Sparen im Studium – Geht das überhaupt?

Das Studierendenmagazin KURT interviewte mich zum Thema Sparen im Studium. Außerdem erfährst du, warum du dich schon als Student*in um deine Altersvorsorge kümmern solltest, wann sparen nicht funktioniert und ob Aktien oder ETFs für Studierende besser geeignet sind.

Du möchtest dir das Interview lieber anhören? Hier geht‘s zum Podcast:

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Mit 26 hast du das Portal wg-suche gegründet: Wie kam es dazu?

wg-suche ist aus dem eigenen Schmerz heraus entstanden. Damals lebte ich in Hamburg und wollte ein Zimmer in meiner Wohnung vermieten. Mit den bestehenden WG-Portalen war ich nicht zufrieden und wollte einen schlankeren Prozess schaffen.

2016 hast du mit Madame Moneypenny gestartet. Was hat dich dazu bewegt?

Auch Madame Moneypenny entstand aus dem eigenen Schmerz heraus. Nach der Gründung von wg-suche entschied ich mich, nicht weiter in die gesetzliche Rentenversicherung einzuzahlen. Da keine Rente aber auch keine Option war, saß ich im nächsten Schritt im Büro einer Finanzberaterin, die mir eine private Rentenversicherung verkaufte, die überhaupt nicht zu mir passte. Also ich das realisierte, wurde mir klar, dass ich mich mit dem Thema Finanzen auseinandersetzen muss. Ich fing an, Bücher zu lesen und Seminare zu besuchen und teilte dieses Wissen auf meinen Blog Madame Moneypenny.

Welche anderen Sachen machst du neben dem Blog noch?

Mittlerweile gibt es eine ziemliche große Women-only Facebookgruppe, die sich zum Thema Finanzen austauscht. Außerdem gibt es den Podcast, meinen Instagram-Account, 2 Bücher, mein Mentoring-Programm, lokale Meet-Ups und meinen Newsletter.

Hast du es im Studium geschafft, zu sparen?

Ich habe neben dem Studium gearbeitet, da es mir wichtig war, dass auch Geld reinkommt. Ich habe natürlich nicht in Saus und Braus gelebt und mein komplettes Bachelor-Studium bei meinen Eltern gewohnt, um mir die Miete zu sparen. Als ich für meinen Master nach Münster zog und die Mietkosten dazu kamen, musste ich mich finanziell etwas umstellen. Was die Finanzen angeht, war ich eine durchschnittliche Studentin.

Hattest du Sparmethoden während des Studiums?

Tatsächlich nicht. Sparen war mir aber immer schon wichtig und wurde mir auch anerzogen.

Was rätst du Studierenden, die Ende des Monats knapp bei Kasse sind, aber gerne sparen würden?

1. Am Ersten des Monats den Sparbetrag direkt zur Seite zu legen.

Anstatt am Ende des Monats zu schauen, was nach allen Ausgaben noch übrig ist und davon etwas zu sparen, leg am Anfang bereits den Betrag, den du sparen möchtest (z.B. 50 Euro) zur Seite.

2. Haushaltsbuch führen

Ist langweilig und unsexy, aber super effektiv. Es dauert auch gar nicht lange, dieses zu führen und mittlerweile gibt es Apps dafür. Hier einfach alle Ausgaben eintragen z.B. 1,50 beim Bäcker, 2 € für einen Kaffee, usw.

3. Sich eine Sparchallenge auferlegen

Du kannst zum Beispiel alle 5 Euro-Scheine, die dir über den Weg laufen, zu sparen. Wenn 5 Euro zu viel sind, funktioniert diese Challenge natürlich auch mit 1- oder 2- Euro-Münzen.

Gibt es eine Lebenssituation, ab der man auf jeden Fall sparen sollte?

Es gilt: Je früher, desto besser. Auch während der Schulzeit kann man schon einen Teil des Taschengeldes sparen. Das hat natürlich auch mit der Erziehung der Eltern zu tun. Wenn man nicht am Hungertuch nagt, gibt es auch im Studium noch Potential zu sparen – und wenn es nur kleine Beträge sind. Der Umgang mit Geld gehört zum Erwachsenwerden dazu. Das beinhaltet, dir zu überlegen, wo dein Geld hingeht (Haushaltsbuch) und ob du das Geld überhaupt dafür ausgeben willst oder eigentlich andere Ziele im Leben hast?

