Moneytalk: 7 Tipps für Geld in der Partnerschaft

In diesem Moneytalk geben euch die Beziehungsinvestoren Marielle und Mike 7 Finanztipps für die Partnerschaft.

Wie schaffst du es, in deiner Partnerschaft über Geld zu sprechen? Und was, wenn derdie Partnerin partout nicht darüber reden möchte? Was du tun kannst, wenn es in der Beziehung deutliche Gehaltsunterschiede gibt und was wichtig ist, wenn Kinder ins Spiel kommen, erfährst du hier.

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Den Moneytalk gibts natürlich auch als Podcast – und zwar hier:

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Meine Gäste in diesem Moneytalk sind die Beziehungsinvestoren Marielle und Mike. Als sie 2016 selbst nach Informationen zu Geld in der Beziehung suchten und nichts fanden, riefen sie die Beziehungsinvestoren ins Leben. Bei ihnen geht es um Geld in der Beziehung, aber auch ums Elternwerden, um Gleichberechtigung und ganz generell um Finanzen.

Hier sind 7 Tipps für Geld in der Beziehung von den Beziehungsinvestoren Marielle und Mike:

Tipp 1: Locker miteinander über Geld sprechen

Geld ist immer noch ein Tabuthema – auch und vor allem in einer Beziehung. Wir sprechen selten über Geld, dabei begleitet es jeden Meilenstein in der Beziehung (Heiraten, Kinder kriegen, in Rente gehen,…). Anstatt gleich mit komplexen Themen wie einem Ehevertrag zu starten, empfehlen wir mit Geldthemen aus der Vergangenheit loszulegen.

Das können Fragen sein wie:

  • Hast du Taschengeld bekommen? Wofür hast du es ausgegeben?
  • Hast du dein Erspartes am Weltspartag auf die Bank gebracht?

Wenn ihr einmal damit gestartet habt, könnt ihr im nächsten Schritt über die Zukunft sprechen. Fragt euch, was ihr als Paar haben wollt? Das kann vom Eigenheim bis hin zum Urlaub alles sein. Überlegt euch dann, wie ihr dorthin kommt. Das ist der Sprung in die Gegenwart. Was könnt ihr heute tun, um das, was ihr euch in der Zukunft wünscht, zu erreichen?

Schafft am besten eine schöne Atmosphäre, um über Geld zu sprechen. Ihr könnt zum Beispiel spazieren gehen. Oder einen Moneyday machen, bei dem ihr euch einen schönen Tag macht, etwas Gutes esst und über Geld sprecht.

Für größere Finanzthemen empfehlen wir immer einen Termin mit derm Partnerin auszumachen, um den*die andere nicht zu überrumpeln.

Tipp 2: Haushaltsbuch führen

Im ersten Schritt sollten beide Partner*innen jeweils eine Vermögensaufstellung machen, also einmal im Monat Folgendes aufschreiben:

  • Wie viel Geld liegt auf den verschiedenen Konten,
  • Was ist in den Depots?
  • Wie viel Vermögen ist unterm Strich da?
  • Schulden?

Erst danach geht es um das Nachverfolgen von Einnahmen & Ausgaben.

Das sollte erst einmal jeder für sich machen und danach mit demder Partnerin teilen. Das könnt ihr gerne in einem gemeinsamen Excel machen, es ist aber wirklich wichtig, dass es zunächst jeder für sich macht.

Das Haushaltsbuch solltet ihr mindestens 3 Monate lang führen, idealerweise ein ganzes Kalenderjahr. So deckt ihr auch Kosten ab, die nur einmal jährlich anfallen (beispielsweise die KFZ-Steuer). Ihr habt den Überblick über ein ganzes Jahr und könnt überlegen, wie ihr das nächste Jahr plant.

Das gemeinsame Haushaltsbuch sieht bei uns so aus: Wir nutzen Excel und haben 3 Spalten: Marielle, Mike und Beziehung. Sie sind auf Einnahmen und Ausgaben verteilt. So sehen wir alle individuellen und gemeinsame Einnahmen und Ausgaben.

