Meine 3 wichtigsten Erkenntnisse über Geld

Darüber und über viele weitere Dinge spreche ich im Interview mit Stories & Faces. Neben meinen Erkenntnissen über Geld verrate ich, ob es mich glücklich macht, was Finanzen mit Selbstbewusstsein zu tun haben, was mein letztes gutes Investment war, warum das Rentensystem ein Konstrukt auf dem Rücken der Mittelschicht ist und ob es klug ist, dass ich an meiner eigenen Abschaffung arbeite.

Hier kannst du dir die Podcastfolge anhören:

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S&F: Macht dich Geld glücklich?

N: Die schwierigste Frage gleich am Anfang (lacht). Geld gibt mir ein Hochgefühl und schafft eine gewisse Sorgenfreiheit und Leichtigkeit. Gerade jetzt in der Corona-Pandemie bin ich sehr froh um jedes Geld, das ich mehr habe als weniger.

S&F: Das Thema Finanzen ist in den letzten Monaten in aller Munde, gerade auch bei jungen Leuten und wird von Influencer*innen beworben. Chance oder Gefahr für das Thema?

N: Für das Thema an sich ist das eine sehr große Chance. Ich finde es gut, wenn diese Themen in der breiten Masse ankommen. Gerade bei jungen Leuten, denn sie haben den Vorteil, noch viel Zeit für die Geldanlage zu haben. Trotzdem sehe ich Influencer*innen kritisch, die keinen Bezug und keine Kompetenz zum Thema haben und plötzlich Finanzprodukte bewerben. Vor allem, wenn es um solche geht, die mit Risiko behaftet sind, wie Aktien oder andere Geldanlage. Das ist teilweise zu vereinfacht dargestellt. Dabei ist es unglaublich wichtig, sich zu informieren, eine Strategie zu haben und die Risiken zu kennen. Denn im schlimmsten Fall kommt eine Krise und die Menschen verlieren Geld.

S&F: Sparen wird häufig mit Verzicht gleichgesetzt. Warum fällt es jungen Menschen heute so schwer zu sparen?

N: Social Media spielt hierbei eine wichtige Rolle. Die Vergleichbarkeit ist heute eine ganz andere. Junge Leute werden damit noch einmal ganz anders konfrontiert. Was muss ich leisten, um gut genug zu sein, um dazu zu gehören? Da spielt Konsum eine große Rolle.

Heute ist auch einfach mehr Geld im Umlauf als noch vor 30-40 Jahren. Der Wohlstand in unseren Ländern steigt enorm und wir sind so reich wie noch nie. Dadurch stellt sich  die Frage, was man mit dem ganzen Geld macht.

Es ist deutlich schwieriger, Geld nicht auszugeben, als es irgendwo sinnfrei loszuwerden“

S&F: Gerade Frauen geben (ihr häufig weniges) Geld für Kleidung, Kosmetik oder Handtaschen aus, die sie sich oft nicht leisten können. Ist das Finanzproblem der Frauen gleichzeitig ein Problem des Selbstbewusstseins?

N: Die Erwartung der Gesellschaft an Frauen ist nicht, dass sie erfolgreich sind, sondern dass sie schön aussehen. Wenn eine Frau ein Coaching für ein paar Hundert Euro kaufen möchte, reagiert das Umfeld mit Unverständnis. Bei der neuesten Handtasche, die das Gleiche kostet, ist das Umfeld dagegen begeistert.

Der Punkt ist also: Was wird von uns Frauen erwartet? Hier spannt sich der Bogen zum Selbstbewusstsein. Mentale Stärke und Resilienz gepaart mit der Einstellung: „Ich lebe mein Leben” sind wichtig.

Die Erwartungen der Gesellschaft sind leider aber oftmals: Als Frauen sollen wir ruhig sein, uns mit dem zufrieden geben, was wir haben, dankbar sein und gut aussehen. Also das schöne Geschlecht sein, uns um Haus und Kindern kümmern und dann ist auch gut.

So gibt es immer noch sehr viele Frauen, die zu Hause ein Taschengeld bekommen. Dieses Familienmodell will ich nicht verurteilen, Frauen sollten sich nur fragen, ob sie das wirklich wollen.

