Drei Mythen über Aktien und Börse

Wie genau sorgt man eigentlich fürs Alter vor?

Es brauchte einen 18.000 € teuren AHA-Moment, um mich endlich selbst mit meinen Finanzen auseinanderzusetzen. 

Was ich auf dem Weg gelernt habe, wie daraus mein Unternehmen Madame Moneypenny entstanden ist & welche 3 Mythen über Aktien und die Börse mir seit dem täglich begegnen – darum geht es in diesem Blogartikel. Er basiert auf einem Vortrag für die Firma intrinsify, weshalb ich am Ende Fragen rund um die Themen Versicherungen, Unternehmertum, Vermögensaufbau & Co. beantworte. 

Du kannst dir den Live Mitschnitt des Vortrags auch hier im Podcast anhören.

Jetzt anhören und abonnieren auf

So ganz ohne Altersvorsorge ist irgendwie auch blöd!

Das stellte ich fest, als ich mich im Zuge der Gründung meines ersten Unternehmens wg-suche.de dafür entschied, nicht mehr in die gesetzliche Rentenversicherung einzuzahlen. 

Als 25-Jährige Gründerin hatte ich keinen großen Plan davon, wie genau man ein Unternehmen führt. Noch viel weniger kannte ich mich aber mit meinen privaten Finanzen aus. Wie genau sorgt man eigentlich fürs Alter vor?

Die Verlockung der Idee, dieses Problem einfach auslagern zu können, brachte mich in das Büro einer sehr netten Finanzberaterin. Kurze Zeit später war ich stolze Besitzerin einer privaten Rentenversicherung. Das gute Gefühl, das Thema angegangen zu haben, wurde allerdings schnell von einem unguten Bauchgefühl vertrieben. Eine richtige Ahnung davon, was ich da ganz genau unterschrieben hatte, hatte ich nicht. 

Trotzdem dauerte es drei Jahre (als ich das Gefühl nicht länger ignorieren konnte), bis ich mich dazu zwang, den Vertrag noch mal genauer unter die Lupe zu nehmen. Überraschenderweise … verstand ich nichts. 

Deshalb suchte ich mir Unterstützung von einer Honorarberatung und hatte es wenig später schwarz auf weiß: Der Vertrag, den ich unterschrieben hatte, war nicht nur das schlimmste Produkt, das man auf dem Markt bekommen konnte, es kostete mich auch ganze 18.000 € an Gebühren. 

Dieser 18.000 € teure AHA-Moment war der Auslöser dafür, mich intensiv mit dem Thema zu beschäftigen. Meine Erfahrungen hielt und halte ich auf meinem Blog fest, aus dem in den letzten Jahren mein zweites Unternehmen, Madame Moneypenny entstanden ist.

Und wo sind die Frauen?

Im Zuge der Wissensaneignung auf Blogs, in Büchern, Seminaren & Co. fiel mir eines ganz besonders auf. Der meiste Content war von Männern für Männer. Auch wenn ich die Frauen in meinem Umfeld fragte, wie sie ihre Finanzen regeln würden, bekam ich die immer gleiche Antwort: Darum kümmert sich mein _____________ (setz hier eine beliebige männliche Bezugsperson wie Freund oder Papa ein).

Madame Moneypenny sollte deshalb Finanzwissen explizit für Frauen anbieten. Neben dem Blog rief ich deshalb die Madame Moneypenny (women only) Facebook Gruppe ins Leben, in der heute bereits über 100.000 Frauen über Geld sprechen.

Meine Key-Learnings auf meinem Weg des Vermögensaufbaus

Learning #1: Frag dich bei allem, was da draußen so angeboten wird, wer davon profitiert.

Ist es nicht komisch, „kostenlos” beraten zu werden? Wenn ich mich damals im Büro der netten Finanzberaterin gefragt hätte, womit sie eigentlich ihr Geld verdient, wäre mir einiges erspart geblieben.

Gerade im Finanzbereich ist es in meinen Augen super wichtig, genauer hinzuschauen. Aber auch in anderen Lebensbereichen kannst du dir mal die Frage stellen, von wem du Ratschläge annehmen möchtest. Hat der- oder diejenige erreicht, wo du gerne hin möchtest? Erst dann hat er oder sie das Recht, dir Ratschläge zu geben.

Learning #2: Pay yourself first.

Im privaten Bereich bedeutet das, Ausgaben neu zu denken. Die meisten Menschen sparen, was vom Ausgeben übrig bleibt. Ich möchte dich dazu ermutigen, auszugeben, was vom Sparen übrig bleibt.

Zu schauen, was am Ende des Monats übrig ist, ist nicht unbedingt die beste Taktik. Warum? Weil das höchstwahrscheinlich „nichts” ist. 

