Geld & Partnerschaft Special: Vom ersten Date zum Ehevertrag

In dieser Folge, ein Interview mit Sina von der Zeitschrift myself, geht es um Geld und Beziehung. Bei jedem dritten Paar führen unterschiedliche Meinungen zum Thema Finanzen zu Streit. Damit das bei dir nicht der Fall ist, reden wir über Haushaltskassen, die Aufteilung der Care-Arbeit, Ehevertrag und Scheidung. Ein kompletter Rundschlag also. Wenn du in einer Beziehung bist, oder wissen möchtest, was hier in Bezug auf die gemeinsame Finanzplanung die Stolpersteine sind, bist du hier genau richtig. Viel Spaß beim Lesen.

P.S. Ich gehe auf die wichtigsten Punkte am Beispiel eines heterosexuellen Pärchens ein. Das gleiche gilt aber natürlich auch für gleichgeschlechtliche Partnerschaften. 

Wenn du das Ganze lieber hören möchtest, gibts hier die Audio Version:

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Wusstest du, dass es für über 42 Prozent der Paare in Deutschland ein Trennungsgrund wäre, wenn der Partner schlecht mit Geld umgehen kann?

Deshalb ist es wichtig, gleich zu Beginn einer Beziehung über dieses Thema zu sprechen. 

Was wäre da besser geeignet als das allererste Date? Das ist auch gleich die Einstiegsfrage, die ich in diesem Interview gestellt bekomme. 

Wie verhält man sich als Frau richtig, wenn es ums Bezahlen der Rechnung auf dem ersten Date geht? 

Frau hat hier ja verschiedenste Möglichkeiten. Sie kann die Rechnung teilen, den Mann bezahlen lassen, selbst bezahlen,… Ob es hier die ‘richtige’ Lösung gibt, weiß ich nicht. 

Erst mal ist diese Situation super, um dein Gegenüber besser kennenzulernen. Meine persönliche Präferenz wäre es, gefragt zu werden, wie ich es gerne hätte. Das zeigt, dass er mich und meine Meinung ernst nimmt. 

Gehen wir davon aus, dass wir alle emanzipiert sind und für uns selbst einstehen wollen – auch finanziell. Dann ist das Teilen der Kosten wahrscheinlich die beste Variante. Ob ihr die Rechnung splitted, oder abwechselnd zahlt, liegt an euch. Jede von uns hat da ja andere Vorlieben. 

Wenn das Thema im wahrsten Sinne des Wortes schon auf dem Tisch ist, könnte frau hier gleich noch etwas tiefer eintauchen. Sina stellte mir deshalb die Frage, ob sich das Geld meiner Meinung nach als Small-Talk-Thema eignen würde. 

In Deutschland kursieren unglaublich viele Glaubenssätze rund um das Thema. Einer der Bekanntesten: “Über Geld spricht man nicht.” Ein gewisses Fingerspitzengefühl kann also sicherlich nicht schaden. 

Da für mich eine gemeinsame Finanzplanung bei Paaren einfach dazu gehört, würde ich sagen: “Go for it!”. Allein die Reaktionen auf deine Fragen können Bände sprechen. 

Fang mit den Dingen an, die man eh beim Kennenlernen bespricht. Was machst du beruflich? Wo wohnst du? Im Laufe des Gesprächs nachzuhaken, was der andere über Geld denkt, ist dann ganz natürlich. Dann kann dir dabei helfen besser einschätzen, ob eure Einstellungen dazu grundsätzlich passen, oder eben nicht. 

Das ist wichtig, damit man nicht unangenehm überrascht wird, wenn es irgendwann ums Zusammenziehen, oder die gemeinsame Familienplanung geht. 

In der Datingphase ist es zwar spannend, über Geld zu sprechen, es bleibt aber erst mal hypothetisch. Steht der Umzug in die erste gemeinsame Wohnung an, sieht das schon ganz anders aus.

Gibt es Dinge, die man beachten sollte, um Konfliktpotenziale aus dem Weg zu räumen?

Das fragte mich auch die Reporterin der myself. Der erste Knackpunkt ist die gemeinsame Miete. Was ist fair, wenn einer doppelt so viel verdient, wie der andere?

Ich bin da sehr pragmatisch veranlagt. Wer mehr verdient, sollte auch mehr Miete zahlen. In den allermeisten Fällen gleicht sich das langfristig wieder aus. Verdienen beide ungefähr gleich viel, kann man sich die Kosten natürlich teilen. Das gilt auch für Möbel, Einkäufe, Urlaube etc.. Vorausgesetzt, es ist beiden Partnern gleich wichtig. Nehmen wir an, einer möchte den restaurierten Ohrensessel für 1000 € kaufen und der andere nicht. Dann heißt es, offen über die jeweiligen Vorstellungen zu diskutieren und Kompromisse zu finden. 