Wann funktioniert sparen nicht?

Sparen funktioniert nicht, wenn du dich extrem dazu zwingen musst. Sparen wird oft mit Verzicht gleichgesetzt. Das sehe ich nicht so. Es geht eher darum, zu entscheiden, ob du kurz- oder langfristig denken willst.  Bist du bereit, jetzt 20 Euro fürs Feiern auszugeben oder sparst du diese lieber für eine Reise? Du gönnst dir also kurzfristig etwas nicht (das Feiern), um langfristig etwas viel Tolleres und eine viel größere Belohnung (die Reise) zu bekommen.

Sparen darf sich nicht nach Verzicht anfühlen, denn dann hört man einfach damit auf. Wichtig ist es deshalb, ein Sparziel zu haben. Das ist der Motivationstrick. Wenn du dich nicht zum Sparen motivieren kannst, fehlt dir dein Sparziel. Auch für die Altersvorsorge sollten wir alle viel mehr sparen.

Müssen Frauen mehr sparen als Männer?

Wenn das Ziel Altersvorsorge ist – dann ja! Denn Altersarmut ist weiblich. Frauen arbeiten immer noch viel eher in Teilzeit als Männer, wenn die Kinder da sind. Sie verdienen aufgrund des Gender Pay Gaps per se weniger und zahlen somit auch weniger in die Rentenkasse ein. Ich finde, keine Frau sollte sich auf die gesetzliche Rente verlassen. Ich mache das zum Beispiel schon lange nicht mehr. Das Tolle ist, dass du als Studierende noch viel Zeit hast, ein Vermögen aufzubauen. Männer und Frauen sollten das natürlich beide machen. Bei Frauen wird es sich aber noch mehr bemerkbar machen, wenn sie es nicht tun.

Macht ein Sparkonto Sinn, auch wenn es dort keine Zinsen gibt?

Um Geld für ein konkretes Ziel (z.B. Reise) zu sparen und sicher aufzubewahren, macht ein Spar- oder Tagesgeld durchaus Sinn. Dort sollte dein Notgroschen liegen. Diesen kannst du bereits im Studium nach und nach ansparen. Der Notgroschen sollte so groß sein, dass du 3 Monate davon überleben kannst. Wenn man beispielsweise direkt nach dem Studium nicht gleich einen Job findet, kann dieser Notgroschen hilfreich sein.

Wenn du allerdings ein Vermögen aufbauen willst, macht es weniger Sinn, denn es gibt keine Zinsen.

Wie viel Geld hattest du im Studium und wie viel hast du jetzt?

Während des Studiums arbeitete ich samstags in einem Sportladen. Dort verdiente ich ca. 700-800 Euro. Ich hatte keine Mietkosten, da ich bei meinen Eltern wohnte. Dafür aber ein Auto, das ich selbst finanzierte. Ganz genau kann ich das gar nicht mehr sagen, aber es waren ein paar Hundert Euro. Ich konnte davon auch noch ein bisschen sparen.

Heute baue ich mein Vermögen durch die Gewinne meiner beiden Unternehmen auf. Ich zahle mir ein Gehalt aus, das sich im kleinen bis mittleren vierstelligen Bereich befindet.

Warum sollte man sich als Studierender jetzt schon Gedanken um die Altersvorsorge machen?

Ich möchte dich ermutigen, darüber nachzudenken und auch mit kleinen Beträgen schon einmal anzufangen. Der Vorteil, den du hast, ist dein Alter. Zeit ist der entscheidende Faktor.

Je früher du anfängst, auch mit kleinen Beträgen selbst Vermögensaufbau zu betreiben, desto weniger musst du später sparen.

Entweder du fängst früh mit kleinen Beträgen an und machst alles super entspannt. Oder du merkst mit Mitte 40, dass du überhaupt kein Vermögen aufgebaut hast. Dementsprechend höher sind dann deine Sparbeträge. Dann musst du plötzlich 2000 Euro im Monat sparen, um eine Rente zu bekommen.