S&F: Du hast zwei Jahre lang auf Shopping verzichtet. Heute hast du eine minimalistische Garderobe und sagst selbst, dass dir die damit einhergehende Langeweile guttut. Glaubst du, wir brauchen in manchen Bereichen mehr Langeweile, um mehr Energie in andere stecken zu können?

N: Auf jeden Fall! Wir haben nur eine bestimmte Menge an Energie, Gedankenkraft und Entscheidungsenergie zur Verfügung. Da überlegt sich natürlich jede*r, was er oder sie mit der vorhandenen Zeit machen möchte und worin Energie investiert werden soll. Ich persönlich bin durch weniger im Außen auch aufgeräumter im Innen.

Das Shopping-Experiment machte ich, um zu sehen, wie weit ich mich pushen kann. Natürlich habe ich mir in der Zwischenzeit ein paar neuen Pullis gekauft. Shopping ist für mich aber keine Freizeitbeschäftigung mehr. In der Zeit mache ich lieber andere Sachen.

S&F: Was war dein letztes gutes Investment in dich selbst?

N: Coachings. Sowohl im Bereich Business als auch fürs Mindset. Ich arbeite mit verschiedenen Coaches und Beratern. Mit  manchen von ihnen habe ich monatliche Termine. Ich nutze aber auch Coaching-Programme. Auch Bücher sind wichtig für mich. Die sorgen nur leider zu selten dafür, dass man in die Umsetzung kommt. Mittlerweile bin ich ein großer Fan von Coachings.

S&F: Wie hat die Corona-Pandemie das „Sich mit den eigenen Finanzen beschäftigen“, verändert? Hast das Mehr an Zeit, vielen Menschen einen Push gegeben, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen?

N: Das konnte ich auf jeden Fall in meinen Zahlen beobachten. Gerade im ersten Lockdown sind bei uns die Aktivitäten enorm gestiegen. Zum einen hatten die Menschen mehr Zeit und mehr Energie. Zum anderen führt einem eine solche Krise natürlich vor Augen, was alles passieren kann. Und dass es dann schöner ist, Geld zu haben, als keines zu haben – auch in Familienkonstellationen. Ich glaube, viele haben realisiert, dass Geld ein stressiges und emotionales Streitthema sein kann, wenn nicht genug da ist. Geldstress ist letztendlich Existenzstress. Das kombiniert mit der Tatsache, dass die ganze Familie zu Hause ist, die Kinder nicht in die Schule oder zum Fußballtraining gehen können, ist eine sehr explosive Mischung. Die eigenen (Familien-)Finanzen sind ausschlaggebend, ob in der Krise alles explodiert oder man merkt, dass man selbst erst einmal versorgt ist, auch wenn die Welt um einen herum kopfsteht. Das macht einen großen Unterschied.

Viele Frauen aus meiner Community schrieben mir beispielsweise, dass sie froh waren, einen Notgroschen angespart zu haben.

S&F: Gibt es einen Unterschied zwischen dem deutschen Umgang mit Geld und dem anderer Länder?

N: Ich habe das Gefühl, dass wir Deutschen bedeckter und reservierter sind. Wir sprechen weniger über Geld. Auch das Thema Frauen und Finanzen wird noch einmal anders behandelt. In Frankreich ist es beispielsweise selbstverständlich, dass die Frau ein paar Monate nach der Geburt ihres Kindes wieder arbeiten geht, da es dort ein gutes Betreuungssystem gibt. Das wirkt sich natürlich auch auf die Finanzen aus.

Die Aktionärsquote in Deutschland ist verglichen mit den USA klein. In anderen Ländern ist es selbstverständlicher, diese Verantwortung zu übernehmen. Vielleicht auch gerade in solchen mit einem weniger guten Sozialsystem als bei uns. In Deutschland verlassen wir uns sehr auf den Staat – das reicht, was die Rente angeht, mittlerweile aber nicht mehr aus. Das aus den Köpfen der Deutschen herauszubekommen, ist schwer.