Tipp 3: Regelmäßige Geldgespräche führen

Wir empfehlen regelmäßige Geldgespräche zu führen.

Wir führen monatlich Haushaltsbuch und darüber dann ein Geldgespräch (20 Minuten). Das könnt ihr euch übrigens auch in unserem Podcast anhören.

Das ist die Struktur unseres Geldgesprächs

  • Was ist im letzten Monat passiert?
  • Sind wir mit dem Budget hingekommen?

Die Gespräche sind unglaublich wertvoll, da sie die Grundlage für alles andere in der Beziehung schaffen.

Ein Beispiel aus unserer Beziehung, bei dem wir kein Geldgespräch führten, es aber hilfreich gewesen wäre:

Als Marielle und Mike zusammenzogen, suchte Marielle die Wohnung aus und kaufte die Möbel. Mikes Möbel landeten auf dem Dachboden. Die unausgesprochene Vereinbarung war, dass Mike bei einer Trennung sich mit seinen Möbeln eine neue Wohnung suchen muss. Hier wäre es hilfreich gewesen, darüber zu sprechen.

Im Gegensatz dazu sprachen die beiden sehr viel über ihre Hochzeit, auch über das Budget. Sie wollten beispielsweise mehr Geld für die Flitterwochen ausgeben als für die eigentliche Hochzeit.

Tipp 4: Was du machen kannst, wenn deine Partnerin nicht über Geld sprechen möchte

Wenn deine Partnerin keine Lust auf Finanzen hat, kannst du sie oder ihn immer wieder einladen, mit dir darüber zu sprechen oder sich dem Thema anzunehmen. Wichtig ist, dass du die Person wirklich einlädst und nicht versuchst sie zu überzeugen. Man kann niemanden überreden, sich um seine Finanzen zu kümmern. Stattdessen kann man alleine anfangen und die andere Person immer wieder einladen.

Tipp 5: Was ihr tun könnt, wenn große Gehaltsunterschiede vorliegen

Schritt 1: Überlegt euch, auf welchen Lebensstil ihr euch einigen wollt und sprecht darüber.

  • Wenn ihr euch auf den niedrig verdienenden Lebensstil einigt, könnt ihr eure Ausgaben 50:50 teilen
  • Wenn ihr euch auf den höher verdienenden Lebensstil einigt, sollte der höher Verdienende mehr dazu beitragen (beispielsweise 70:30)

Diese Regelung kann sich übrigens auch von Lebensbereich zu Lebensbereich unterscheiden. Ihr könnt die Alltagsausgaben 50:50 aufteilen und im Urlaub den höher verdienenden Lebensstil wählen, wenn derdie besser verdienende Partnerin sich dazu bereit erklärt mehr zu bezahlen.

Wenn man über solche Themen spricht, sollte man sie auf jeden Fall sacken lassen und auch (mehr) mal(s) darüber schlafen. Bei großen Themen kann es schon mal 2-3 Monate dauern, bis man zu einer Entscheidung kommt.

Mögliche Kontenmodelle in einer Partnerschaft

Das 2- Kontenmodell:

Beide Partner*innen haben jeweils ihr eigenes Konto und man einigt sich darauf, wer was zahlt.

Das 3-Kontenmodell:

Beim 3 Konten-Modell gibt es zwei Varianten.

Beide Partner*innen haben jeweils ihr eigenes Konto und es gibt zusätzlich ein Gemeinschaftskonto. Der Unterschied der beiden Varianten liegt darin, wie das Geld reinkommt.

Variante 1

Alle Einnahmen werden auf das Gemeinschaftskonto eingezahlt und jeder bekommt was übrig ist auf sein persönliches Konto überwiesen.

Variante 2

Die Einnahmen kommen auf den jeweiligen Konten beider Partner*innen rein und es wird ein bestimmter Betrag auf das Gemeinschaftskonto überwiesen.

