Wie viel Zeit ich mit meinem Finanzmanagement verbringe

Darüber spreche ich unter anderem im ntv Podcast „Wieder was gelernt“ mit Laura Maria Weber. Außerdem geht es darum, warum mehr Männer als Frauen an der Börse investieren, Frauen aber trotzdem die besseren Anlegerinnen sind. Ich verrate, woran du unseriöse Finanzinformationen erkennst und warum Ausgleichszahlungen in der Partnerschaft so wichtig sind.

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LMW: Wie kann ich eigentlich für mein Alter vorsorgen? Sparbuch, Bausparvertrag und Riesterrente werfen kaum noch Rendite ab. Anders sieht es an der Börse aus. Allein Jeff Bezos, Gründer von Amazon, verdiente dort während der Pandemie Millionen.

NW: Dass es gerade keine Zinsen mehr gibt, man aber  an der Börse noch gute Rendite erzielen kann, muss man auch erstmal wissen. Sicherlich gibt es immer noch einige, die das nicht wissen.

LMW: Trotzdem ist die Börse immer noch eher etwas für Männer. Jeder 5. Mann in Deutschland investiert an der Börse – bei den Frauen ist es nur knapp jede 8. (Quelle: Umfrage des Deutschen Aktieninstitut). Die Gründe dafür sind unterschiedlich.

NW: Einer der Gründe ist sicherlich die Unlust, sich mit dem Thema zu beschäftigen. Der zweite Grund ist Unaufgeklärtheit: Zu wissen, dass man es tun muss. Dann gibt es Frauen, die sich der Thematik bewusst sind, aber nicht wissen, wo sie anfangen sollen. Auch die Sozialisierung von uns Frauen spielt eine große Rolle.

Aussagen und Glaubenssätze wie: „Finanzen sind Männersache“, „Ich trau mich das nicht“, „Ich war nie gut in Mathe“, „Geld ist schmutzig“, „Es gehört sich nicht für eine Frau viel Geld zu haben“, beeinflussen uns. Und so hat jede ihren Grund oder manchmal auch ihre Ausrede, sich nicht mit dem Thema zu beschäftigen.

LMW: Trotzdem lohnt es sich, den Schritt zu wagen und sich mit der Börse vertraut zu machen. Seit der Finanzkrise vor 12 Jahren sind die Zinsen fast überall auf der Welt niedrig, um die Wirtschaft anzukurbeln. Auf dem Sparkonto kommen deshalb am Ende des Jahres nur kleine Beträge zusammen – in manchen Fällen müssen die Kund*innen sogar Negativzinsen zahlen. An der Börse können wir auch schon mit kleinen Beträgen viel erreichen. Wir brauchen nur ein bisschen Geduld.

NW: Wenn ich 50, 100 oder 150 Euro monatlich 40 Jahre lang anlege, kommt schon einiges an Geld zusammen. Wichtiger als die Höhe des Gehalts ist, wie viel ich jeden Monat spare und anlege. Denn wenn ich sehr viel verdiene, aber alles ausgebe, wird jemand, der weniger verdient, aber regelmäßig spart und anlegt, mehr Vermögen aufbauen als ich.

LMW: Vielen Frauen bleibt nichts anderes übrig, als mit kleinen Beträgen anzufangen. Denn meistens arbeiten sie in den systemrelevanten, aber schlecht bezahlten Berufen. Dadurch, dass sie oft die Kinderbetreuung und die Pflege der Eltern übernehmen, arbeiten sie öfter in Teilzeit als Männer. Trotzdem fühlen sich 2 von 3 Frauen gut oder sehr gut für die Zeit nach dem Beruf abgesichert. Das liegt aber nicht daran, dass sie beruflich gut abgesichert sind, sondern daran, dass sie auf ihre Partner*innen vertrauen. In Finanzfragen verlassen sich mehr als 60% der Frauen auf ihre Männer. Eine Umfrage der Finanzberatung UBS hat herausgefunden, dass das vor allem bei Millennials (Menschen, die zwischen 1981 und 1998 geboren sind) der Fall ist. Bei vielen liegt das auch am fehlenden Selbstbewusstsein. Knapp 3 von 4 verheirateten Frauen in Deutschland haben in der UBS Studie gesagt, dass sie sich von ihren Partnerinnen nicht ermutigt fühlen, sich mit solchen Fragen zu beschäftigen. Im Falle einer Trennung oder Scheidung kann das schmerzhaft sein.

NW: Ich kann ja sagen, dass es mir – auch wenn ich viel weniger verdiene – wichtig ist, mein eigenes Geld zu haben. Und dass ich so früh wie möglich wieder arbeiten gehen möchte. Oder dass ich gar nicht aufhören möchte zu arbeiten und wir eine Nanny brauchen. Oder dass derdie Partnerin in Teilzeit arbeitet. Das kann man alles regeln. Es gibt ja auch die Idee der Ausgleichszahlung von Partner*innen, die dafür sorgen soll, dass man von dieser krassen finanziellen Abhängigkeit oder auch von einer Rente, die nicht ausreicht, weg kommt. Das ermöglicht zum Beispiel, dass die Person, die eine Zeit lang nicht arbeitet, weiterhin in die Rentenkasse einzahlen kann.

