Das Pantoffel-Portfolio – eine gute Idee?

Mit dem sogenannten Pantoffel-Portfolio hat sich „Finanztest“ im Jahr 2013 eine kecke Wortschöpfung ausgedacht, die vor allem “Bequeme” beim Thema Geldanlage aufhorchen lassen soll. Was hat es damit auf sich?

Trotz gestiegener Inflation: Die meisten Deutschen lassen immer noch am liebsten ihr Geld auf Giro- oder Sparkonten liegen. So lauten zumindest die Ergebnisse einer Forsa-Umfrage, die im Auftrag der Targobank durchgeführt wurde. Dabei ist auch herausgekommen, dass nicht mal ein Drittel der Befragten in Aktien oder Fonds investiert. Außerdem sagen über die Hälfte der Leute, dass sie kein Interesse an Börseninvestments haben. Bei den Frauen sind es sogar 60 Prozent. Von ETFs haben die meisten noch nichts gehört und Sparpläne gelten bei den Befragten als nicht sonderlich interessant.  

Die Beziehung zwischen den Deutschen und Aktien ist also weiterhin, sagen wir mal, etwas unterkühlt. Vielleicht hilft da ja wirklich das gemütlich und harmlos klingende Pantoffel-Portfolio, das – so versprechen es dessen Erfinder von „Finanztest“ – selbst für Börsenmuffel geeignet sein soll.

So ist das Pantoffel-Portfolio aufgebaut

Das Pantoffel-Portfolio besteht aus zwei ETFs, der erste ist für die Rendite zuständig, der zweite für die Sicherheit. Klassisches Beispiel: Als Rendite-ETF legt man sich einen ETF auf den MSCI World zu. Um für genügend Sicherheit zu sorgen, greift man zu einem Renten-ETF, der in europäische Staatsanleihen investiert. Alternativ zum Renten-ETF geht aber auch ein Tagesgeldkonto.

Bevor es losgehen kann, muss man sich entscheiden, wie die beiden ETFs im Pantoffel-Portfolio gewichtet werden sollen, also ob bspw. 50:50 oder etwa 25:75 – je nachdem wie risikofreudig man ist. Die ganz risikofreudigen Pantoffelhelden investieren dann beispielsweise 75 Prozent in einen ETF auf den MSCI World und kaufen für die übrigens 25 Prozent Anteile an einem Renten-ETF.

Das weitere Prozedere beim Pantoffel-Portfolio ist den meisten Madame-Moneypenny-Leserinnen wohl schon bekannt: Sich einen passenden Broker suchen (zum Beispiel bei der Comdirect* oder Onvista*), Depot eröffnen und die ausgewählten ETFs entweder als Einmalanlage kaufen oder stückchenweise in Form eines ETF-Sparplans füttern.

Vorteile des Pantoffel-Portfolios

Das Pantoffel-Portfolio profitiert natürlich von den generellen Vorteilen von ETFs. Was ETFs nach wie vor so unschlagbar macht, sind die vergleichsweise niedrigen Kosten. Der Grund: Sie werden nicht von irgendeinem Fondsamanager aktiv gemanagt. Stattdessen bilden sie schlichtweg einen Aktienindex nach. Das heißt, man muss sich nicht wie bei Einzelaktien durch komplizierte Kennzahlen wühlen und bekommt dazu noch die langfristig maximal mögliche Rendite. 

Womit das Pantoffel-Portfolio zudem wirbt, ist seine Einfachheit. Klar, zwei ETFs aus der “Finanztest” abschreiben, online ein Depot eröffnen und 50/50 investieren, kriegt jede*r hin – auch Bequeme.

Nachteile des Pantoffel-Portfolios

Doch ist das wirklich Sinn der Sache? Ist es sinnvoll, faule und vorsichtige Sparer mit einem Angebot, das eigenes Denken nicht erfordert, hinterm Ofen hervor zu locken, ?

Ich sehe dies als Nachteil des Pantoffel-Portfolios (und auch anderen “Mal-eben-machen-Portfolios”) und vor allem der Art und Weise, wie es kommuniziert wird. Es ist zu einfach. Zu einfach?! Ja, zu einfach. Ich sehe es als enormes Risiko, dass Menschen einen Artikel der Stiftung Warentest lesen, mitnehmen, dass sie sich einfach zwei ETFs besorgen sollen und das dann tun. Und zwar ohne sich auch nur die geringsten Gedanken gemacht zu haben, was sie da tun und warum. Sie gehen vom Produkt aus und nicht von ihrer Strategie, wissen nichts über die Börse und wahrscheinlich nicht mal, was ein ETF überhaupt ist. Und das wird so nichts. Sobald die Kurse (endlich mal) die Biege machen, werden diese Menschen in Panik verfallen, verkaufen und die Kurse weiter Richtung Tiefpunkt treiben. Zu bequem wird teuer.

Eine weiterer Minuspunkt des Pantoffel-Portfolios ist die mangelnde Diversifikation. Wenn man sich wie im Beispiel oben einen ETF auf den MSCI World zulegt, der zu 60 Prozent aus amerikanischen Werten besteht, dann klingt das nicht gerade ausgewogen, zumal die Schwellenländer überhaupt nicht im Körbchen enthalten sind. Zum Vergleich: Im Weltportfolio von Gerd Kommer sind alle relevanten Märkte der Welt und dazu Immobilien und Rohstoffe enthalten. Genau dadurch wird das Verlustrisiko eingedämpft.

Gerade gestern schaute ich erneut das Video aus meinem Mentoring an, in dem ich die Performance des Weltportfolios im Vergleich zu anderen Portfolios erkläre und war wieder fasziniert, wie gut das Weltportfolio abschneidet. Im historischen Vergleich hat ein Weltportfolio mit einem Risikoanteil von 100 Prozent (!) nicht nur mehr Rendite, sondern gleichzeitig einen geringeren kumulierten Verlust – also den absoluten Worst Case – verzeichnet als ein Investment allein in einen MSCI-World-ETF. Der Zaubertrank: Diversifikation

Fazit: Pantoffel-Portfolio – eine gute Idee?

Vorteil: Es ist einfach. Nachteil: Es ist einfach – sowohl im Sinne der fehlenden Diversifikation als auch im Sinne der Ausführung. Ich finde es gut, dass Anlegern einfache Investitionsmöglichkeiten aufgezeigt und ihnen somit Ängste genommen werden. Dennoch sehe ich die Art, wie diese “bequemen” Portfolios kommuniziert und dargestellt werden, extrem skeptisch. Wenn du du dich mit der Börse, ETFs, deiner Strategie und deiner Risikobereitschaft auseinander gesetzt hast und dann zu der Erkenntnis kommst, dass das Pantoffel-Portfolio genau das Richtige für dich ist: Perfekt! Do it! Aber bitte nicht aus reiner Bequemlichkeit blind in zwei ETFs investieren. 

Wer zu bequem ist, sich ein paar Stunden mit seiner Vermögensplanung auseinander zu setzen, sollte besser beim Girokonto bleiben. Alles andere würde sehr teuer werden.

Wie du langfristigen Vermögensaufbau strukturiert und strategisch angehst und dir dein eigenes Portfolio zusammenstellen kannst, zeige ich dir übrigens in meinem neuen Mentoring

Foto: The creative exchange

5 Kommentare

  1. Pingback: Sport- und Fitnessblogs am Sonntag, 18.03.2018 – Eigenerweg

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