Die Wahl des Kontomodells hat viel mit der Phase der Beziehung zu tun, in der du dich gerade befindest und kann mit der Beziehung mitwachsen (zum Beispiel vom 2-Kontenmodell auf das 3-Kontenmodell)

Tipp 6: Den gemeinsamen Vermögensaufbau managen

Hier gilt eine sehr wichtige Regel: Wenn ihr euch nicht einigen könnt, dann lasst es. ****Investiert nur dann gemeinsam in etwas, wenn ihr beide darin investieren wollt.

Wenn es nur einer von beiden gut findet, sollte er allein investieren.

So investiert beispielsweise nur Mike in p2p-Kredite, während nur Marielle in Kryptowährung investiert.

Für das gemeinsame Investieren muss es ein transparentes Regelwerk geben, das von beiden nachvollziehbar ist. Dieses klärt Punkte, wie

  • Wieso wird eine Aktie ge-/verkauft?
  • Wieso entscheiden wir uns für einen bestimmten ETF?

Gemeinsames Investieren bedeutet auch, dass immer beide Zugang und Zugriff haben und dass es ein Gemeinschaftsdepot gibt.

Für ein gemeinsames Depot müsst ihr übrigens nicht verheiratet sein. Ihr müsst nur ein Post-Ident Verfahren gemeinsam durchlaufen und das Depot gemeinsam aktiv eröffnen.

Tipp 7: Wenn Kinder ins Spiel kommen, eine gleichberechtigte Elternschaft aufbauen

Der wichtigste Tipp für alle, die Eltern werden, ist: Strebt eine gleichberechtigte Elternschaft an.

Das löst viele Probleme, die danach kommen, wie:

Oft ist es immer noch die Frau, die zuhause bleibt und dadurch Karriereverluste hinnimmt und von Altersarmut bedroht ist.

Gleichzeitig lastet der finanzielle Druck alleine auf dem Mann, der typischerweise weiter arbeiten geht. Was passiert in Situationen wie Corona oder Arbeitslosigkeit?

Anzustreben, dass beide ihren Job weitermachen und beide zu Hause sind, löst super viele Probleme, wenn Kinder ins Spiel kommen.

Das heißt nicht, dass jeder alles machen muss. Trotzdem ist es wichtig, nicht im Autopilotmodus zu landen, bei dem die Mutter 12 Monate und der Vater 2 Monate zu Hause bleibt.

Fragen, die ihr euch stellen könnt, sind:

  • Wie wollen wir es machen?
  • Wie passt es zu uns und zu unserer finanziellen Situation?
  • Was ist für uns die beste Lösung als Team?

Die Planung am Anfang ist maßgeblich dafür, wie es danach weitergeht. Viele Paare machen den Fehler, sich nur das erste Jahr anzuschauen, in dem es auch Elterngeld gibt. Sie überlegen sich aber nicht, wie es weitergeht, bis das Kind in die Grundschule oder weiterführende Schule geht. Oder wenn es selbstständiger ist und die Eltern weniger aufpassen müssen.

Viele finanzielle Einbußen entstehen, weil in den jungen Jahren des Kindes meistens die Karriere des Vaters, der weiterhin 40 Stunden arbeiten, weitergeht. Er bekommt Beförderungen und neue Jobtitel und hat keine Lücken im Lebenslauf.

Die Mutter arbeitet dagegen entweder gar nicht, auf 450 Euro-Basis oder maximal 20 Stunden pro Woche. Da sind keine Beförderungen oder neue Jobtitel möglich. Es entstehen Lücken im Lebenslauf.

Das kann man abfedern, in dem man als Paar von Anfang an einen Plan für die nächsten 3- 6 Jahre aufstellt. So stellt man sicher, dass man es finanziell gut schafft.

Wenn man in die traditionelle Rollenverteilung geht, bei der der Mann weiter arbeitet und die Frau nicht mehr arbeitet, steht der Familie wesentlich weniger Geld zur Verfügung, als wenn beide beispielsweise 30-32 Stunden arbeiten.