Pay yourself first heißt, direkt am Anfang des Monats einen von dir festgelegten Betrag für dich zur Seite zu legen. Zum Sparen, für Investitionen in dich selbst, zum Investieren. Geht nicht? Ich glaube schon. Deinem Vermieter würdest du ja auch nicht sagen, dass du am Ende des Monats mal schaust, wie viel für die Miete übrig ist. Mach dich zur Priorität. 

Das Gleiche gilt auch für dich, wenn du selbstständig bist. 

Wenn ich Selbstständige frage, wie viel sie verdienen, bekomme ich selten eine klare Antwort. Sie erzählen sie mir meist eher von schwankenden Einnahmen, neuen oder abgesagten Aufträgen. Ist dir bewusst, dass du dir auch als Selbstständige*r ein Gehalt auszahlen kannst? Again: Pay yourself first!

Learning #3: An Aktien führt kein Weg vorbei.

Wenn du ein Vermögen aufbauen möchtest, gibt es keinen anderen Weg. Zumindest, wenn du mit kleinen Beträgen anfangen und flexibel bleiben möchtest, ist es alternativlos.  

Ich persönlich bin gerade weder gesetzlich noch privat rentenversichert. Ich mache meinen kompletten Vermögensaufbau, meine komplette Altersvorsorge mit Aktien sowie meinen eigenen Unternehmen. 

Seit 1991 bringen Aktien übrigens eine durchschnittliche Rendite von ca. 8% pro Jahr. Ein Grund, warum ich auch denjenigen, die sich noch nicht trauen, an der Börse zu investieren, sage: Nimm dir die Zeit, dich schlau zu machen. Es lohnt sich.

Apropos Aktien & Börse: Die drei größten Mythen

1. Man muss reich sein, um in Aktien zu investieren

Diese Aussage ist ein Glaubenssatz, der sich hartnäckig in den Köpfen unserer Gesellschaft hält. 

Dabei musst du nicht erst tausende Euros ansparen, damit es sich lohnt zu investieren. Geld zu vermehren macht immer Sinn. Die Alternative wäre, es einfach nicht zu tun und das ist keine wirkliche Alternative, oder? 

Warren Buffett sagt: „Aktien sind nicht für reiche Menschen, sondern für Menschen, die reich werden wollen.”

Rein technisch gesehen, kannst du mit 25 Euro im Monat anfangen, an der Börse zu investieren. Das kann sich fast jede*r leisten.

2. Das ist doch viel zu viel Risiko

„Mein Papa hat in Telekom Aktien investiert und hat viel Geld verloren. Deshalb lasse ich lieber die Finger davon.”

Lass uns doch mal anschauen, was Risiko ist und vor allem, wie wir es wahrnehmen. 

Es mag sich sicher anfühlen, das Geld auf deinem Konto liegen zu lassen, das ist es aber nicht

Dein Geld nicht zu investieren bedeutet, dass du jährlich durchschnittlich ca. 2% deines Geld verlierst. Einfach, weil es durch die Inflationsrate an Wert verliert. 

Wenn du dir dann überlegst, dass dir zusätzlich 8% Rendite flöten gehen, weil du nicht investierst, ändert sich bei den meisten die Wahrnehmung dessen, was risikoreich ist und was nicht.

Eine weitere Komponente, die eine bedeutende Rolle beim Thema Risiko spielt, bist du. Denn Risiko entsteht immer dann, wenn Menschen nicht wissen, was sie tun. 

Wenn du ein kalkuliertes Risiko – auch das geht an der Börse – eingehst, spricht man von einem intelligenten Risiko. Heißt ganz konkret: Wenn du die Regeln kennst und dich daran hältst, reduzierst du dein Risiko massiv. 

Einige Regeln, wenn du an der Börse investieren möchtest, um langfristig Vermögen aufzubauen:

  • Diversifiziere deine Investments breit (zum Beispiel mit ETFs)
  • Wisse, was du tust (du entscheidest, wie viel du wo investierst)

Halte Aktien/ ETFs lange (historisch gesehen konnte man bei einer Investition in den DAX ab einer Haltedauer von 15 Jahren keine Verluste mehr machen)

3. Das kostet alles so viel Zeit

Ich hab unglaublich viel zu tun und keine Zeit, mich in das Thema so einzuarbeiten, dass ich genau weiß, was ich mache. 

Lass mich dir sagen, wie es bei mir aussah:

Anfangs habe ich tatsächlich einiges an Zeit investiert, um mir eine Strategie zu erarbeiten, die zu mir passt, inklusive Analyse meiner Risikobereitschaft. Anschließend habe ich ein automatisiertes System (mittels Sparplänen) aufgesetzt. 

