Von 32.500 Euro Schulden zum vierstelligen Tagessatz – Eine Moneypenny berichtet

In der Rubrik “Moneypennies berichten” geben Frauen Einblick in ihre persönliche finanzielle Geschichte. Sie erzählen, welche Art des Wandels sie vollziehen, wo dabei die Schwierigkeiten liegen und geben Tipps für andere Frauen in ähnlichen Situationen. Ich finde: Mehr Inspiration geht kaum!

Liebe Moneypenny, bitte beschreibe doch ganz kurz deine damalige Ausgangssituation und wie dein Status quo in finanzieller Hinsicht jetzt ist.

Vor zwei Jahren hatte ich 32.500 Euro Schulden und habe sehr in den Tag hinein gelebt. Heute habe ich noch 8.740 Euro Schulden, traue mich, vierstellige Tagessätze zu verlangen (und bekomme diese auch) und werde Ende dieses Jahres, also ca. zwei Jahre nach der  Erkenntnis, dass es so nicht weitergeht, ein positives Nettovermögen haben.

Warum hast du dich in dieser unbefriedigenden finanziellen Lage befunden? Welche Glaubenssätze, Denk- und Verhaltensmuster konntest du rückblickend identifizieren?

Ende 2015 habe ich zum ersten Mal realisiert, dass es finanziell wirklich eng ist. Angefangen hat das Ganze sehr schleichend. Für ein Auslandssemester hatte ich mir Geld von meinen Eltern geliehen und wollte eigentlich ein „Work & Travel“ anschließen. Da ich eine Weile keinen Job fand, hatte ich mich entschieden von dem Geld zu reisen – „man lebt ja nur einmal und in Deutschland kann ich ja schnell was dazuverdienen“ – das hat mich 10.000 Euro gekostet. 2013 habe ich mich selbstständig gemacht und nach dem Gang zur Versicherungsmaklerin fleißig Steuerrücklagen gebildet, bis ich mich 2015 entschieden habe, eine eigene Firma zu gründen und dafür die Steuerrücklagen zu nutzen. Ganz nach dem Motto: „Ich kriege das ja ganz schnell wieder raus“ – Kosten diesmal: 12.500 Euro. Hinzu kommen noch 10.000 Euro BaföG-Schulden und zack – Ende 2015 stand ich mit einem Schuldenberg von 32.500 Euro da. Dabei bin ich zwischendurch viel (und teuer) gereist und habe mir gerne ein schönes Leben gegönnt.

Aktuell sind noch 8.740 Euro an zinsfreien BaföG-Zahlungen fällig. Einen Teil davon könnte ich jetzt schon begleichen und bis Ende des Jahres habe ich, wenn alles wie geplant läuft, endlich ein positives Nettovermögen! Yeah!

Wann und warum hast du dann die Entscheidung getroffen, etwas zu ändern, deine Finanzen selbst in die Hand zu nehmen und dich mehr damit zu beschäftigen? Gab es einen speziellen Auslöser?

Im November 2015 wurde mir bewusst, dass die Steuernachzahlung bald fällig ist. Ich habe das Gespräch mit einer Freundin gesucht, die mir dann sehr direkt die Augen öffnete. Sie sagte, ich solle sofort anfangen, ein Zimmer in meiner Wohnung zu vermieten und mir einen klaren Plan zu machen, wie ich da wieder rauskomme. Hilfreich war in diesem Schritt auch ein offenes Gespräch mit meinem Steuerberater, der mir geholfen hat mit dem Finanzamt Ratenzahlungen zu vereinbaren.

Wie bist du bei deiner „finanziellen Transformation“ vorgegangen? Hast du spezielle Verhaltensmuster entwickelt? Nach bestimmten „Regeln“ gelebt? Hattest du ein ganz konkretes Ziel?

Nachdem mir meine beschissene Lage bewusst wurde, bin ich sehr radikal vorgegangen. Ich habe sofort angefangen, meine Wohnung zu vermieten, was bedeutete, dass ich selbst auf der Couch im Wohnzimmer geschlafen habe (ohne Tür). Zudem habe ich angefangen mein Büro zu teilen und zum Schluss sowohl das Büro als auch die Idee einer eigenen, großen Firma an den Nagel gehangen.

Obwohl ich als Lebens-und Arbeitsmodell die Selbstständigkeit für mich besser finde, habe ich für zehn Monate einen Angestelltenjob angenommen und gut verhandelt. Die Hälfte meines Gehalts habe ich dafür genutzt, monatlich Schulden an das Finanzamt zurückzuzahlen. Das konnte ich u. a. dadurch, dass ich in dieser Zeit in einer WG und nicht mehr meiner eigenen Wohnung gelebt habe. Während der Anstellung habe ich abends und am Wochenende den einen oder anderen selbstständigen Auftrag abgewickelt, das war teilweise sehr anstrengend, aber auch lohnenswert.

Was waren die größten Herausforderungen in dieser Zeit? Und wie hast du dich in rauen Phasen erneut überwunden und neu motiviert?

