Geniale Frauen – Steffi Graf

Steffi Graf: Wunderkind, Tennis-Ausnahmetalent, geniales Vorbild

Hach, Steffi Graf. Man muss kein Tennis-Freak sein, um bei großen deutschen Ikonen sofort an Steffi Graf zu denken. Es reicht schon, ein Kind der 80er-Jahre zu sein, so wie ich es bin. Auch wenn ich als kleiner Stöpsel in den 80ern noch nicht sonderlich viel von der Welt mitbekommen habe – Steffi Graf ist bei mir ganz vorne auf der Festplatte abgespeichert. Dicht gefolgt von Helmut Kohl und Boris Becker. Apropos Bobbele: Über den scheinen wir ja vermeintlich alles zu wissen – seine Erfolge, seine privaten Skandälchen und seine finanziellen Probleme. Steffi Graf ist das komplette Gegenteil. Denn wie ich bei meinem Durchforsten von Steffi-Inhalten für dieses Porträt gemerkt habe, ist die inzwischen 48-jährige Tennis-Legende ebenso verschlossen wie erfolgreich – also sehr.

Von Steffi Graf gibt es bisher weder eine Autobiografie noch eine autorisierte Biografie.

(Bild (c) imago)

Interviews gibt sie äußerst selten. Sogar die Macher einer ARD-Doku über Steffi Grafs Leben aus dem Jahr 2012 haben sich an ihr die Zähne ausgebissen. Kein Interview. Die Frau hat offensichtlich keine Lust, der Öffentlichkeit irgendetwas Persönliches von sich preiszugeben. Aber das hat wohl auch seine Gründe, um die es gleich ebenfalls gehen wird.

Grafs sportliche Erfolgsgeschichte kennt hingegen jeder. Sie wird im Laufe ihrer Karriere 22 mal Grand-Slam-Siegerin. In den 80er- und 90er-Jahren gewinnt sie ein großes Tennisturnier nach dem anderen, ist insgesamt 377 Wochen auf Platz eins der Damen-Weltrangliste und wird damit nicht nur zu einem deutschen, sondern zu einem weltweiten Superstar. Bis heute bezeichnen Sportexperten Steffi Graf als „einzigartiges“ „Jahrhunderttalent“. Da ist sicher was dran. Aber auch ein Ausnahmetalent wie sie hat sich den Erfolg hart erarbeitet.

Steffi Graf, das Tennis-Wunderkind

Stefanie Maria Graf wird am 14. Juni 1969 in Mannheim geboren. Nur etwa vier Jahre später steht sie schon auf dem Tennisplatz. Weil ihr Vater Peter Graf Tennislehrer ist, erkennt er sofort das Talent seiner Tochter und fördert Steffi, wo es nur geht. Wenn er abends nach der Arbeit nach Hause kommt, spannt er zum Beispiel eine Schnurr durchs Wohnzimmer, damit sie mit ihm noch ein paar Bälle schlagen kann. Es scheint aber auch so, als wolle das Mädchen nichts anderes machen als Tennis spielen. Sogar auf Schulfreunde soll das „Wunderkind“ gepfiffen haben. Mit erst 13 Jahren beginnt Grafs Tennisprofikarriere – ihre Kindheit ist damit schon früh vorbei.

Motorische Begabung, eine knallharte Vorhand, schnelle Beinarbeit, gepaart mit einem Haufen Ehrgeiz und Lust aufs Tennisspielen – so stößt Graf in den 80er-Jahren als junges Ding den deutlich älteren Tennis-Star Martina Navratilova vom Thron. 1987 wird Steffi mit erst 18 Jahren Weltranglistenerste. Dabei scheint sie extrem fokussiert zu sein. Denn ihr Ziel ist klar: die beste Tennisspielerin der Welt zu werden. Alles drumherum wird ausgeblendet. Ihre damalige Rivalin beschreibt Graf später so: „Kabine rein, möglichst schnell wieder raus. Eigentlich kenne ich sie bis heute noch nicht.“ Navratilova sagt aber noch einen anderen interessanten Satz, und zwar, dass es im Tennis nicht darauf ankäme, wie gut man ist, wenn’s gut läuft, sondern wie gut man ist, wenn’s schlecht läuft – besonders das sei laut Navratilova Grafs herausragende Stärke gewesen.