Mit 30-32 Stunden kann ich weiterhin gut Karriere machen, sogar effizienter arbeiten und denselben Workload wie bei einer 38.5 oder 40 Stundenwoche schaffen. Ich muss keine Abstriche machen.

Natürlich gibt es immer noch strukturelle und gesellschaftliche Stereotype, die im Weg stehen.

Marielle bekam während ihrer Elternzeit zwei Beförderungen und 20% Gehaltssteigerung. Es ist anstrengend und es gilt Hürden, zu überwinden, aber es ist möglich.

Eure Fragen

Wie gehe ich damit um, wenn meine Partnerin meine finanziellen Ziele nicht teilt?

Dann verfolgt erst einmal jeder seine eigenen finanziellen Ziele. Und man unterstützt sich gegenseitig dabei. Marielles finanzielles Ziel war es, eine Gehaltssteigerung zu bekommen. Also übte Mike mit ihr Gehaltsverhandlungen.

Generell kannst du dich fragen, ob deine Werte zu dem finanziellen Ziel deines Lieblingsmenschen passen. Wenn einer sich das Loft in der Stadt kaufen möchte, um dort zu leben und der andere schon immer auf dem Land wohnen wollte, wird es schwer, das zu vereinbaren.

Wie kann man die Ausgleichszahlung für die Person, die weniger arbeitet, gestalten?

Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten:

Beim Eigenheim könnten beispielsweise beide 50:50 im Grundbuch eingetragen sein, obwohl nur einer den Kredit abbezahlt oder auch wenn einer mehr Eigenkapital einbringt. Darüber kann man also den Ausgleich gestalteten.

Alternativ gibt es die klassische Ausgleichszahlung über einen ETF-Sparplan. Dort zahlt derjenige, der weiter verdient für den anderen ein.

Das ist sehr individuell und kommt auch darauf an, wie man sich als Paar geeinigt hat, Vermögen aufzubauen. Und ob man sich überhaupt darauf geeinigt hat, dass Ausgleichszahlungen nötig sind. Wenn beide zu Hause bleiben, sind Ausgleichszahlungen vielleicht gar nicht nötig.

Die Höhe der Ausgleichszahlung ausrechnen

Grundsätzlich kann man Rentenpunkte ausrechnen lassen, momentan liegt ein Rentenpunkt bei 34 Euro.

Folgendes kann auch eine Variante sein:

Wenn eine Partnerin mit den Kindern zu Hause bleibt, kann das Einkommen desr anderen Partner*in als Familieneinkommen gesehen werden, von dem alle Ausgaben bezahlt werden. Das, was übrig bleibt, wird dann  auf die individuellen Konten aufgeteilt. Dann wäre die ganze Ausgleichszahlung darüber schon geregelt.

Worauf sollten Frau und Mann beim Ehevertrag achten?

Jede in Deutschland eingegangene Ehe ist an sich bereits ein Vertrag – wer ihn nicht persönlich abgeschlossen hat, kann ihn im BGB nachlesen.

Wem das nicht passt, der kann einen individuellen Ehevertrag abschließen. Unsere Empfehlung ist, ein Erstgespräch mit einerm Anwältin zu führen. Sie stellen noch einmal ganz andere/die richtigen Fragen. Man kann wesentlich mehr regeln als im BGB steht.

Das macht auch gerade mit Kindern Sinn.

Marielle und Mike haben in ihrem Ehevertrag beispielsweise stehen, dass sie bei einer Scheidung nicht weiter als 5 Kilometer vom Lebensmittelpunkt ihrer Kinder wegziehen dürfen.

Einen Ehevertrag könnt ihr übrigens auch nach der Hochzeit noch abschließen. Und: Ihr könnt auch Verträge miteinander schließen, ohne dass ihr miteinander verheiratet seid.

Ganz generell gilt: Es gibt keine Patentlösung. Alles kann total individuell geregelt werden. Und das heißt auch, dass es zu unterschiedlichen Zeitpunkten in derselben Partnerschaft eine andere, bessere Lösung geben kann als noch vor x Jahren.