Eine langfristige Denkweise ist also gefragt. Auch wenn das Thema keinen Spaß macht, machst du es dir so viel leichter, wenn du früh anfängst.

Was hältst du von der gesetzlichen Rentenversicherung?

So wie sie aktuell ist nicht sonderlich viel. Ich glaube nicht daran, dass dieses System uns mittel- bis langfristig alle versorgen kann. Die Menschen werden immer älter und bekommen immer länger Rente. Gleichzeitig gibt es nicht genug junge Leute, die so viel Geld verdienen und so viel in die Rentenkasse einzahlen. Ich glaube, wir können 3 Kreuze machen, wenn unsere Rente überhaupt zur Grundsicherung reicht (400 Euro pro Monat).

75% aller Frauen, die heute 30-55 Jahre sind, werden in Altersarmut landen oder eine gesetzliche Rente in Höhe von ca. 400 Euro bekommen. Ich sehe in der Politik kein Bestreben, das mittelfristig zu ändern. Deshalb verlasse ich mich nicht darauf und mache das lieber selber.

Welches Rentenmodell zum Selbermachen empfiehlst du?

Von der gesetzlichen Rente nehmen wir mit, was wir bekommen und freuen uns darüber. 

Ansonsten bin ich Fan eines zweigeteilten Modells:

  • Eine private Rentenversicherung, um die Grundsicherung abzudecken
  • Vermögensaufbau, für alles was darüber hinausgeht (um einen bestimmten Lebensstandard zu halten, Urlaube, etc.). 

Bei Letzterem sind wir ganz schnell bei der Börse, bei Aktien und Aktienfonds.

Wenn ich mich als Studentin mit dem Thema Altersvorsorge noch gar nicht auseinandergesetzt habe, welches wären meine ersten Schritte?

Meine Empfehlung: erstmal einlesen.

Aber gerade bei Versicherungen ist es schwer, sich einzulesen. Da wirst du über kurz oder lang nicht um eine*n Berater*in herum kommen. Mein Tipp an dieser Stelle: Geh nicht zu Makler*innen. Alles was kostenlos ist, ist es in Wirklichkeit gar nicht. Makler*innen verkaufen dir Versicherungen, die horrende Gebühren beinhalten, die die Versicherung dann an die Makler*innen zurück gibt. Deswegen solltest du für die private Rentenversicherung am besten Honorarberater*innen finden. Die musst du vorab bezahlen (kostet ein paar Hundert Euro).

Den zweiten Teil, den Vermögensaufbau, kannst du alleine machen.

Informiere dich dazu über die Börse und über ETFs. Es gibt eine Menge Youtube-Kanäle und es gibt meinen Blog 😉 Du musst allerdings die Zeit einplanen, dich damit zu beschäftigen. Denn du musst wissen, was du da machst.

ETFs sind vielleicht nicht jeder*m ein Begriff – kannst du ihn kurz erklären?

Eine Aktie ist ein Anteil von einem Unternehmen. Wenn ich eine Zalando-Aktie kaufe, habe ich einen Anteil an diesem Unternehmen gekauft. Wenn ich allerdings nur Zalando-Aktien kaufe, gehe ich ein sehr hohes Risiko ein, nämlich, dass Zalando pleite geht und mein Geld weg ist. Deswegen sagt man: Breit diversifizieren. Die Last also auf verschiedene Schultern zu verteilen – am besten auf ein paar Tausend Unternehmen.

Aber wie kann man das easy machen? Hier kommen Fonds ins Spiel – das sind Körbe mit vielen verschiedenen Aktien. Du kaufst mit Aktienfonds einen Teil dieses Korbes.

Bei Aktienfonds unterscheidet man zwischen aktiven und passiven Fonds. Bei den aktiven Fonds kauft und verkauft eine Person Aktien hin und her. Sie kosten viel Geld und die Performance ist nicht besser. Passive Fonds sind sogenannte ETFs. Der Vorteil ist, dass du, wenn du einmal investiert hast, nichts mehr machen musst. Mit ETFs, die in Unternehmen weltweit investieren, kannst du eine breite Diversifizierung erreichen. Damit fährst du dann bereits ganz gut.

