Eure Top 6 der schlechtesten Geldentscheidungen

Vom blinden Vertrauen in Finanzberater*innen, über Partnerschaften, in denen sich der Mann allein ums Geld kümmert bis hin zu Konsumschulden: Ich habe euch auf Instagram nach euren schlechtesten Geldentscheidungen gefragt und ihr habt fleißig geantwortet. In diesem Artikel habe ich eure Top-Antworten gesammelt und kommentiert.

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Das sind eure Top 6 der schlechtesten Geldentscheidungen:

Platz 1: Der/die (Ex-)Partner*in, Ehe und Scheidung

Der Klassiker: Mit der Hochzeit geht die komplette Verantwortung über die Finanzen an den Mann. Das finde ich unfair, denn wer sagt, dass Männer sich darum kümmern wollen? Aber einer muss es halt machen.

Ganz oft passiert es, dass das Geld in einer Partnerschaft auf einem gemeinsamen Konto zusammengeworfen wird. Problematisch wird das, wenn es zur Trennung kommt. Was auch oft passiert: Einer der Partnerinnen gibt das Geld vom Gemeinschaftskonto aus.

Genau deshalb solltet ihr einen Ehevertrag machen, in dem alles ganz genau festgehalten wird (was passiert wann, wie wo?) und in der Partnerschaft unbedingt über Geld sprechen. Es gibt das berühmte 3-Konten-Modell, von dem ich großer Fan bin. Wie funktioniert das? Es gibt ein gemeinsames Konto, auf das beide Gehälter gehen. Von diesem Konto werden alle Ausgaben getätigt (Miete, Lebensmittel, alles für die Kids,…). Was davon übrig bleibt, geht wieder zurück auf die Einzelkonten. Mit diesem Geld können die Partner*innen dann jeweils machen, was sie wollen.

Das Thema Finanzen solltet ihr am besten vor der Hochzeit klären. Wenn ihr es noch nicht gemacht habt, ist JETZT ein guter Zeitpunkt dafür. Dazu empfehle ich euch den Moneytalk „7 Tipps für Geld in der Partnerschaft“.

Dazu passt dieser Kommentar gut.

In diesem Kommentar stecken verschiedene Aspekte, die viele von euch sicherlich kennen. Zum einen prallen verschiedene Money Mindsets aufeinander (eine Person gibt ständig Geld aus, die andere möchte lieber sparen). Es hilft, darüber zu sprechen und gemeinsame Prioritäten festzulegen. Ihr kennt meinen Spruch „Augen auf bei der Partnerwahl“: Idealerweise checkt man solche Dinge vorab. Ab einem gewissen Alter hat man auch andere Kriterien bei der Partnerwahl (Was sind deine/meine Werte? Wie stellst du dir dein und ich mir mein Leben vor?)

Das zeigt der Kommentar schön: Er findet es gut, viel Geld für Autos auszugeben, sie aber nicht. Letztlich ist es das gemeinsame Geld und da ist es unschön, wenn sich einer von beiden übergangen fühlt. Sie schreibt, dass sie sogar Bauchschmerzen davon bekommt und nicht weiß, wie sie sich zur Wehr setzen soll, weil sie die finanzielle Bildung nicht hat. Aber hat er sie denn?

Natürlich ist es einfacher, wenn man weiß, wie Geld funktioniert, was gute und böse Schulden sind, was die Einnahmen und Ausgaben sind und wie viel man sich leisten kann.  Oder zu wissen, dass, wenn man das Geld in einen ETF-Sparplan stecken, anstatt ein neues Auto zu kaufen, am Ende den Betrag X an Vermögen aufgebaut hätte.

Dem Partner Geld leihen? Immer quittieren lassen

Was ihr auch öfters geschrieben habt, war dem Ex Geld zu leihen oder finanziell eingesprungen zu sein und sich das nicht quittieren zu lassen. Wenn Geld fließt und es nicht quittiert wird und der andere am Ende sagt, dass er das Geld nie gesehen hat, ist das sehr blöd. Deswegen ist es eine sehr gute Idee, so etwas immer festzuhalten.