Die Zeit in der klassischen Festanstellung war hart für mich, zum einen, weil die Arbeit an sich sehr anspruchsvoll war, zum anderen aber auch, weil ich durch die Anstellung das Gefühl hatte, einen Teil meiner Identität aufzugehen. Vor allem am Anfang, als ich ohne Aufgabe im Office gesessen habe. Mich motivierten unterschiedliche Punkte: zum einen die blanke Angst, dass das Finanzamt mir alle Konten einfrieren könnte. Zum anderen wollte ich auf keinen Fall wieder in so eine Situation kommen. Die Zukunft sollte besser werden – das war ein langer und nicht immer einfacher Weg – aber jetzt ist es geschafft.

Ich bin ein recht ungeduldiger Mensch, was gut ist, wenn Frau stur versucht, ihr Einkommen zu vermehren – dadurch habe ich teilweise wirklich viel und schnell verdient. Auf der anderen Seite war es schwierig, auf etwas hinzuarbeiten, das gefühlt so weit in der Ferne liegt. Ich musste mich in Geduld üben.

Was sind deine größten Learnings und wichtigsten Erkenntnisse aus dieser Erfahrung?

Für die Zukunft planen und sparen finde ich genauso wichtig, wie das Leben heute zu genießen. Statt alles, was Geld kostet, zu canceln, habe ich angefangen, zu hinterfragen, was mir im Leben wirklich wichtig ist. Z. B. bin ich nicht bereit, das Reisen komplett aufzugeben. Was ich heute anders mache, ist, dass ich meine Wohnung für diese Zeit komplett untervermiete und mir sage, dass ich für das Reisevorhaben zusätzlich Geld verdienen muss. Zudem finanziere ich mir nichts mehr über Kredite – sollte ich mal ein Auto brauchen, wird es ein altes, gebrauchtes sein, dass ich sofort bezahlen kann, oder eben gar keins. Ich verhandle heute deutlich besser als früher. Durch persönliche Erfahrung und Coaching habe ich sowohl mein Gehalt erhöhen können als auch meine Tagessätze.

Oft ist es ja so, dass sich Änderungen in einem Lebensbereich ebenfalls auf weitere Lebensbereiche übertragen. War das bei dir auch so? Auf welche anderen Bereiche in deinem Leben hat sich dein finanzieller Wandel ausgewirkt?

Nachdem ich finanziell aufgeräumt habe, war bei mir die Selbstständigkeit dran. Projekte, die aufwendig und schlecht bezahlt waren, habe ich schnell aussortiert. Im Moment arbeite ich angestellt in Teilzeit, das entspricht meinem Wunsch nach Freiheit am ehesten. Mit der Festanstellung im Rücken habe ich für Tagessätze in der Selbstständigkeit viel besser verhandelt und dieses Jahr zum ersten Mal vierstellige Tagessätze erwirtschaften können.

Wenn du 10 Jahre weiterdenkst, wie sieht deine finanzielle Situation dann aus, was sind deine Ziele?

Mein absoluter Traum ist die finanzielle Freiheit, also nicht mehr arbeiten zu müssen mit 40. An dem „Wie“ arbeite ich noch. Einen ETF-Sparplan habe ich schon mal, die Riester-Rente ist auf Eis gelegt und nächstes Jahr möchte ich mir einen Bulli zulegen, v. a. zum Vermieten für Reisen und Umzüge.

Welche abschließenden Tipps hast du für Frauen, die ebenfalls etwas ändern wollen?

Meine Tipps, um schnell etwas dazuzuverdienen:

  • Wohnung untervermieten, z. B. via Airbnb – je nach Stadt legal oder nicht
  • Sachen bei eBay Kleinanzeigen oder auf Flohmärkten verkaufen
  • An Marktforschungsstudien teilnehmen – ich habe gute Erfahrungen mit Testing Time gemacht
  • Promotion-Jobs (z. B. über Promotion-Basis) – hier werden Menschen unterschiedlichen Alters gesucht

Wenn du wirklich was verändern willst, solltest du

  1. der Wahrheit ins Auge blicken und wissen, wie es um dich finanziell steht
  2. auch mal unbequeme Sachen machen, um dich aus dem Loch zu ziehen (Wohnung untervermieten, einfache Jobs etc.)
  3. dich was trauen – „Wer nicht fragt und fordert, der nicht gewinnt!“

Herzlichen Dank für deine Offenheit! Ich bin sicher, du bist eine große Inspiration für viele Frauen da draußen.

Die interviewte Moneypenny hat sich zur Aufgabe gemacht, ihr Wissen und ihre Erfahrungen weiterzugeben und andere Frauen bei Gehalts- und Tagessatzverhandlungen zu unterstützen. Melde Dich bei ihr unter info@frauverhandelt.de

Du möchtest deine Story mit anderen Menschen teilen, um zu inspirieren, Feedback zu bekommen oder sie für die Nachwelt festzuhalten? Dann schreib’ mir an salut@madamemoneypenny.de Ich freue mich auf deine Nachricht!

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