Wir reden die ganze Zeit vom Traum der finanziellen Selbstbestimmtheit. Freizeit statt Arbeit, Familie statt Chef. Doch gerade bei uns Frauen ist der Status einer finanziellen Abhängigkeit oftmals viel tiefgreifender als bei Männern. Wir Frauen sind nicht nur vom Arbeitgeber abhängig, sondern oftmals auch von unseren Partner*innen. Bei vielen Frauen geht es nicht um das Luxusproblem “zu wenig Freizeit” und auch nicht um Armut im Alter, sondern um die blanke Existenz in der Gegenwart. Darum, nicht (absichtlich oder unabsichtlich) ausgenommen zu werden. Darum, über ihr Leben bestimmen zu können und in Würde zu leben. Ein Grundrecht. Doch vielen fehlen dafür schlicht die finanziellen Möglichkeiten.

“Mein Mann hat das immer gemacht.”

Jeden Tag erreichen mich E-Mails von Frauen, die sich in unmöglichen finanziellen Situationen befinden. Und besonders im Madame Moneypenny Mentoring erfahre ich unmittelbar, womit viele Frauen zu kämpfen haben. Viele von ihnen haben ihre eigenen sowie die gesamten Familienfinanzen stets ihrem Mann überlassen. Sie haben von nichts eine Ahnung und stehen plötzlich kurz vor der Scheidung oder sind bereits geschieden.

Finanzielle Abhängigkeit von Partner*innen betrifft viele Frauen. Oft geraten sie durch die Art der Sozialisierung, Unwissenheit und / oder Desinteresse in die Situation, dass der Mann die Finanzen “regelt” und die Frau keinen Überblick über den Geldfluss hat. Manche schauen sogar gar nicht oder nur hin und wieder auf die Kontoauszüge. Bis es dann zu spät ist, die Scheidung ins Haus steht und sich alle plötzlich fragen, wo denn das ganze Geld hingeflossen ist. Welche Versicherungen habe ich eigentlich? Ist das Haus schon abbezahlt? Wie viel Miete müsste ich eigentlich alleine zahlen? Wie viel Erspartes haben wir? Höchstwahrscheinlich nicht sonderlich viel…

“Ich kann mir ein Leben alleine nicht leisten.”

Eine Geschichte einer Mentoring-Teilnehmerin hat mich ziemlich sprachlos gemacht. Sie sagte: “Mein Mann hat immer unsere Finanzen geregelt. Wobei geregelt meint: Er hat alles an der Börse verzockt, war süchtig nach dem Kick. Wir haben dadurch alles verloren. Das war wirklich richtig schlimm. Ich musste einen riesigen Kredit aufnehmen. Ich bin nur noch bei ihm, weil ich es mir anders nicht leisten kann.”

Diese Art von Abhängigkeit beschreibt eine ganz andere Dimension des Themas finanzielle Unabhängigkeit von Frauen. Nach einer Scheidung pleite zu sein ist wirklich unschön, aber das bekommt man wieder in den Griff. In einer unglücklichen Beziehung, geprägt von absoluter Abhängigkeit, gefangen zu sein, weil man sich alleine die Miete nicht leisten kann, ist jedoch vollkommen entwürdigend. Und leider kein Einzelfall. Eine Studie aus Großbritannien zeigt Erschütterndes: 28 % der über 2.000 Befragten, die sich zum Zeitpunkt der Befragung in einer Beziehung befanden, gaben an, dass finanzielle Sicherheit der Hauptgrund für den Verbleib in dieser Beziehung ist. Der überwiegende Teil dieser 28 % waren Frauen. 28 %! Nicht 5 % oder 10 %, sondern ganze 28 %! Unglaublich.