Seitdem passiert alles automatisch. Sobald mein Gehalt auf meinem Konto landet, geht ein von mir festgelegter Betrag in ETFs. Mein Zeitinvestment in meine Investitionen an der Börse ist deshalb aktuell ungefähr eine Stunde pro Jahr.

Du musst nicht täglich die Märkte beobachten. Im Gegenteil. Wie oben beschrieben, fährst du mit der simplen Buy & Hold Strategie am allerbesten. 

Eure Fragen

Wo finde ich gute Buch-Tipps?

Ansonsten kannst du auch bei meinen Blogger-Kollegen Finanzrocker oder Finanzwesir vorbeischauen. Die haben ebenfalls super guten Content.

Findest du, dass die Bücher für Frauen und Männer unterschiedlich sind?

Das Endergebnis ist das Gleiche. Schließlich gibt es keine spezifischen Frauen- oder Männer-ETFs. Was aber einen Unterschied macht, ist die Ansprache. Es macht einfach etwas aus, wenn ich den gleichen Inhalt von jemandem hören, mit dem ich mich identifizieren kann, der (oder die in diesem Fall) die gleichen Probleme und Herausforderungen hat, wie ich. 

Außerdem gibt es einige Themen, die Frauen mehr/ anders betreffen, als Männer:

  • Geld in der Partnerschaft
  • Altersvorsorge trotz Teilzeit
  • Finanzplanung und Kinder
  • Grüne & nachhaltige Investments

Wie stehst du zum Thema Traden? 

Ich trade nicht. Meine Philosophie ist: Wenig Aufwand, hoher Ertrag. Mir geht es darum, ein passives Einkommen zu generieren. Dazu passt Trading einfach nicht.

Was mache ich denn mit alten Verträgen z.B. Rentenversicherung oder Lebensversicherung?

Der erste Anlaufpunkt kann die Verbraucherzentrale oder eine Honorarberatung (die Berater werden pro Stunde und nicht pro Abschluss bezahlt) sein. 

Sollte sich dann herausstellen, dass das Produkt nicht das Richtige für dich ist, muss man sich von dem Gedanken schon so viel investiert zu haben, lösen. Das Geld ist weg. Egal, was du tust. Die Frage ist nur, ob du noch mehr Geld versenken oder die Notbremse ziehen willst. 

Wichtig ist auch nochmal zu sagen, dass ich nicht grundsätzlich gegen Rentenversicherungen bin. Für das Gros der Bevölkerung macht das in meinen Augen absolut Sinn.

Gibt es ein Alter, ab dem es sich nicht mehr lohnt, zu investieren?

Die Antwort ist ganz ähnlich wie die auf die Frage, ab welchem Betrag es sich lohnt zu investieren. Geld zu vermehren lohnt sich immer. Wir müssen uns von dem Gedanken verabschieden, dass wir alle mit 67 in Rente gehen. Vor allem dann, wenn wir es uns nicht leisten können.

Was sich mit dem Alter ändert, ist die Risikobereitschaft. Ab einem gewissen Zeitpunkt möchte man das Geld schließlich verwenden, um davon zu leben.

Kannst du was über ‘Profit First’ sagen?

Dazu gibt es ein Buch: “Profit First”* – Mike Michalowicz

Du hast bei A angefangen dich als Unternehmerin aufzustellen. Wie hast du dich da rein gefunden? 

Durch ganz viel Hinfallen und Wiederaufstehen. Der Unterschied zwischen meinem ersten und zweiten Unternehmen ist der, dass wir beim ersten Fremdkapital aufgenommen haben. Das ändert Vieles, weil ganz andere Erwartungen an einen gestellt werden. 

Müsste ich mich heute nochmal entscheiden, würde ich immer das Madame Moneypenny – alleine machen – wählen.

Wie lange gibt es Madame Moneypenny schon? 

Angefangen habe ich damit 2016. Zunächst, ohne eine konkrete Business Idee im Hinterkopf zu haben. Das hat sich erst nach und nach entwickelt, als ich bemerkt habe, dass es eine Nachfrage gibt.

Erwähnte Links:
Mein erstes Unternehmen: www.wg-suche.de
Madame Moneypenny Facebook Gruppe (women only): www.facebook.com/groups/madamemoneypenny/
Intrinsify: https://intrinsify.de/
“Die Kunst über Geld nachzudenken”* – André Kostolany 
“Souverän investieren”* – Dr. Gerd Kommer
Der Podcast vom Finanzrocker: https://finanzrocker.net/hoerenswert/
“Wie Frauen ihre Finanzen selbst in die Hand nehmen können”* von mir.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert