Was finanzielle Abhängigkeit für Frauen bedeuten kann und wie du dich schützt

Wir reden die ganze Zeit vom Traum der finanziellen Unabhängigkeit. Freizeit statt Arbeit, Familie statt Chef, Bali statt Bochum. Doch gerade bei uns Frauen ist der Status einer finanziellen Abhängigkeit oftmals viel tiefgreifender als bei Männern. Wir Frauen sind nicht nur vom nervigen Arbeitgeber abhängig, sondern oftmals auch vom Partner. Bei vielen Frauen geht es nicht um das Luxusproblem “zu wenig Freizeit” und auch nicht um Armut im Alter, sondern um die blanke Existenz in der Gegenwart. Darum, nicht (absichtlich oder unabsichtlich) ausgenommen zu werden. Darum, über ihr Leben bestimmen zu können und in Würde zu leben. Ein Grundrecht. Doch vielen fehlen dafür schlicht die finanziellen Möglichkeiten.

“Mein Mann hat das immer gemacht.”

Jeden Tag erreichen mich Emails von Frauen, die sich in unmöglichen finanziellen Situationen befinden. Und besonders in meinen Seminaren erfahre ich unmittelbar womit viele Frauen zu kämpfen haben. Viele dieser Frauen haben ihre eigenen sowie die gesamten Familienfinanzen stets dem Mann überlassen. Sie haben von nichts eine Ahnung und stehen nun kurz vor der Scheidung oder sind bereits geschieden.

Ein Beispiel vom Seminar in Berlin:

  • “Hallo, ich bin Monika** aus Stuttgart.”
  • “Aus Stuttgart?! Wir geben doch im Oktober ein Seminar in München. Du hättest doch nicht extra nach Berlin kommen müssen!”
  • “Ja, ich weiß. Aber dann hätte ich ja noch länger warten müssen. Ich bin 52 Jahre alt, habe einen Sohn. Mein Mann hat sich immer um alles gekümmert. Ich kenne mich überhaupt nicht aus. Und am Dienstag ist der Scheidungstermin.”

Man würde es sich wünschen, aber solche Geschichten beschreiben wahrlich keine Einzelschicksale. Finanzielle Abhängigkeit vom Partner betrifft viele Frauen. Oft geraten Frauen durch die Art der Sozialisierung, Unwissenheit und/oder Desinteresse in die Situation, dass der Mann die Finanzen ‘regelt’ und die Frau keinen Überblick über den Geldfluss hat. Manche schauen nicht einmal hin und wieder auf die Kontoauszüge. Bis es dann zu spät ist, die Scheidung ins Haus steht und sich alle plötzlich fragen, wo denn das ganze Geld hingeflossen ist. Welche Versicherungen habe ich eigentlich? Ist das Haus schon abbezahlt? Wie viel Miete müsste ich eigentlich alleine zahlen? Wie viel Erspartes haben wir? Höchstwahrscheinlich nicht sonderlich viel…

“Ich kann mir ein Leben alleine nicht leisten.”

Eine weitere Geschichte hat mich bei unserem Seminar in Dortmund ziemlich sprachlos gemacht. Eine Teilnehmerin sagte: ‘Tja, mein Mann hat immer unsere Finanzen geregelt. ‘Geregelt’. Er hat alles an der Börse verzockt, süchtig nach dem Kick. Wir haben alles verloren. Das war wirklich richtig schlimm. Ich musste einen riesigen Kredit aufnehmen. Ich bin nur noch bei ihm weil ich es mir anders nicht leisten kann.”

Diese Art von Abhängigkeit beschreibt eine ganz andere Dimension des Themas finanzielle Unabhängigkeit von Frauen. Nach einer Scheidung pleite zu sein ist wirklich unschön, aber das bekommt man wieder in den Griff. In einer unglücklichen Beziehung, geprägt von absoluter Abhängigkeit, gefangen zu sein weil man sich alleine die Miete nicht leisten kann, ist jedoch vollkommen entwürdigend. Und leider kein Einzelfall. Eine aktuelle Studie aus Großbritannien zeigt Erschütterndes: 28% der über 2.000 Befragten, die sich aktuell in einer Beziehung befinden, gaben an, dass finanzielle Sicherheit der Hauptgrund für den Verbleib in dieser Beziehung ist. Der überwiegende Teil dieser 28% waren Frauen. 28%! Nicht 5 oder 10%. 28! Unglaublich.

