so viel Geld verdient oder sogar zwei Jobs braucht, um sich über Wasser zu halten und vielleicht noch ein Kind hat – natürlich sind das komplett andere Voraussetzungen. Trotzdem können wir uns ja überlegen, wo wir in der Zukunft stehen wollen und was wir anders machen möchten. Da sind wir bei der Persönlichkeitsentwicklung. Das geht nur, wenn ich an mir selbst arbeite und dazu auch bereit bin. Natürlich spielen äußere Umstände eine riesige Rolle und trotzdem – und das sehe ich auch bei meinen Mentoring-Teilnehmerinnen – gibt es dann doch einen gewissen Spielraum. Wenn der Staat von heute auf morgen die Steuern um 10 % erhöhen würde, könnten wir die ja auch irgendwie zahlen. 10 % für sich selbst zu sparen, ist für viele dann eine sehr große Herausforderung – wahrscheinlich weil es mit Disziplin zu tun hat.

Wenn ich es heute noch nicht schaffe, 10 % zu sparen, kann ich mich fragen: « Was kann ich ändern, um es zu schaffen» ? Vielleicht muss ich dafür mein Auto verkaufen oder umziehen. Vielleicht reicht es aber auch schon, wenn ich alle Zeitschriftenabos kündige.

Mir ist bewusst, dass das für einige leichter ist als für andere. Dass manche ein Luxusproblem haben und andere ein existenzielles. Es ändert nur leider nichts daran, dass auch diejenigen, für die es nicht so leicht ist, ihr Potenzial vielleicht noch mehr nutzen können.

finanzielle: Wie kann man den Schalter umlegen und loslegen?

Natascha: Ganz wichtig ist es, sich erstmal bewusst zu machen, dass man ein riesiges Problem hat, das Altersarmut heißt. Die Frage ist nicht, ob du eine Rentenlücke hast, sondern wie groß sie ist. Das betrifft alle, auch Beamtinnen und Menschen, die im öffentlichen Dienst arbeiten. Das ist ein guter Treiber, sich wirklich mal mit den Fakten auseinanderzusetzen. Viele verschließen die Augen davor, aus Angst vor dem Ergebnis.

Andere wiederum wissen, dass sie ein Problem haben, kommen aber nicht ins Tun. Sie fühlen sich hilflos und wissen nicht, wo sie anfangen sollen.

Die Entscheidung zu treffen, daran etwas zu ändern, ist auch eine Frage der Motivation. Für wen mache ich das Ganze? Nur für mich? Für meine Familie? Für meine Kinder? Für mich ist es eine ganz große Motivation, dass ich meinen Kindern später nicht auf der Tasche liege. Ich glaube, dass jeder eine Motivation für sich finden kann.

finanzielle: Was hilft mehr: Einfühlungsvermögen oder Arschtritt?

Einfühlungsvermögen hilft bei Menschen, die viel mit dem Thema an sich hadern (« Ich kann ja sowieso nichts machen »). Hier ist Empathie gefragt. Es geht darum, mögliche Wege aufzuzeigen.

Der Arschtritt ist eher für diejenigen, die wissen, dass sie sich darum kümmern sollten. Die brauchen jemanden, der ihnen einen Tritt in den Hintern versetzt, damit sie anfangen.

finanzielle: Sind Frauen häufiger von negativen Glaubenssätzen über Geld betroffen als Männer?

Natascha: Ich denke ja, aber ich befinde mich natürlich auch in meiner Frauenbubble. Es gibt aber schon typisch weibliche Geld-Glaubenssätze. Das hat auch viel mit Selbstbewusstsein zu tun. Das ist eine Erziehungs-und Sozialisierungssache. Mädchen bekommen zum Beispiel weniger Taschengeld als Jungen.

