Warum du als Frau von Altersarmut bedroht bist – und was du dagegen tun kannst

Altersarmut ist ein Problem, von dem besonders Frauen betroffen sind. Das liegt zum Teil an der Politik, zum Teil aber auch an uns selbst. Aber du musst als Frau nicht in der Altersarmut landen. Ich erkläre dir, worin die Risiken bestehen und wie du dich schützen kannst.

Jede Frau kann später mal in die Altersarmut rutschen. Aber was bedeutet Altersarmut eigentlich? Es heißt nichts anderes, als dass man im Alter nicht genug staatliche Rente bekommt, von der man leben kann – wenn das Geld also nicht einmal für Basics wie Essen und Miete reicht.

Das Thema Rente ist für junge Frauen natürlich gedanklich noch sehr weit weg, aber eine 25-Jährige aus München ist von Altersarmut theoretisch genauso bedroht wie eine 60-Jährige aus Leipzig. Wie viel gesetzliche Rente man später mal bekommt, richtet sich nämlich danach, wie viel Geld eine Frau im Laufe ihres gesamten Lebens als Berufstätige in die Rentenkasse zahlt. Oder anders gesagt: wie viel sie im Job verdient.

Frauen bekommen halb so viel Rente wie Männer

Aktuellen Zahlen zufolge arbeitet in Deutschland weit über die Hälfte der Frauen für weniger als 2.500 Euro brutto im Monat. Bei 40 Arbeitsjahren – ohne irgendwelche Pausen, sondern mit Durchmalochen wohlbemerkt – bekommen die Frauen am Ende weniger als 1.000 Euro Rente im Monat raus. In der Realität sieht die Lage erwartungsgemäß noch schlechter aus: Laut einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung kriegen deutsche Frauen durchschnittlich 634 Euro gesetzliche Rente. Männern steht übrigens fast das Doppelte zu – aber die Jungs arbeiten eben länger und verdienen auch mehr. Laut der Süddeutschen Zeitung wird Hochrechnungen zufolge  bei bis zu 75 Prozent der heute 35- bis 50-jährigen Frauen die gesetzliche Rente unter dem jetzigen Hartz-IV-Niveau liegen.

Frauen verdienen immer noch weniger als Männer

Warum Frauen von Altersarmut bedroht sind, lässt sich also schon mal aus beruflicher Sicht auf zwei fatale Probleme runterbrechen: Erstens arbeiten wir zu kurz und zweitens verdienen wir zu wenig. Ungleiche Bezahlung ist noch immer peinliche Normalität in Deutschland. Laut Statistischem Bundesamt bekommen Frauen im Schnitt 21 Prozent weniger Gehalt bzw. Lohn als ihre männliche Kollegen. Für diesen sogenannten „Gender Pay Gap“ gibt es wohl mehrere Gründe: Frauen verhandeln beim Gehalt nicht hart genug, ist zum Beispiel einer. Stimmt schon. Wir hadern tendenziell mehr mit uns, fragen uns tausendmal, ob unsere Gehaltsvorstellung für den potenziellen Job nicht vielleicht doch etwas zu hoch angesetzt ist. Außerdem schauen wir nicht nur aufs Gehalt, sondern achten auch darauf, dass uns der Job inhaltlich erfüllt.

Dann gibt es noch solche Branchen, für die Frauen aufgrund ihres Geschlechts und den damit verbundenen Rollenklischees als fleißige Bienchen quasi gesellschaftlich vorbestimmt zu sein scheinen: Pflegerin, Erzieherin, Frisörin. Alles immer noch typische Frauenberufe, aber alles leider sehr schlecht bezahlte Berufe. Die besser verdienenden Chefs sind in diesen Branchen oft wiederum Männer.