Was du tun kannst

Um solche oder ähnliche Situationen zu vermeiden, musst du deine Finanzen schleunigst vernünftig aufstellen. Die folgenden Schritte dürften einen guten Anfang darstellen:

  1. Übernimm’ Verantwortung. Du musst dir bewusst machen, dass es keine Alternative gibt. Entweder du kümmerst dich um dein Geld oder jemand anderes tut es. Interessiere dich für dein Geld, wo es herkommt, wo es hingeht und warum.
  2. Wie viel Geld verdienst du und wo landet das Geld? Wenn du nicht genau weißt, wie viel du verdienst (was bspw. bei Freiberuflerinnen nicht selten ist) solltest du dir zu allererst darüber bewusst werden. Plus: Wo landet dieses Geld eigentlich? Beispielsweise auf einem gemeinsamen Konto?
  3. Das 3-Konten-Modell. Falls alles auf dem gemeinsamen Konto landet, solltest du dir überlegen, ob ein gemeinsames Konto wirklich der beste Weg ist. Ein Alternative wäre das 3-Konten-Modell: Jede(r) hat ein eigenes Konto, auf dem das jeweilige Gehalt landet. Beide überweisen einen Betrag X auf das gemeinsame Haushaltskonto zur Deckung gemeinsamer Kosten wie Miete, Urlaube, Benzin, Lebensmittel, Kinderkram etc. Alles andere bleibt auf dem persönlichen Konto, wo jeder mit dem Geld machen kann, was er/sie will.
  4. Sind die Ausgaben fair geteilt? Du verdienst weniger, zahlst aber 50% der Miete? Not fair. Die Höhe der Anteile an den gemeinsamen Kosten sollte sich prozentual nach dem Einkommen richten. Beispiel: Du verdienst 3.000€, er 5.000€. Macht ein Haushaltseinkommen von 8.000€. Deine 3.000€ machen 37,5% von den 8.000€ aus. Also solltest du auch 37,5% der gemeinsamen Kosten tragen.
  5. Ehevertrag! Vollkommen unromantisch, vollkommen notwendig. Bis von ein paar Jahren galt, dass nach einer längeren Ehe der Unterhaltsempfängerin durch entsprechende Zahlungen der gleiche Lebensstandard wie in der Ehe garantiert wurde. Das ist seit dem Jahr 2008 nicht mehr so. Du solltest im Ehevertrag in jedem Fall die Höhe der Unterhaltszahlungen festlegen. Ein Ehevertrag kann übrigens auch noch während der Ehe geschlossen werden. Und auch als Unverheiratete kann man mit dem Partner oder der Partnerin Verträge schließen.
  6. Dein Status Quo. Erstelle eine Übersicht deiner Vermögenswerte (Immobilien, Cash, Aktien etc.) und deiner Verbindlichkeiten (offene Rechnungen, Schulden etc.), um zu sehen, wie deine aktuelle finanzielle Lage aussieht. Eine Vorlage dafür findest du hier: https://madamemoneypenny.de/vermoegens-check-wie-reich-bin-ich/
  7. Baue dir einen Notgroschen auf. Falls du noch keins hast, eröffne ein Tagesgeldkonto und überweise an jedem 1. des Monat 10% deiner Einkünfte auf dieses Konto, um ein finanzielles Polster aufzubauen. Mit ein paar Tausend Euro im Rücken lässt es sich um einiges besser leben – und ggf. auch getrennte Wege gehen. Auch wenn du Schulden hast, solltest du dir parallel dieses Polster aufbauen damit du nach Abbezahlung des Kredites nicht vollkommen nackt dastehst. Dieses Geld ist deine eiserne Reserve und darf nicht verkonsumiert werden.
  8. Investiere. Investiere Geld und Zeit in dich, deine Bildung, Nebenprojekte, ein gutes Netzwerk. Beschäftige dich mit Aktien und ETFs damit sich dein Geld vermehrt und dich so Stück für Stück unabhängig(er) macht.
  9. Vernetze dich mit anderen Frauen. Wir Frauen müssen mehr über Geld reden, uns vernetzen und voneinander lernen. Dafür gibt es unter anderem die Madame Moneypenny Facebook-Gruppe.

Fazit

Wisst ihr, was ich mir wünsche? Dass ich Madame Moneypenny eines Tages aufgrund fehlender Nachfrage begraben kann. Dass irgendwann niemand mehr mein Ebook liest und zu meinen Seminaren kommt. Weil an diesem Tag X alle Frauen ihre Finanzen voll im Griff haben, unabhängig von anderen sind und ein Leben nach ihren Wünschen leben. Wenn du mitmachen möchtest, teile diesen Artikel, rede mit Frauen in deinem Umfeld über Geld, ermutige deine Frau, Schwester, Mutter und die Freundin deines Freundes auf dessen Hund deine Mama mal aufgepasst hat, sich mit ihren Finanzen zu beschäftigen. Let’s do this. 

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** Name geändert

Foto: Adnanta Raharja | unsplash.com

18 Kommentare

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