Was ich aber auch merke: Wenn die Frauen es geschafft haben, ihre Finanzen in die Hand zu nehmen, haben sie ein noch nie da gewesenes Selbstbewusstsein. Gerade bei diesem Thema gilt immer noch stark: Lass mal den Mann machen. Wer wird denn in der Bank angesprochen? Der Mann. Und das, selbst wenn der Name der Frau auf dem Vertrag steht.

finanzielle: Siehst du einen Wandel bei der jüngeren Generation?

Natascha: Ich habe schon das Gefühl, je älter, desto schlimmer. Da sind diese Muster noch extrem eingefahren. Die Teilnehmerinnen Anfang 20 segeln da ein bisschen besser durch, sind aber im Vergleich zu Männern immer noch stärker belastet. Vergleicht man aber eine stereotypische 20-Jährige mit einer 50-Jährigen, hat die 50-Jährige natürlich viel mehr Ballast.

Ich hoffe, dass die heutigen 10-12-Jährigen, die ja nochmal ganz anders mit dem Thema aufwachsen, deutlich freier unterwegs sind. Und das ist auch wieder Aufgabe der Eltern. Die 50-Jährige darf trotzdem daran arbeiten, damit ihre Kinder ihre Glaubenssätze nicht übernehmen.

finanzielle: Wie geht man mit seinem*r Partner*in richtig mit dem Thema Geld um? Wie machst du das in deiner Partnerschaft? Was möchtest du deinem Kind vorleben? War das bei dir privat auch ein Prozess zu schauen, wie man über das Thema Geld spricht?

Natascha: Ich weiß nicht, ob es DEN einen Weg gibt. Der von mir präferierte Weg ist radikale Gleichberechtigung, aber auch da gibt es natürlich verschiedene Schattierungen. Das Wichtige ist, dass man darüber spricht. Eine gemeinsame Lebensplanung beinhaltet auch eine gemeinsame Finanzplanung.

Geld ist tatsächlich immer noch ein großes Konfliktthema in vielen Partnerschaften. Und auch wenn Kinder dazukommen. Die Gender Pay Gap ist tatsächlich am größten, wenn Kinder im Spiel sind. Das bedeutet, dass in der Partnerschaft Redebedarf besteht. Darüber, wie das Ganze ausgestaltet werden soll. Meiner Meinung nach sollte die Person, die zu Hause bleibt oder in Teilzeit arbeitet, von der anderen Person Geld bekommen.

finanzielle: Wie handhabst du das privat? Habt ihr, bevor du schwanger geworden bist, auch einen Plan gemacht?

Natascha: Ich bin in einer sehr privilegierten Situation. Ich weiß nicht, ob das so allgemeingültig ist. Ich bin selbstständig und zahle mir weiter mein Gehalt. Glücklicherweise funktioniert das und ich kann es mir leisten. Ich habe somit keine finanziellen Einbußen. Als klar war, dass ein Kind ins Haus steht, habe ich mein Gehalt hochgezogen. Das ist natürlich ein sehr großer Luxus. Es ist schon echt cool, zu wissen, dass Geld kein Thema ist.

finanzielle: Wie würdest du deine Reise im Umgang mit Geld beschreiben?

Natascha: Als Kind und Jugendliche war ich bereits sehr sparsam. Ich fing früh an zu arbeiten. Mir war immer klar, dass ich arbeiten muss, wenn ich Geld haben möchte. Ich arbeitete früh schon samstags in irgendwelchen Sportgeschäften. Sobald es legal war, habe ich in den Sommerferien in Bürojobs Akten von links nach rechts geräumt. Auch während des Studiums habe ich immer gearbeitet und Praktika gemacht. Ich habe aber relativ früh meine Standards definiert und keine kostenlosen Praktika gemacht. Ich wollte in den journalistischen Bereich gehen und habe es auch abgelehnt, Zeitungsartikel für 12,50 Euro zu schreiben. Das war mir meine Zeit nicht wert. Auch während des Studiums war ich weiterhin sparsam. Trotzdem waren mir Reisen immer wichtig.

Im ersten Job habe ich dann erstmal richtig Geld ausgegeben. Vor allem für Klamotten und Reisen.