Was du für eine bessere Bezahlung tun kannst

Wenn du dich in Gehaltsverhandlungen unsicher fühlst, hol’ dir für die Vorbereitung Hilfe von einem Profi und lass dich für solche Situationen coachen. Außerdem brauchst du Verbündete, mit denen du dich austauschen kannst. Networking ist angesagt. Wenn du weißt, wieviel deine Kollegen verdienen, kannst du auch besser deinen eigenen Marktwert einschätzen. Seit Juli 2017 hast du sogar dank des sogenannten Entgelttransparenzgesetzes ganz offiziell ein Recht darauf, zu erfahren, wie viel Geld deine Kollegen verdienen. Voraussetzung ist, dass du für einen Arbeitgeber mit mindestens 200 Angestellten arbeitest. Dann kannst du dich einfach an den Betriebsrat wenden und der gibt deine Anfrage anonym an die Personalabteilung weiter.

Kindererziehung ist immer noch Frauensache

Will eine Frau auf den Chefsessel, muss sie sich die altbekannte Frage stellen: Kind oder Karriere? Beides gleichzeitig zu schaffen, ist eher eine Traumvorstellung. Wenn Frauen eine Familie gründen, sind sie es immer noch überwiegend, die zu Hause bleiben und sich um den Nachwuchs kümmern. Von der Elternzeit nutzen viele Väter nur die zwei Pflichtmonate und machen danach schön karriereorientiert weiter mit ihrem Vollzeit-Job – ohne eigene finanzielle Einbußen.

Mütter dagegen reduzieren oft freiwillig ihre Vollzeit- auf eine Teilzeitbeschäftigung. Oder noch viel schlimmer: Sie machen langfristig nur noch Minijobs, weil der Mann ja als Hauptverdiener das Geld mit nach Hause bringt. Spätestens jetzt sollte die innere Alarmglocke dröhnen. Dauerhafte Minijobs im 450-Euro-Bereich machen aus einer ordentlichen Rente nämlich einen mickrigen Haufen Elend. Pro Jahr steigt der Anspruch durchschnittlich nur um 4,50 Euro. Willkommen auf dem Weg in die Altersarmut!

Was du tun kannst, um nicht in der Minijob-Falle zu landen

Es ist wichtig, auch mit Kind als Frau wieder so schnell wie möglich in den Vollzeit-Job zurückzukehren. Und gerade auch, wenn du beruflich nicht so viel verdienst. Teilzeit sollte nur eine Zwischenlösung sein. Ganz zur Not tut es auch ein sogenannter Midijob, also eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung bis 850 Euro. Die Elternzeit nach der Geburt des Kindes solltest du dir mit deinem Partner gleichberechtigt teilen – sprich halbe-halbe.

Ehegattensplitting treibt Frauen in die Altersarmut

Gemeinsam Nachwuchs kriegen, eine Familie gründen, heiraten – das schweißt Paare unweigerlich zusammen. Es verlockt sie aber auch zu mehreren fahrlässigen Entscheidungen: Der Mann wird zum Alleinverdiener, die Frau rutscht in die Teilzeit – wie bereits gesagt. Einen großen Anteil daran trägt das deutsche Steuerrecht, Stichwort Ehegattensplitting. Demnach können Paare mehr Steuern sparen, je weiter ihre Einkommen in der Höhe auseinandergehen. Steuern sparen klingt im ersten Moment natürlich toll, letztendlich aber geht es zulasten der Frauen, die dafür ihre Karriere runterschrauben oder sogar aufgeben. Deswegen ist die unsägliche „Herdprämie“, offiziell heißt sie Betreuungsgeld, ebenfalls keine gute Idee, weil sie Mütter sogar dazu ermutigt, länger zu Hause zu bleiben. Natürlich wollen Frauen besonders in den ersten Jahren möglichst viel Zeit mit dem Kind verbringen – auch in dem Glauben, es sei das Beste fürs Kind. Aber die kleinen Racker eher früher in die Kita zu bringen, kann sogar einen positiven Effekt haben. Laut einer Studie sind solche Kids später mal kommunikativer und durchsetzungsfähiger.

Zerbricht eine Ehe, stehen Frauen ohne alles da

Die Folgen der ungleichen Einkommensverteilung in einer Partnerschaft zeigen sich tückischerweise erst dann so richtig, wenn die Beziehung zerbricht. In Deutschland wird jede zweite Ehe geschieden. Kommt es zu einer Trennung, stehen Frauen, die sich jahrelang ausschließlich um die Kinder gekümmert und den Haushalt geschmissen haben, als Single-Mutter auf einmal ziemlich dumm da. Denn sie selbst haben ja nichts in die Rentenkasse eingezahlt. Die Zuhausegebliebenen sind nach und nach von ihrem Partner finanziell abhängig geworden. Aber ein generelles Recht auf Unterhalt vom Ex-Mann haben Frauen seit einer Gesetzesänderung im Jahr 2008 nicht mehr.