Ein schönes Schlusswort für diese Kategorie. Bitte nehmt keine Konsumschulden auf. Wenn ihr euch das Sofa für 1.500 Euro nicht leisten könnt, dann könnt ihr es euch nicht leisten. Gebt nur das Geld aus, das ihr auf dem Konto habt (aber bitte auch nicht alles).

Spätestens wenn ihr zusammenzieht, fallen gemeinsame Ausgaben an. Besprecht das Thema Finanzen in der Partnerschaft unbedingt.

Folgende Fragen könnt ihr in der Partnerschaft klären:

  • Macht das 3-Konten-Modell für uns Sinn?
  • Wer kümmert sich um die Kinder?
  • Was bedeutet es, wenn eine Person weniger arbeiten geht?
  • Was ist dir wichtig und was ist mir wichtig?
  • Wo können wir uns auf Kompromisse einigen und wo sind keine Kompromisse möglich?

Stellt sicher, dass ihr Dinge auf euren Namen habt (beispielsweise das gemeinsame Konto). Und wenn der Partner wirklich nicht will, dass man eine EC-Karte für das gemeinsame Konto hat, sollte man vielleicht die Partnerschaft noch einmal überdenken.

Platz 2: Abgeschlossene Versicherungen und Verträge

Überteuerte Verträge abzuschließen – das ist uns allen schon passiert. Beliebt ist auch: Mein Onkel, mein Bekannter, usw. ist Versicherungsmakler, hat mir das als total safe verkauft und am Ende des Tages war es natürlich vollkommener Quatsch.

In euren Kommentaren erzählt ihr viel von Riester, Rürup, günstigen Verträgen bei Versicherungen, die kurz vor der Insolvenz waren und Einzelaktien, auf die ihr reingefallen seid.

Nicht vergessen: Finanzberaterinnen dürfen sich zwar Beraterinnen nennen, die besten Finanzentscheidungen könnt aber immer noch ihr selbst für euch treffen.

Warum vertrauen wir noch so oft blind Finanzberater*innen oder Firmen?

Weil wir denken, dass jemand der das gelernt hat, es wissen muss. Wir Deutschen haben ein blindes Vertrauen gegenüber der Sparkasse oder Menschen in Kitteln, beispielsweise Ärzt*innen. Aber die wissen auch nicht alles. Das ist der sogenannte Kompetenz-Bias: Wir gehen davon aus, dass Menschen aufgrund ihres Titels die Expert*innen sind.

Finanzberater*innen sind eigentlich Makler*innen

Finanzberater*innen nennen sich zwar “Berater*innen”, im Endeffekt sind es jedoch Makler*innen. Sie bekommen von den Versicherungen eine Provision, je nachdem, was sie euch verkaufen. Je mehr sie euch verkaufen, desto mehr Provision bekommen sie. Und diese Provision, die die Versicherungen zahlen, wird an euch weitergegeben. Die Versicherung bucht euch also nicht nur euren Versicherungsbetrag ab, sondern auch sämtliche Kosten. Anders gesagt: Ihr zahlt jeden Monat beispielsweise 300 Euro, aber nur die Hälfte geht wirklich in eure Rentenversicherung.

Versicherungen gehören mit dazu. Es macht total Sinn, eine Rentenversicherung zu haben, aber lasst euch keinen Quatsch aufschwatzen.

Da sind wir wieder bei der finanziellen Bildung: Ihr müsst die Dinge verstehen. Das heißt nicht, dass ihr die Verträge von hinten bis vorne verstehen müsst. Aber zu wissen, wann und ob eine Riester-Rente Sinn macht oder ob man das nicht vielleicht selber machen kann. Oder was euch ein Bausparvertrag bringt? Und ihr solltet zumindest wissen, welche Fragen ihr bei einem Beratungsgespräch stellen solltet…

Mit Steuervorteilen spielen diese Berater*innen übrigens auch extrem. Aber: Eine Scheiß-Versicherung mit Steuervorteilen ist immer noch eine Scheiß-Versicherung. Der Steuervorteil kann auch wieder abhandenkommen. Deshalb: Ein Steuervorteil darf nie das ausschlaggebende Kriterium sein, um einen Vertrag abzuschließen.