Es gibt diejenigen, die kleinlichst Haushaltsbuch führen und die Kosten auseinanderdividieren. Und andere, die das eher lockerer handhaben. Wichtig ist, dass man eine Lösung findet, bei der sich keiner benachteiligt fühlt. Denn genau darin liegt das größte Streitpotenzial. 

Egal wie – am Ende darf das aber jedes Paar für sich selbst entscheiden.

Wie siehts mit einem gemeinsamen Konto aus? Gute Frage.

Mein Favorit ist immer noch das 3-Konten-Modell. Heißt: Jeder hat sein eigenes Konto und es gibt zusätzlich ein drittes, gemeinsames Konto. Gerade unter dem Gesichtspunkt finanzieller Unabhängigkeit ist das super wichtig. 

Außerdem kann sich jeder Dinge gönnen, die einem persönlich wichtig sind, ohne sich dafür vor dem Partner rechtfertigen zu müssen. Wenn du 5 Mal im Jahr mit deinen Mädels nach Malle fliegen möchtest, muss das ja nicht die gemeinsame Haushaltskasse belasten. 

Das Ganze ist so aufgebaut, dass beide ihr Gehalt auf ein gemeinsames Konto einzahlen. Was am Ende des Monats übrig ist, wird 50:50 an beide zurücküberwiesen. Unabhängig davon, wer wie viel eingezahlt hat. 

Klingt erstmal nach einem Vorteil für den weniger Verdienenden. Das gleicht sich aber ganz schnell wieder aus. Beispielsweise dann, wenn Kinder ins Spiel kommen, einer (meistens sind das ja leider die Frauen) in Teilzeit arbeitet und Care-Arbeit anfällt. 

Weiter in der Agenda. Sina möchte wissen, wie es beim nächsten großen Lebensereignis aussieht. Der Hochzeit. 

Sollte man vor der Heirat einen Ehevertrag abschließen, oder nicht?

Die Idee eines Ehevertrages ist es ja, sich abzusichern für den Fall, dass es nicht so läuft, wie geplant. 

Natürlich wünsche ich niemandem, dass man im Bösen auseinandergeht. Und doch gibt es genug Beispiele, die zeigen, dass es sinnvoll ist, den Worst Case zu planen, wenn er noch nicht eingetroffen ist. Ich finde, dass Schriftstücke dabei helfen. 

Ihr könnt ganz individuell festlegen, was da drin stehen soll. Was soll zum Beispiel passieren, wenn ihr euch entscheidet, dass du nur noch Teilzeit arbeitest, wenn du Kinder bekommst? 

Lasst euch hier am besten von einem Anwalt beraten. 

Das Gleiche gilt für die Absicherung deiner Liebsten, wenn du stirbst. Wenn der Ernstfall eintritt, sollte geregelt sein, was geschieht. 

Was nicht passieren sollte, ist, dass ihr zusammen bleibt (bleiben müsst), weil sich einer von euch die Trennung nicht leisten kann. 

Stichwort Steuern. Welche Steuerklasse sollte frau wählen?

Auch wenn ich keine Steuerexpertin bin, weiß ich, dass es vor allem darauf ankommt, wie viel du verdienst. Haben beide ein ungefähr gleich hohes Einkommen, fällt man in eine gemeinsame Steuerklasse. Ist der Unterschied dagegen größer, rutscht man in Steuerklasse 3 & 5 und das in meinen Augen völlig veraltete Ehegattensplitting tritt in Kraft. Was hier für euch am meisten Sinn macht, besprecht ihr am besten mit eurem Steuerberater. 

NACHTRAG: Zwischenzeitlich ist es so, dass Verheiratete automatisch in die Steuerklasse 4 kommen. Mehrmals im Jahr gibt es allerdings die Möglichkeit, die Steuerklasse zu wechseln. Entweder zu Steuerklasse 3/5 oder aber 4/4 mit Faktor. Mehr kannst du hier nachlesen.

Ein finanziell deutlich einschneidenderes Erlebnis – gerade für Frauen – sind Kinder.

Welche Fehler frau hier auf keinen Fall machen dürfe, werde ich gefragt.

Eigentlich ist unsere Generation in der luxuriösen Situation, aktiv darüber entscheiden zu können, was das richtige für das eigene Leben ist. Es ist wichtig, sich nicht einfach etwas überstülpen zu lassen, nur weil das ‘schon immer so wahr.’ Das machen aber leider immer noch viel zu wenige.