Aber: Kaufe jetzt nicht einfach irgendeinen ETF, sondern informiere dich zunächst.

Ab welchem Betrag macht es Sinn anzulegen?

25 Euro pro Monat. Mit diesem Betrag ist es auch technisch möglich, einen ETF-Sparplan aufzusetzen. Das heißt: Du suchst dir deinen ETF und sagst deiner Bank, dass du jeden 1. des Monats 25 Euro in diesen investieren möchtest. 25 Euro hören sich nicht viel an, aber es lohnt sich. Du hast als Studierende den Vorteil der Zeit, da reicht das für den Anfang erst einmal aus.

Welches Rentenmodell lohnt sich für Menschen, die frei oder selbstständig arbeiten?

Gesetzliche Rente gibt es in diesem Fall nicht, außer ihr zahlt freiwillig ein, aber das würde ich nicht empfehlen.

Es ist also das gleiche Modell wie bei einer Angestellten: Sie braucht eine private Rentenversicherung und Vermögensaufbau.

Sollte man zuerst die Studienkredite zurückzahlen oder schon früh in ETFs anlegen?

Das Schöne an Studienkrediten ist, dass sie normalerweise recht günstig sind. Sie kosten nicht so viel Geld wie ein Kredit fürs Auto, beispielsweise. Konsumschulden sind schlecht, da diese richtig teuer sind. Sie sollten zuerst abbezahlt werden. Ich hoffe, dass du als Studierende keine Konsumschulden hast, sondern eher einen Studienkredit oder BAföG. Da das sehr kostengünstige Kredite sind, kann man diese erstmal weiterlaufen lassen und parallel anfangen, Vermögensaufbau zu betreiben und 25 Euro pro Monat in ETFs zu investieren.

Lohnt sich ein Bausparvertrag noch? Wenn ja – wie viel sollte ich monatlich einbezahlen?

Zu solchen spezifischen Produkten ist es schwer, eine Antwort zu geben. Ich kenne den Vertrag nicht. Bausparverträge sind aber eher mit Vorsicht zu genießen. Außer, wenn man noch einen älteren Bausparvertrag hat, bei dem es noch richtig Zinsen gibt (4% oder mehr), dann kann man den ruhig behalten.

Bausparer würde ich jungen Leuten deshalb eher nicht ans Herz legen. Es gibt einfach bessere Methoden, Geld zu sparen und ein Vermögen aufzubauen. Mit ETFs kannst du beispielsweise sehr viel mehr Gewinn machen.

Lohnt sich die Riester-Rente?

Das ist sehr individuell. Ich hatte einen Rürup-Vertrag – das ist Riester für Selbstständige. Machte für mich aber keinen Sinn. Wenn dir jemand einen Riester-Vertrag empfiehlt, würde ich mich immer fragen: Wer sitzt auf der anderen Seite und was hat er davon (Stichwort Provision).

Lies dich dazu gerne ein, aber bitte auf unabhängigen Quellen. Ich kann dir Maiwerk Finanzpartner empfehlen. Sie veröffentlichen gute Videos zu den verschiedenen Versicherungen und ab wann und für wen sich diese lohnen.

Sind Aktien oder ETFs für Studierende empfehlenswerter?

ETFs sind nur eine andere Form Aktien zu kaufen. Entweder du kaufst diese einzeln oder gebündelt in einem ETF. Bei einem ETF ist das Risiko einfach viel breiter gestreut, von daher würde ich immer den ETF kaufen. Es macht einen großen Unterschied, ob du händisch in 5 Unternehmen investierst oder in einen ETF, in dem schon 2000 Unternehmen sind.

Wenn es um langfristigen Vermögensaufbau geht, dann solltest du dich immer für ETFs entscheiden.

Sparen im Studium: Meine Tipps zum Abschluss

– Gebt kein Geld für Scheiße aus.

– Gebt nicht mehr Geld aus als ihr habt.

– Lasst euch nicht in Luxusstandards hineinziehen

– Hinterfragt Dinge, die  eure Eltern vorgelebt haben (z.B. Eigenheim)

– Versucht dem Thema Finanzen mit Offenheit und Spaß zu begegnen.

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