Wie du für den Worst Case einer Trennung/Scheidung vorsorgen kannst

Das Ehegattensplitting klingt zwar verführerisch, bringt dir als Frau unterm Strich in Sachen Rente aber finanzielle Nachteile. Dieser Versuchung zu widerstehen, ist so wichtig, um sich vor Altersarmut zu schützen. Egal, wie toll und harmonisch deine Beziehung ist: Behalte immer ein eigenes Konto, wo du dir Geld beiseite legst. Parallel dazu könnt ihr beiden das praktische 3-Konten-Modell fahren. Lass vor der Familienplanung unbedingt einen Ehe- oder Partnervertrag aufsetzen, in dem ganz klar geregelt ist, wer von euch beiden wie lange wegen bei dem Nachwuchs zu Hause bleibt. Wenn du weniger der Karrieretyp bist und freiwillig länger für die Kindererziehung beruflich aussetzen willst – was auch legitim und nachvollziehbar ist -, dann nagel deinen Partner schriftlich auf einen finanziellen Ausgleich für deine Renteneinbußen sowie Unterhalt im Falle einer Scheidung fest.

Warum du finanzielle Verantwortung übernehmen solltest

Wir halten fest: Warum Frauen eher in die Altersarmut rutschen, hat mehrere Ursachen. Zum einen liegt es an der Politik, die etwa durch das Ehegattensplitting dafür sorgt, dass Frauen weniger arbeiten, sich mit schlechter bezahlten Jobs begnügen und dadurch zu wenig in die Rentenkassen einzahlen. Aber sollen wir darüber jetzt unser Leben lang jammern und hoffen, dass die Politik vielleicht irgendwann mal Mütter für deren Leistungen in den Familien finanziell honoriert? Das wäre nicht Moneypenny-like, tun wir also nicht. 

Wir Frauen dürfen das Problem der drohenden Altersarmut nicht einfach verdrängen. Stattdessen müssen wir – jetzt kommt mein Standardsatz – Verantwortung für unsere eigenen Finanzen übernehmen. Und das beinhaltet auch, sich privat um die eigene Altersvorsorge zu kümmern, etwa zum Beispiel mit monatlichen ETF-Sparplan. Wie das geht, zeige ich dir übrigens in meinem Online-Kurs

Hängen wir noch in alten Geschlechterrollen fest?

Darüberhinaus müssen auch wir jungen Frauen unsere eigenen Rollenbilder von Mann und Frau infrage stellen. Wie emanzipiert sind wir wirklich? Sätze wie „Einen reichen Mann heiraten, das wäre was“ höre ich tatsächlich heute immer noch im Bekanntenkreis. Obwohl unsere Generation von Frauen so gebildet und qualifiziert ist wie noch nie, treten wir im Job oft freiwillig zurück, weil wir denken zu Hause bei den Kindern besser aufgehoben zu sein. Aber können Väter das nicht genauso gut? Vielleicht wollen Männer insgeheim ja gar nicht den Alleinernährer spielen.

Wenn wir etwas gegen die drohende Altersarmut tun wollen, gegen ungleiche Renten, gegen ungleiche Bezahlung, dann müssen wir Frauen bei uns selbst anfangen. 

Erste Schritte:

  1. Melde ich zu meinem kostenlosen Newsletter an, um regelmäßigen Input zu dem Thema zu bekommen.  ZUM NEWSLETTER
  2. Suche den Austausch mit anderen Frauen. Dafür gibt es die Madame Moneypenny Facebook-Gruppe, in der auch die lokalen Meet-Ups (deutschlandweit sowie in Österreich und der Schweiz) organisiert werden. ZUR GRUPPE
  3. Folge mir auf Instagram und Facebook für tägliche Tipps und Live-Fragerunden!

21 Kommentare

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