Wenn du Bock hast zu arbeiten und dich weiterzuentwickeln, dann muss eine Lösung her. Wie auch immer das aussehen mag. 

Was oft passiert ist, dass Care-Arbeit und Elternzeit verwechselt wird. 6 Wochen Auszeit für den Mann, in denen es zum Familienurlaub nach Kanada geht, ist keine große Hilfe. Denn das hat nichts mit der Realität im Alltag zu tun, wo die Kids 24/7 bespaßt werden wollen. 

Wenn Frau den ganzen Tag das Kind betreut und Mann um halb 8 von der Arbeit nach Hause kommt. Wer übernimmt dann die Nachtschicht? Fit für den nächsten Tag zu sein, ist kein Vorrecht des Mannes, weil er arbeitet. 

Da müssen wir Frauen für uns einstehen und die Unterstützung unseres Partners einfordern. Und wenn das bedeutet, dass ihr in Schichten arbeitet. 

Mein Tipp: So früh, wie möglich drüber reden und vor allem erst mal in diese Verhandlung eintreten. Am besten gehst du proaktiv mit Vorschlägen auf deinen Partner zu.

Sina fragt nach, wie solche Vorschläge in Bezug auf die Finanzen aussehen könnten. Wie kann Care Arbeit gerecht vergütet werden und wie sieht es mit der Rente aus? 

Eine Möglichkeit ist das oben beschriebene 3-Konten-Modell einzuführen, bei dem derjenige, der weniger verdient proportional mehr rausbekommt. Das “Mehr” könnte dann wiederum in die Altersvorsorge gesteckt werden. 

Ansonsten ist es einfach ein Rechenspiel. Wie viel Rente würdest du bekommen, wenn du deine Karriere ohne Unterbrechung und Einschränkungen fortsetzen würdest? Sowohl gesetzlich, als auch privat? 

Ich selbst kenne noch viel zu wenige Paare, die sich darüber Gedanken machen. 

Berechtigterweise wirft die Sina ein, dass das Thema Rente, im Gegensatz zur fairen Aufteilung der Arbeit, auch noch mal weiter weg erscheint. Klar, die gemeinsame Urlaubsplanung macht mehr Spaß, als sich darüber zu unterhalten, was in 30 Jahren relevant ist.

Es wird immer noch jede 3. Ehe geschieden.

Zum Schluss möchte sie deshalb auch den Aspekt Trennung und Scheidung näher beleuchten. Was passiert im Fall der Fälle mit dem gemeinsamen Vermögen? 

Hier schließt sich der Bogen zum Ehevertrag, denn dort steht das hoffentlich alles genau drin. Das Konstrukt ‘Unterhalt’, bei dem der oder die MehrverdienerIn monatlich Geld zahlen muss, gibt es seit ein paar Jahren nicht mehr. Zumindest für den Ex-Partner kommt da also nichts mehr. Je nachdem, wie lang man verheiratet war und was die individuellen Rahmenbedingungen sind, bekommt man eine bestimmte Anzahl an Rentenpunkten. Unsere Absicherung im Alter sollte darauf aber besser nicht aufbauen. 

Eine Ehe ist eine Zugewinngemeinschaft. Vermögen, was ihr euch in dieser Zeit gemeinsam aufbaut, wird aufgeteilt. Wenn etwas davon ausgenommen sein soll, sollte das im Ehevertrag festgehalten werden. 

Darüber hinaus, kann ich nur empfehlen, gewisse Dinge separat zu halten. Konten, Depots & Versicherungsverträge sind im Nachhinein unglaublich schwer auseinanderzudividieren. Es ist einfach wichtig, dass deine finanzielle Unabhängigkeit gesichert ist. 

Was ist mit nicht verheirateten Paaren?

Wenn ihr als Paar beschließt, dass ihr nicht heiraten wollt, gibt es auch hier die Möglichkeit, Verträge zu schließen und Vereinbarungen zu treffen. Das sieht dann ganz ähnlich aus, wie bei einem Ehevertrag. Kläre hier nur ab, ob das Ganze auch wirklich rechtsgültig ist, sonst  hast du keinerlei Ansprüche auf Rentenpunkte, Vermögenssplitting oder Ähnliches. 

Mein Fazit: Das Thema Geld spielt eine große Rolle in jeder Partnerschaft. Deshalb ist es wichtig, du genau weißt, was du willst und mutig genug bist, das auch einzufordern. Am besten machst du das so früh, wie möglich. Damit du gut für den hoffentlich nie eintretenden Worst Case vorbereitet bist.

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