Als ich WG-Suche gründete, verdiente ich weniger als in meinem ersten Job. Was ich trotzdem immer gut hinbekommen habe, war, die Einnahmen und Ausgaben in Balance zu halten.

Als ich mit Madame Moneypenny startete, befand ich mich in meiner Frugalisten-Phase, in der ich gar kein Geld mehr ausgab. Um mich selbst zu challengen und zu sehen, wie viel ich sparen kann. So wollte ich wissen, ob man 50 % seines Gehaltes sparen kann.

finanzielle: Kann man?

Natascha: Ja! Aber auch hier kommt es wieder auf die Einnahmen und Ausgaben an. Wenn ich 100.000 Euro verdiene, kann ich sicherlich die Hälfte davon sparen. Wenn ich nur 1500 Euro verdiene, wird das schwer zum Leben. Eine Sparrate von 40 % war das Höchste, das ich geschafft habe. Da war ich aber schon nah daran, dass es keinen Spaß mehr macht.

Seitdem bin ich in eine Leichtigkeit gekommen. Ich gönne mir mehr. Ich gebe mein Geld immer noch für Reisen aus, aber auch für Beratung und Coaching. Weiterbildung ist bei mir weiterhin der größte Posten. Was andere für einen Sportwagen ausgeben, gebe ich dort aus, weil ich weiß, dass der Return enorm ist.

finanzielle: Welche Coachings und Weiterbildungen machst du?

Natascha: Viel Mindset und einiges im Businesskontext. Ich schaue darauf, wie ich meine Zeit noch besser schützen kann und wer mir helfen kann, mir eine entspannte Zeit zu ermöglichen.

Ich fahre zum Beispiel eher mit dem Taxi als mit der Bahn. Im Taxi kann ich vielleicht noch ein paar E-Mails beantworten, ein bisschen aus dem Fenster schauen und muss mir keine Gedanken darüber machen, wann die Bahn kommt. Also ganz generell Headspace freizumachen und Convenience. Mir praktische Dinge gönnen, die mein Leben einfacher machen. In dieser Phase befinde ich mich gerade. Was auch immer ich mit Geld kaufen kann, das mir das Leben erleichtert, wird gekauft. Das so machen zu können, ist ein schönes Gefühl. Mein Ausgabenniveau hat sich dadurch logischerweise geändert, weil ich meine Standards im Leben hochgezogen habe. Allein bei der Ernährung: Wenn man nur im Biomarkt kauft, kostet das natürlich das Doppelte oder Dreifache, als wenn man im Supermarkt einkauft. Jetzt mit dem Kind explodiert sowieso alles.

finanzielle: Geht dir das auch so, dass plötzlich die Hormone durchgedreht sind?

Natascha: Total. Gerade am Anfang. Im zweiten Trimester war ich total im Nestbau. Jetzt gerade bin ich eher davon genervt. Diese ganzen Sachen auszusuchen, nimmt auch unglaublich viel Zeit in Anspruch. Aber solange es noch achtsam ist und man die Kontrolle hat, finde ich es auch in Ordnung.

finanzielle: Wie bist du vom asketischen Lebensstil zur heutigen Entspanntheit mit Geld gekommen? Wie hast du deine Balance gefunden?

Natascha: Am asketischen Lebensstil fand ich gut, nicht so viel Zeug zu haben. Den Ansatz verfolge ich immer noch. Lieber weniger Sachen haben und so auch weniger im Kopf haben. Die Entspanntheit kam, als ich gemerkt habe, dass das Unternehmen läuft, Geld reinkommt und alles auf sicheren Beinen steht. Ich war eben auch selbstständig, das ist dann doch nochmal etwas anderes, als wenn man Beamtin ist.

Die Balance zu finden war ein Prozess. Irgendwann habe ich gemerkt, dass ich in bestimmten Bereichen keine Abstriche mehr machen möchte (zum Beispiel bei der Ernährung). Es war auch ein Werte-Shift.

finanzielle: Was soll dein Kind über Geld lernen?