S&F: Warum ist Geld immer noch ein Einzelgängerthema? Könnten wir im Team und wenn wir über Geld und Gehälter sprechen würden, nicht viel mehr erreichen?

N: Da spielt sicherlich die Angst vor möglichen Konsequenzen eine Rolle: Was denken die anderen dann über mich? Wie sehen mich meine Kolleg*innen, wenn sie erfahren, wie viel mehr ich verdiene? Erwarten sie, dass ich ab sofort das Mittagessen bezahle? Denken sie, dass ich mich hochgeschlafen habe?

Wir beschäftigen uns leider sehr viel damit, was andere über uns denken. Jeder fragt sich, was der andere denkt, aber keiner denkt wirklich über den anderen nach 😉 Geld ist kein Thema, auf das man stolz ist in Deutschland.

S&F: Kannst du deine Mentoring-Teilnehmerinnen in verschiedene Persona einteilen oder kann man das nicht verallgemeinern?

N: In meinem Mentoringprogramm ist der Großteil der Kundinnen Mitte 30 bis Mitte 40. Sie sind erfolgreich im Job und wissen oftmals nicht, wohin mit ihrem Geld. Sie sind oft in einer Partnerschaft und denken über ihre Lebensplanung nach.

Meine liebsten Kundinnen sind die Anfang 20-Jährigen, die gut ins Erwerbs- und Finanzleben starten wollen. Die haben noch nicht super viel Geld, möchten aber von Anfang an vernünftig damit umgehen.

Dann gibts natürlich auch noch die Älteren, bei denen es zeitlich schon ein bisschen knapper wird. Mit fortschreitendem Alter festigen sich außerdem die Einstellungen über Geld.

Diejenigen, die kein Interesse an dem Thema haben, gibt es auch, aber die landen erst gar nicht bei mir.

In einem Interview sagtest du: Die Rente ist ein Konstrukt auf dem Rücken der Mittelschicht. Ist unser Rentenmodell noch zeitgemäß?

N: Das Konzept der Rente an sich macht durchaus Sinn. Es ist Aufgabe des Staates, für seine Bürger*innen zu sorgen. Das aktuelle System kann aber nicht funktionieren. Unser Rentensystem ist so aufgebaut, dass die arbeitenden Generationen die Nicht-Arbeitende versorgt. Das kippt in dem Moment, in dem die nicht-arbeitende Generation mehr Geld braucht als die Arbeitende produziert. An diesem Punkt funktioniert es dann nicht mehr. Deswegen muss es hier Änderungen geben. Mittlerweile werden verschiedene Modelle durchgespielt, zum Beispiel die Grundrente. Ich persönlich glaube an eine Kombination: Das, was ich vom Staat noch an Rente bekomme, nehme ich mit, ich verlasse mich aber nicht darauf. Das ist aber meine persönliche Ansicht.

S&F: Julien Backhaus sagte kürzlich bei uns im Interview, dass die Jugend von heute in der Schule zu wirtschaftlicher Abhängigkeit erzogen werden und wirtschaftliche Themen bewusst ausgeklammert werden, damit die Jugendlichen gar nicht erst ihren Wert erkennen und – überspitzt ausgedrückt – später in der Wirtschaft ausgebeutet werden können. Wie stehst du zu dieser These?

N: Absolut. Wenn man sich das Konstrukt Schulwesen und Ausbildung anschaut und woher es kommt, macht das Sinn. Der Staat braucht Beamt*innen und Soldat*innen. Man wird zum Angestellten-Dasein erzogen. Es geht darum, auswendig zu lernen und wiederzukäuen. (einige Lehrer*innen sind hier sicherlich ausgenommen, aber das ist die Tendenz). Aus unternehmerischer Sicht fällt da vieles runter, dass man für ein selbstständiges Leben bräuchte. Finanzielle Bildung beispielsweise, aber auch die Einstellung zum Leben, kreative Denkweisen, in Systemen zu denken und große Zusammenhänge zu verstehen.

Wir werden darauf vorbereitet, irgendwo als Angestellte zu leben – am besten in der Mittelschicht, ruhig zu sein und nicht auszubrechen. Unser System, vor allem auch das Rentensystem ist einfach darauf ausgelegt, dass es eine breite Mittelschicht gibt.

