Geniale Frauen – Ada Lovelace

Willkommen zu dieser neuen Rubrik auf Madame Moneypenny: Geniale Frauen. Es gibt so viele geniale Frauen da draußen, die uns als Idole dienen können und sollten. Dennoch erfährt man recht wenig über sie. Das wird hiermit geändert. Und wir starten mit der Frau, nach der ich meine Tochter benennen werde: Ada Lovelace.

Mal ganz ehrlich: Weißt du, wer Ada Lovelace ist? Die Antwort „Porno-Star“ ist schon mal falsch. Das war nämlich Linda Lovelace – Stichwort „Deep Throat“. Skurrilerweise haben die beiden aber wirklich etwas gemeinsam: Es gibt Programmiersprachen, die nach ihnen benannt wurden. Zumindest bei Ada Lovelace völlig logisch, denn diese Lady hat den allerersten Algorithmus und damit quasi das erste Computerprogramm der Welt geschrieben – und das vor 175 Jahren.

Ada Lovelace

Heute wird Ada Lovelace, theoretisch wäre sie jetzt 202 Jahre alt, unter Computer-Fachleuten als große Pionierin und Visionärin gefeiert. Zu Recht: Lovelace sagte schon Mitte des 19. Jahrhunderts voraus, dass der Computer eine bahnbrechende Erfindung sein würde, die unser Leben verändern wird – obwohl es ihn damals noch gar nicht so richtig gab.

Ada soll später übrigens aus privatem Spaß ein todsicheres mathematisches System für Pferdewetten entwickelt haben. Vielleicht als Ablenkung, denn ihr Leben verläuft nicht ganz so toll…

Mutter macht aus Ada Lovelace ein Mathe-Ass

Sie wird 1815 in die britische Oberschicht geboren, ihr Vater Lord Byron ist ein berühmter Dichter in England, sie hat später gute Beziehungen zu belesenen und einflussreichen Leuten.

Ihre Mutter trennt sich vom Vater, als Lovelace gerade mal 4 Wochen alt ist. Denn der berühmte Dichter fährt wohl seinen ganz eigenen Film, verliebt sich angeblich auch in seine Schwester. Die Skandaltrennung der Eltern ist sogar Thema in der Presse. Lovelace ist acht Jahre, als ihr Vater stirbt.

Wegen des liebeskranken Dichter-Daddys hält ihre Mutter sie fern von Poesie und brummt ihr das Thema Naturwissenschaften auf. Um der Droge Romantik nicht zu verfallen, muss Lovelace Entziehungskuren machen. Es heißt außerdem, sie habe als Teenie teilweise jahrelang wegen Lähmungen im Bett gelegen. Ihre Mutter, die selbst einen Faible für Mathematik hat, sorgt dafür, dass Ada eine naturwissenschaftliche Ausbildung bekommt.

Beamen wir uns mal gedanklich nach London ins Jahr 1843: Die industrielle Revolution ist gerade voll im Gange, die Engländer haben zum Beispiel ihre ersten Eisenbahnstrecken an den Start gebracht. Es gibt aber nicht eimal richtige Abwassersysteme in den Städten, und die Leute wundern sich, warum so viele Bürger an einer mysteriösen Krankheit namens Cholera sterben. Frauen haben zu dieser Zeit natürlich nichts zu sagen. Sie sollen die Klappe halten, eine gute Ehefrau sein und viele Kinder gebären. Studieren, Spaß, Selbstverwirklichung? No way, José.

Ada Lovelace macht also all das, was sich für eine Frau des 19. Jahrhunderts eigentlich nicht gehört… Mit 19 Jahren heiratet Lovelace ihren Ehemann William King, mit dem sie drei Kinder bekommt. Wie zu erwarten, klingt es nach keiner glücklichen Ehe. Lovelace hat keine Lust auf reine Kinderbetreuung. Sie weigert sich sogar, ihr Vermögen an ihn abzugeben. Dafür soll sie es außerhalb während ihrer Ehe mit anderen Männern haben krachen lassen.

Ada Lovelaces unglaubliche Visionen

Mit 28 Jahren arbeitet Lovelace für den Mathematiker Charles Babbage, der auch als „Vater des Computers“ bezeichnet wird. Er entwirft auf dem Papier einen Koloss von Rechenmaschine namens „Analytical Engine“ – 30 Meter lang, zehn Meter breit. Eigentlich soll Lovelace nur eine Baubeschreibung zu Babbages Rechenmaschine übersetzen, doch währenddessen fügt sie noch ein paar eigene, offensichtlich ziemlich geniale Überlegungen hinzu – und nennt diese ganz bescheiden „Notes“.

Anders als ihr Chef denkt Lovelace schon ein ordentliches Stück weiter, nämlich dass man die Maschine nicht nur zum schnellen Rechnen benutzen könnte, sondern zum Beispiel auch um Texte und Bilder zu verarbeiten. Oder noch abgedrehter: dass man mit dem Teil auch Musik komponieren könnte – alles Dinge, die wir heute ganz selbstverständlich mit unseren Computern machen. Damals klingt das wohl eher nach Spinnerei, vor allem wenn es von einer Frau kommt.

Lovelaces erste Programmiersprache ist eine nummerierte Liste von verschiedenen Befehlen aus Operation und Variablen, mit denen man die sogenannten Bernoulli-Zahlen berechnen kann: der berüchtigte erste Algorithmus also. Doch leider kann dieser nicht in die Praxis umgesetzt werden. Babbages Rechenmaschine wird nie gebaut. Die beiden Nerds sind ihrer Zeit 100 Jahre zu weit voraus. Erst in den 1940-Jahren kommt die Entwicklung des Computers dank Informatikern wie der Amerikanerin Grace Hopper richtig in Gang und die Lovelace-Notizen 1953 wieder auf den Tisch.

Ada Lovelaces Vermächtnis

Mit nur 36 Jahren stirbt Lovelace 1852 an Gebärmutterhalskrebs. Was bleibt, ist die inspirierende Geschichte einer wahren Pionierin, einer genialen Frau. Ada ging neue Wege – ungeachtet aller Konventionen. Sie ist angeeckt, hat sich mit dem Status-Quo nicht abgefunden und ist ihrer Vision gefolgt – als Wissenschaftlerin und Frau.

Lovelace hat zwar aktuell nicht den Bekanntheitsgrad von Steve Jobs, aber immerhin gibt es neben der Programmiersprache Ada auch eine Kryptowährung, die nach ihr benannt wurde. Auch Romane, Filme und Ausstellungen wurden ihr schon gewidmet. Für besonders sinnvoll halte ich den Ada Lovelace Day. An diesem Tag werden alljährlich im Oktober Frauen aus den Bereichen Technik und Naturwissenschaften gefeiert – dieses Jahr vom 11. bis 12. Oktober in Berlin.

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