Natascha: Dass es ein leichtes Thema ist. Dass es genug Geld gibt. Dass ich aktiv beeinflussen kann, ob und wie viel Geld ich bekomme. Ein positives Money-Mindset. Gleichzeitig auch, dass ich etwas dafür tun muss und dass es mir nicht in den Schoß gefallen kommt.

Ich möchte meinem Kind so früh wie möglich sparen und investieren beibringen und es spielerisch an das Thema heranführen. Dass Geld auch Sicherheit und Freiheit bedeuten kann. Dass Geld neutral ist. Damit es selbstbewusst in Bezug auf Geld ist und dann den eigenen Weg findet.

finanzielle: Wie genau legst du für dein Kind Geld an oder was planst du für dein Kind zu machen?

Natascha: Einen ganz normalen ETF-Sparplan in meinem Depot.

finanzielle: Das heißt, du würdest es in deinem eigenen Depot machen?

Natascha: Es gibt Vor- und Nachteile, es direkt auf den Namen des Kindes zu machen oder erstmal auf den eigenen. Ich mache es erstmal auf meinen eigenen, weil ich keine Lust habe, noch einen Antrag auszufüllen. Wahrscheinlich ist es auch eine steuerliche Geschichte. Es geht um BAföG und solche Sachen. Das Wichtige ist, überhaupt etwas zu machen. Das Schöne bei Kindern ist, dass man super viel Risiko eingehen kann. 100 % quasi. Man hat so viel Zeit. Da kann nichts schiefgehen.

finanzielle: Hast du konkrete Ideen, wie du deinem Kind einen guten Umgang mit Geld beibringst? Vielleicht auch Tipps und Tricks aus deiner Community?

Natascha: Eine Frau aus der Community hat neulich von mehreren Spardosen erzählt. Eine Spardose für kurzfristige Sachen (zum Beispiel Spielzeug) und eine Spardose zum Investieren. Das 6-jährige Kind bekam 5 Euro und wurde gefragt, ob das Geld in die „kurzfristige“ Spardose solle oder in die Spardose zum Investieren, um es zu vermehren. Das Kind entschied sich fürs Anlegen.

finanzielle: Kinder verstehen das wirklich früh. Meine Kinder haben vor 2 Jahren ihre erste Aktie von Disney geschenkt bekommen. Als ich meinen Sohn letzte Weihnachten fragte, was er sich wünsche, wollte er eine Netflix-Aktie. Er selbst schaut jetzt nämlich mehr Netflix als Disney+ und so dachte er sich, dass das auch gut sein muss.

Natascha: Man hat auch eine Vorbildfunktion. Man kann viel erzählen, aber wenn man dann etwas anderes macht, verstehen Kinder das auch. Deswegen sollte man selber offen mit Geld umgehen, darüber reden und ein kleines System bauen. Man kann auch mit Kindern schon an Affirmationen arbeiten. Nicht nur über Geld, sondern ganz generell.

finanzielle: Was rätst du anderen zur Geldanlage für Enkelkinder, Patenkinder usw. ? Da kommt ja leider häufig noch das klassische Sparbuch zum Einsatz.

Natascha: Das liegt in der Verantwortung der Eltern. Ich würde einen bestimmten Betrag an die Eltern überweisen und sie entscheiden lassen. Der ETF-Sparplan liegt da allerdings konkurrenzlos ganz weit vorne. Eltern können übrigens auch gezielt nach Geldgeschenken für den ETF-Sparplan fragen, bevor ihr Kind das x-te Spielzeug geschenkt bekommt.

finanzielle: Du investierst vor allem in ETFs, hast aber mal erzählt, dass du auch ein bisschen Spielgeld für Einzelaktien hast. Was genau machst du da? Hast du bevorzugte Unternehmen?