Am besten geht ihr zu einem*r Honorarberater*in, da diese nicht auf Provisionsbasis bezahlt werden. Honorarberater*innen werden pro Stunde bezahlt und sagen euch vorab, wie viel sie in Rechnung stellen werden. So zahlt ihr vielleicht einmalig 500 Euro, aber besser als hintenrum 15.000 Euro.

Platz 3: Geldanlagen in Form von Aktien, aktiven Fonds und Krypto

Wieder das Berater-Thema: Jemand von der Sparkasse hat etwas empfohlen, darauf wurde gehört und nach 10 Jahren ist das Ganze immer noch in den Miesen. Das ist echt hart. Abgesehen von der schlechten Performance ist das Produkt auch noch teuer.

Finanzberater*innen werden euch 99,9% Prozent aktive Fonds verkaufen. Ohne tief in die Materie einzusteigen: Ihr wollt keine aktiven Fonds. Lest gerne nochmal nach, warum das so ist.

Woran erkennt ihr aktive Fonds? Sie sind teuer. Es fallen Kosten wie Ausgabeaufschlag, Performancegebühr, usw. an.

Rückblickend kann sie hoffentlich darüber lachen. Hätte auch gut gehen können, ist es aber nicht. Stichwort: Einzelaktien. 2.500 DM in ein Unternehmen zu stecken, ist schon relativ viel. Diese 2.500 Euro hätte man deutlich breiter diversifizieren können. Anstatt in ein Unternehmen hätte man das Geld in 1000 oder 2000 Unternehmen investieren können.

Ihr bündelt euer Risiko extrem, wenn ihr in einzelne Unternehmen investiert. Ein Totalausfall ist natürlich das absolute Schreckensszenario – passiert zum Glück aber nicht so häufig.

Die beiden greifenden Emotionen an der Börse sind Angst und Gier. Die Kommentatorin hatte schon eine Art Strategie, die sie dann aber wieder über Bord geworfen hat. Vielleicht kam Gier dazu, in der Hoffnung, dass diese eine Aktie sie über Nacht zur Millionärin macht. Sie hat also ordentlich Verlust gemacht und dadurch eingesehen, dass es einen Grund für eine Strategie gibt.

Eine Strategie könnte beispielsweise sein: passives Investieren, Buy-and-Hold nach einer bestimmten Portfoliostruktur und vor allem aufgebaut auf euren Zielen und eurer Risikobereitschaft. Wenn es hier ein klares Ziel gegeben hätte, mit genauer Risikobereitschaft und dem Wissen, wie viel dafür getan werden muss, um dieses Ziel zu erreichen, dann wäre die Versuchung alles auf eine Aktie zu setzen nicht da gewesen.

Eine Spielwiese kann man natürlich haben. Sie kann Teil der Strategie sein, muss aber von Anfang an geplant sein. Trotzdem steht an erster Stelle immer die Sicherheit, eure Rentenlücke zu schließen und euch im Alter abzusichern. Danach kann man herumspielen.

Das Fiese an diesem Beispiel ist, dass es ja nicht nur 5% Verlust sind. Denn in der Zeit, in der sie 5% verloren hat, hätte sie auch deutlich mehr Rendite machen können. Aktien haben eine durchschnittliche Rendite von 8-9% pro Jahr. Es ist also nicht nur der Verlust an sich, sondern auch die Rendite, die sie in dieser Zeit hätte machen können.

Platz 4: Konsum und Alltag

Zu diesem Themenblock habe ich ein paar lustige Kommentare für euch herausgesucht.

Auch, wenn es immer noch viele Menschen glauben: Ein Auto ist kein Vermögenswert, sondern eine Verbindlichkeit, weil es rapide im Wert sinkt.

Platz 5: Studienkredit/Bildung/Ausbildung

Das sehe ich zweigeteilt. Wenn ein Studienkredit notwendig war, ist es doch ok.