S&F: Er sagte auch: „Geld folgt dem größten Nutzen“ und dass Geld häufig zu den Menschen kommt, die der Überzeugung sind, dass sie es verdient haben. Hast du diese Erfahrung auch schon gemacht?

N: Auf jeden Fall. Das ist das Gesetz der Anziehung. Du bist, was du denkst. Ohne dass es zu spirituell klingen soll, aber das sind Energien. Man spricht häufig auch von „Geldmagneten“.

Ich hatte auch schon Situationen in meinem Leben, in denen ich dachte: Wo kommt das jetzt her? Das gilt übrigens für alle Lebensbereiche. Es geht dabei viel darum, was ich mir wünsche und wie ich denke. Wenn ich nur negativ über Geld denke, ist es kein Wunder, dass ich keins habe.

Da geht es auch viel darum, den eigenen Wert zu erkennen. Da sind wir wieder bei den Themen Selbstbewusstsein, Gehalt und Gehaltsverhandlungen. Es muss natürlich zum Marktwert passen.

Trotzdem: Wenn ich denke, meine Arbeitsstunde ist 10 Euro Wert, werde ich auch gar nicht sagen, dass ich gerne 50 Euro pro Stunde möchte.

S&F: Du hast deinen Blog 2016 gestartet. Was sind die wichtigsten Erkenntnisse, die du seitdem über Geld gelernt hast?

N: Ich habe gelernt:

1. Geld ist neutral

Geld ist weder gut noch böse. Geld sind Zahlen auf meinem Konto. Ob das (zu) viel oder (zu) wenig ist, ist meine eigene Interpretation.

2. Geld löst keine Geldprobleme

Oft ist es so: Wenn es ein Loch in den Finanzen gibt, gibt es immer einen Grund dafür. Falscher Umgang damit oder fehlende finanzielle Bildung sind der eigentliche Grund für Geldprobleme.

3. Wir haben mehr Einfluss auf Geld, als wir denken

Viele Menschen denken, dass Geld etwas ist, das einem passiert. Eigentlich ist es aber so: Wenn du dir wirklich wünschst, viel Geld zu haben und bereit bist, den Weg dafür zu gehen, stehen die Chancen ziemlich gut, dass du es auch bekommst. Geld zu sparen, zu investieren, mehr werden lassen und ein Vermögen aufzubauen sind Sachen, die wir selbst in der Hand haben.

S&F: Wenn man sich im Netz über Geld und Finanzen informieren möchte, worauf muss man achten? Hast du Tipps, wie man die Spreu vom Weizen trennen kann?

N: Der beste Tipp ist zu schauen, wer dahinter steht. In der Krise warben alle Crash-Propheten für Gold. Schaute man einmal hinter die Kulissen, wer da warb, stellte man schnell fest, dass es sich dabei um den CEO einer Firma handelte, die mit Gold handelt. Ein Tipp ist also mit gesundem Menschenverstand hinterfragen, wem diese Nachricht nützt und was die Interessen dahinter sind. Wenn man die Hintergründe kennt, kann man das Ganze noch einmal anders einschätzen oder vielleicht eine Gegenmeinung einholen.

Das hat am Ende viel mit Vertrauen zu tun: Am besten sucht man sich ein Unternehmen oder einen Coach, dem man vertraut und lässt sich den Weg zeigen. 

S&F: Indem du uns Tipps gibst, arbeitest du an der Abschaffung deiner eigenen Existenzgrundlage. Was kommt danach? Die Gründung eines neuen Unternehmens?

N: Gründungsideen habe ich immer einige in der Hinterhand. Traurigerweise aber auch zum Glück für mich glaube ich jedoch nicht, dass sich das Thema Finanzen so schnell erledigt. Außerdem gibt es neben Deutschland auch noch ein paar andere Länder zu erobern.

Im Kern wird sich bei mir aber alles darum drehen, Frauen zu stärken und mehr in die Selbstbestimmtheit zu helfen. Ich mache mir keine Sorgen, dass ich in den nächsten 15 Jahren arbeitslos werde 😉

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