Was du tun kannst

Um solche oder ähnliche Situationen zu vermeiden, musst du deine Finanzen schleunigst vernünftig (und selbst) aufstellen. Die folgenden Schritte stellen einen guten Anfang dar:

  1. Übernimm Verantwortung. Mach dir bewusst, dass es keine Alternative gibt. Entweder du kümmerst dich um dein Geld oder jemand anderes tut es. Interessiere dich für dein Geld: wo es herkommt, wo es hingeht und warum.
  2. Wie viel Geld verdienst du und wo landet dieses Geld? Wenn du nicht genau weißt, wieviel du verdienst (was bspw. bei Freiberuflerinnen nicht selten ist) solltest du dir zuerst darüber bewusst werden. Plus: Wo landet dieses Geld eigentlich? Auf einem gemeinsamen Konto oder deinem eigenen?
  3. Das 3-Konten-Modell. Falls alles auf dem gemeinsamen Konto landet, solltest du dir überlegen, ob ein gemeinsames Konto wirklich der beste Weg ist. Eine Alternative wäre das 3-Konten-Modell: Jede*r hat ein eigenes Konto, auf dem das jeweilige Gehalt landet. Beide überweisen einen Betrag X auf das gemeinsame Haushaltskonto zur Deckung gemeinsamer Kosten wie Miete, Urlaube, Benzin, Lebensmittel, Kinderkram etc. Alles andere bleibt auf dem persönlichen Konto, wo jede*r mit dem Geld machen kann, was er*sie will.
  4. Sind die Ausgaben fair geteilt? Du verdienst weniger, zahlst aber 50 % der Miete? Nicht fair. Die Höhe der Anteile an den gemeinsamen Kosten sollte sich prozentual nach dem Einkommen richten. Beispiel: Du verdienst 3.000 €, er 5.000 €. Macht ein Haushaltseinkommen von 8.000 €. Deine 3.000 € machen 37,5 % von den 8.000 € aus. Also solltest du auch 37,5 % der gemeinsamen Kosten tragen.
  5. Ehevertrag! Vollkommen unromantisch, trotzdem vollkommen notwendig. Bis vor ein paar Jahren galt, dass nach einer längeren Ehe der Unterhaltsempfängerin durch entsprechende Zahlungen der gleiche Lebensstandard wie in der Ehe garantiert wurde. Das ist seit dem Jahr 2008 nicht mehr so. Du solltest im Ehevertrag deshalb in jedem Fall die Höhe der Unterhaltszahlungen festlegen. Ein Ehevertrag kann übrigens auch noch während der Ehe geschlossen werden. Und auch als Unverheiratete kann man mit dem Partner oder der Partnerin Verträge schließen. In diesem Artikel gibt es die besten Ehevertrag-Tipps für Frauen.
  6. Dein Status Quo. Erstelle eine Übersicht deiner Vermögenswerte (Immobilien, Cash, Aktien, etc.) und deiner Verbindlichkeiten (offene Rechnungen, Schulden, etc.), um zu sehen, wie deine aktuelle finanzielle Lage aussieht. Baue dir einen Notgroschen auf. Falls du noch keines hast, eröffne ein Tagesgeldkonto und überweise an jedem 1. des Monat 10 % deiner Einkünfte auf dieses Konto, um ein finanzielles Polster aufzubauen. Mit ein paar Tausend Euro im Rücken lässt es sich um einiges entspannter leben – und ggf. auch getrennte Wege gehen. Wenn du aktuell noch Schulden hast, solltest du dir parallel trotzdem dieses Polster aufbauen, damit du nach Abzahlung des Kredites nicht vollkommen nackt dastehst. Dieses Geld ist deine eiserne Reserve und darf nicht verkonsumiert werden.
  7. Investiere. Investiere Geld und Zeit in dich, deine Bildung, Nebenprojekte, ein gutes Netzwerk. Beschäftige dich mit Aktien und ETFs, damit sich dein Geld vermehrt und dich so Stück für Stück unabhängig(er) macht.
  8. Vernetze dich mit anderen Frauen. Wir Frauen müssen mehr über Geld reden, uns vernetzen und voneinander lernen. Dafür gibt es unter anderem die Madame Moneypenny Facebook-Gruppe.

Fazit

Weißt du, was ich mir wünsche? Dass ich Madame Moneypenny eines Tages aufgrund fehlender Nachfrage begraben kann. Dass irgendwann niemand mehr in mein Mentoring-Programm kommt. Weil an diesem Tag X alle Frauen ihre Finanzen voll im Griff haben, unabhängig von anderen sind und ein Leben nach ihren Wünschen leben. Wenn du mitmachen möchtest, teile diesen Artikel, rede mit Frauen in deinem Umfeld über Geld, ermutige deine Frau, Schwester, Mutter und die Freundin deines Freundes, auf dessen Hund deine Mama mal aufgepasst hat, sich mit ihren Finanzen zu beschäftigen.

Los geht’s!