Wenn er unnötig war, war es natürlich keine gute Geldentscheidung. Ein Studienkredit an sich ist aber erst einmal nichts Schlechtes und fällt in die Kategorie gute Schulden – im Gegensatz zu Schulden für Möbel, Urlaub oder Autos. Ein Studienkredit ist günstiges Geld, daran finde ich nichts Schlimmes. Wenn du ihn unnötigerweise aufgenommen hast, ist es natürlich blöd. Aber ansich ist es günstiges Geld und ihr investiert es in euch selbst.

Wenn Eltern nicht nur schlechte Geldentscheidungen für sich selber sondern auch für ihre Kinder treffen, ist das natürlich doppelt blöd. Ein Junior-Depot ist erstmal nicht Schlechtes, sondern etwas Gutes für Kinder. Bei welcher Bank das sein sollte oder nicht, ist glaube ich gut durchgekommen.

Eltern sind in der Verantwortung ihre Kinder finanziell zu bilden und zu erziehen. Die Verantwortung liegt also bei euch. Und wenn ihr dazu nicht in der Lage seid, weil ihr euch selber mit Finanzen nicht auskennt, weil ihr euer Money Mindset nicht kennt, weil ihr selber keine Strategie habt und eure Einnahmen und Ausgaben nicht kennt und weil in der Partnerschaft gar nicht klar ist, wem was wie wichtig ist, dann gebt ihr das alles an eure Kinder weiter.

Hier wurde versucht das Richtige zu tun, nämlich Geld für die Kids anzulegen. Das ist eine super gute Idee. Durch Unwissenheit wurde dann leider eine schlechte Entscheidung getroffen.

Die finanzielle Bildung, die ihr euch gönnt, ist nicht nur für euch, sondern auch immer für eure Kinder.

Ich beobachte das bei vielen Mentoring-Teilnehmerinnen. Sie wollen dass ihre Kinder versorgt sind. Vor allem aber möchten sie auf gar keinen Fall ihren Kindern irgendwann einmal finanziell auf der Tasche liegen. Aber das wird passieren, wenn ihr euch nicht drum kümmert. Die Rentenlücke ist real und finanzielle Engpässe sind im Alter vorprogrammiert. Die Frage ist nicht, ob ihr eine Rentenlücke habt, sondern wie groß sie ist. Und ich glaube kein Elternteil möchte im Alter bei seinen Kindern nach Geld fragen müssen, um diese Rentenlücke zu stopfen.

Deshalb: Investiert in eure finanzielle Bildung und so gleichzeitig auch in die finanzielle Zukunft eurer Kinder.

Platz 6: Zu spät mit dem Investieren angefangen zu haben

Natürlich gilt, es ist nie zu spät, aber früher ist trotzdem immer besser.

Je früher ihr anfangt, zu sparen und zu investieren, desto geringer müssen die Beträge sein, um eure Rentenlücke zu füllen und euer Ziel zu erreichen.

Es ist ein großer Unterschied, ob ihr früh anfangt und monatlich 200 Euro investiert oder ob ihr x Jahre später anfangt und dann eine Sparrate von über 1.000 Euro benötigt. Die Zeit holt ihr nicht wieder raus. Das Fiese ist: Wenn ihr merkt, dass das Geld nicht reicht, ist es zu spät. Bei mir im Mentoring hat noch keine Teilnehmerin gesagt: Hätte ich doch mal später angefangen mit den Finanzen. Stattdessen höre ich immer: „Hätte ich doch mal früher angefangen.“ Was nicht heißt, dass ihr es überhastet machen sollt. Fangt an, aber macht es vernünftig.

Das waren eure größten finanziellen Fehlentscheidungen. Besonders schön fand ich, dass es auch einige Kommentare von jungen Frauen gab, in diesem Stil:

Das sind schöne Abschlussworte. Ich hoffe, ihr konntet aus diesen Fehlentscheidungen etwas für euch mitnehmen. Und ich möchte euch auch beruhigen. Niemand ist beim Thema Finanzen frei von Fehlentscheidungen. Sobald man es aber versteht, lautet die Devise, es anders zu machen. Unwissenheit ist in der heutigen Zeit keine Ausrede mehr – die Informationen sind alle vorhanden.