Natascha: Es ist schon recht tech-lastig bei mir. Ich leide gerade ein bisschen, weil jetzt natürlich die Tech-Aktien auch die sind, die nicht so gut laufen. Diese Aktien sind aber wirklich nur Spielwiese. Eine Spielwiese kann man haben. Aber dann muss man auch wissen, dass es eine ist.

finanzielle: Und andere Anlageklassen? Zum Beispiel Immobilien?

Natascha: Immobilien und Rohstoffe. Aber alles über ETFs abgebildet.

finanzielle: Keine eigenen Immobilien?

Natascha: Nein.

finanzielle: Hast du auch nicht geplant?

Natascha: Jetzt gerade erstmal nicht. Im Nestbautrieb hatte ich mich mal kurz umgeschaut. Was gerade in Berlin abgeht, finde ich allerdings den absoluten Wahnsinn. Ich finde Mieten auch einfach attraktiver. Das sind wir wieder beim Thema Zeit: Ich habe keine Lust, mich mit so einem Haus zu beschäftigen. Aber frag mich in 3-4 Jahren nochmal, vielleicht steht das Thema Eigenheim dann an. Eigenheim ist in Ordnung, aber es ist eher eine Lifestyle-Entscheidung als ein Investment.

finanzielle: Hast du schonmal daran gedacht, Business Angel zu werden?

Natascha: Das finde ich auf jeden Fall super spannend, war bis jetzt aber noch nicht Prio. Ich finde es von dem Aspekt, mit dem Geld etwas zu bewirken, spannend. Aber auch da sollte man breit diversifizieren und nicht einem Unternehmen 20.000 Euro geben und hoffe, dass es was wird.

Alternativ findet man das Projekt einfach cool und wenn die 20.000 Euro dann weg sind, ist es auch ok. Das ist, glaube ich, eher der Ansatz. Und wenn was dabei ist, was funktioniert, ist das auch cool und wenn nicht, dann ist das irgendwie auch okay. Ich würde mich da sehr stark auf weibliche Gründerinnen fokussieren, denn auch da gibt es eine Gap. Gründerinnen bekommen von Investoren deutlich weniger Geld. Trotzdem sind sie erfolgreicher. Es ist immer die gleiche Geschichte.

finanzielle: Was ist das Wichtigste, was dir Geld bedeutet? Und was ist das Tollste, das du jemals mit Geld gemacht hast?

Natascha: Geld ist für mich Freiheit und Selbstbestimmtheit. Ich kann mir Dinge leisten, die mein Leben schöner und leichter machen. Ich kann in Elternzeit gehen, ohne dass ich es finanziell merke.

Das Schönste, was ich mit Geld gemacht habe? Da stehen Reisen ganz weit oben. Nicht auf den Preis schauen zu müssen und vielleicht doch noch eine Woche länger zu bleiben. Oder mal einen Monat auf Mallorca zu sein und dort ein Haus zu mieten, in das Freunde vorbeikommen können. Dann natürlich das ganze Thema Humankapital. Wachstum ist ein großer Wert von mir. Ein richtig gutes Coaching von Menschen, die den Weg schon vor mir gegangen sind, bringt mir in meiner Entwicklung richtig viel. Ich muss dann dieselben Fehler nicht nochmal machen. Aber die schönen Erinnerungen waren tatsächlich die Reisen, ich habe auch mal Shark Diving (mit Haien tauchen) und Paragliding gemacht.

finanzielle: Wohin reist du am liebsten?

Natascha: Die beiden Sachen, die ich jetzt aufgezählt habe, waren in Kapstadt (Südafrika). Aber ich liebe auch Mallorca. Ich liebe die Balearen, weil sie für mich ein Karibikfeeling haben. Also ich liebe Südafrika, Menorca und Mallorca. Ich war jetzt auf Sizilien, das fand ich auch sehr schön.

Aber es gibt natürlich noch sehr viele Ecken, die ich noch nicht gesehen habe. Es gibt noch viel zu entdecken.