LMW: Bei finanzieller Unabhängigkeit hilft nicht nur eine verständnisvolle*r Partner*in, sondern auch die Börse. Da sind die Möglichkeiten riesig: Aktien, Fonds oder Zertifikate – Geld kann man in ganz unterschiedliche Finanzprodukte anlegen. Madame Moneypenny empfiehlt Anfängerinnen, in einen Korb von Aktien zu investieren, statt sich einzelne Aktien zu kaufen. Das senkt die Chancen, den Jackpot zu knacken, verringert aber auch das Risiko, auf einen Schlag alles zu verlieren. Das haben viele Anleger*innen schmerzlich bei Wirecard erfahren.

NW: Mir war ziemlich egal, was Wirecard gemacht hat, weil ich da nicht direkt investiert bin. Ich habe ETFs und investiere damit in 3000 verschiedene Unternehmen. Wer in Einzelaktien investiert, muss sich des Risikos bewusst sein. So etwas passiert dann zwischendurch auch mal. Das ist natürlich extrem unschön, aber darauf muss ich vorbereitet sein.

LMW: ETFs sind Exchange Traded Funds, also meist passive Fonds, die einen Index wie beispielsweise den DAX abbilden. Mit einem DAX-ETF investieren Anleger*innen gleichzeitig in die Aktien aller 30 DAX-Konzerne. Genauso bildet der Dow Jones-ETF den amerikanischen Leitindex ab, ein Technologie-ETF, unterschiedliche Technologie-Unternehmen, ein Bank-ETF Banken, ein grüner ETF vermeintlich grüne Unternehmen, usw. Die Möglichkeiten sind unendlich. Für jeden Geschmack ist ein Fond mit Dutzenden, Hunderten oder sogar Tausenden Unternehmen dabei. Das Gefühl von Sicherheit kommt an. Die ING DiBa hat herausgefunden, dass das Depot von Frauen letztes Jahr zu rund einem Viertel aus Fonds wie ETFs bestand. Bei männlichen Anlegern waren es nur 18 %. Diese Strategie hat noch einen weiteren Vorteil: Sie ist nicht nur sehr simpel, sondern auch sehr schnell eingerichtet und auch noch günstig. Je nach Bank gibt es einen Sparplan schon ab 50 Cent im Monat, der Rest passiert dann wie bei einem Dauerauftrag ganz automatisch.

NW: Ich verbringe mit meinem Finanzmanagement eine Stunde pro Jahr. Weil es nichts zu managen gibt. Deswegen heißt es auch passives Investieren gegenüber aktivem Stockpicking oder Market Timing. Kurz: gegenüber aktivem Investieren. Einmal aufgesetzt, läuft das von allein.

LMW: Bevor es von allein läuft, muss man aber natürlich Vorarbeit leisten und überlegen, welche ETFs es denn sein sollen. Informationen gibt es überall: bei der Bank, in den Finanzblogs wie dem von Madame Moneypenny, von Anlage-Gurus auf Youtube, in Podcasts oder ganz klassisch in der Zeitung oder in Magazinen. Wer oder was hinter den Angeboten steckt, muss jeder selbst hinterfragen.

NW: Sind das unabhängige Blogger*innen? Sind das Journalist*innen? Man sollte da mit gesundem Menschenverstand herangehen. Was ist die Agenda dahinter? Stichwort: Medienkompetenz. D.h. Quellen überprüfen, zu schauen, was genau empfohlen wird und wie solide das ist. Mit den gängigen Finanzblogs oder -YouTubern kann man nicht viel falsch machen. Große Warnung vor allem, was nach Crash Prophet riecht. „Der Finanz-Tsunami kommt. Kaufen Sie jetzt mein Buch.“ – bei solchen Aussagen ist Vorsicht angesagt.

LMW: Wenn man sich aber richtig informiert, stellt man schnell fest: Das Geld wird mehr, ohne dass ich etwas tun muss. Und statistisch gesehen sollten Männer im Zweifel bei ihren Frauen nachfragen, in welche Fonds man das Ersparte investiert. Mit einer Rendite von 24,11 % waren sie nicht nur letztes Jahr erfolgreicher als männliche Anleger, die ein Plus von 23,5 % gemacht haben.

NW: Die Rendite von Frauen ist nachweislich langfristig ein Stückchen besser als die von Männern. Ich glaube, dass das daran liegt, dass sie weniger Ego in das Thema reinlegen. Es ist ihnen nicht so wichtig, dass sie vielleicht irgendwann mal 200 % Gewinn mit einer Einzelaktie gemacht haben. Sie gehen bedachter und neutraler an das Thema heran. Frauen sind beim Thema Finanzen erstaunlich rational.

LMW: Wer ganz rational darüber nachdenkt, wird feststellen, dass man an der Börse relativ unkompliziert fürs Alter vorsorgen kann – ganz egal, ob Mann oder Frau.