Vater Graf steigt das viele Geld zu Kopf

Schon bevor sie die Nummer eins im Tennis ist, fließt bei Steffis Turniersiegen massig Kohle. 1985 spielt sie eine halbe Million Mark Preisgeld ein, 1986 sind es 1,3 Millionen Mark und 1989 mehr als drei Millionen Mark. Um ihre Finanzen kümmert sich allein Vater und Förderer Peter Graf. Wie man heute weiß, soll er damals die üppigen Turnierpreisgelder in Tüten nach Hause geschleppt haben – eine Menge Cash im Hause Graf, das Papa Peter aber auf diverse Briefkastenfirmen verteilt. 1997 wird er wegen Steuerhinterziehung im großen Stil, ungefähr 20.000.000 Mark, zu drei Jahren und neun Monaten Gefängnis verurteilt.

Eine richtig bittere Geschichte für Steffi. Einerseits macht ihr engster Vertrauter, ihr geliebter Vater, krumme Sachen mit dem hart arbeiteten Vermögen, andererseits muss sie sich eingestehen, dass es ziemlich dumm und naiv ist, sich nicht für die eigene Kohle zu interessieren – wie sie später in einem Interview auch zugibt: „Ich habe den Fehler gemacht, dass ich mich um meine finanziellen Dinge nicht gekümmert habe.“

Unter dem kriminellen Vater, der die volle Schuld zwar auf sich nimmt, leidet aber zwischenzeitlich auch Steffis Image: Natürlich steht sie ebenfalls unter Verdacht. Die Folge: Auf dem Platz verbockt sie auf einmal Spiele, bei kritischen Interview-Fragen reagiert sie untypisch gereizt oder antwortet einfach gar nicht mehr auf Reporterfragen. Da wird ihr wohl klar, wie die Schattenseite des Ruhms aussieht. Wahrscheinlich redet sie darum heute so ungern mit der Presse über sich.

Steffi spielt sich körperlich kaputt

Also müssen es eben andere Leute tun. Der frühere Tennisspieler und Journalist Hans-Jürgen Pohmann beschreibt Steffi Graf einmal als „sehr ehrlich, sehr feinfühlig, scheu, unsicher und voll berechtigen Misstrauens.“ Bezüglich ihres Athletenkörpers ist sie aber offenbar weniger rücksichtsvoll. Sie spielt etliche Matches trotz Verletzungen. Bei ihr ist so ziemlich alles mal kaputt. Kein Wunder also, dass Graf ihre Tenniskarriere schon mit 29 Jahren beendet. Die Schmerzen werden einfach zu groß. Als sie das Karriereende verkündet, erzählt sie, dass sie bei ihrem letzten Wimbledon-Turnier den Spaß vermisst habe.

Der Abschied vom Profi-Tennis scheint Steffi nicht besonders schwer zu fallen, denn plötzlich steht Kollege Andre Agassi bei ihr auf der Matte. Die beiden Sportstars heiraten und kriegen zwei Kinder. Die Geburt von Sohn Jaden Gil schafft es 2001 sogar als Nachricht in die „Tagesschau“. Schon lange lebt die Familie sehr zurückgezogen in Las Vegas.

Grafs Karriere nach der Karriere

Steffi startet 2005 eine zweite Karriere als Unternehmerin und wird Mitbegründerin der Frauen-Fitnessclub-Kette Mrs. Sporty. Daneben ruft sie die wohltätige Stiftung Children for Tomorrow ins Leben. Tennis hat schon lange nicht mehr höchste Priorität bei ihr. Sogar als 2017 ihr erster Grand-Slam-Titel 30-jähriges Jubiläum hat, fährt sie lieber mit der Familie in den Urlaub als sich bei den French Open in Paris als Ikone abfeiern zu lassen.

Dafür gab’s zum Jubiläum aber ein paar warme Worte von Ex-Weggefährte Boris Becker. “Ich bewundere, wie Andre und Steffi auch ihr Leben nach der Karriere gemeistert haben“, sagte er der „Süddeutschen Zeitung“. Da hat Bobbele recht. Steffi Graf: Einfach eine geniale Frau…

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