5 Lehren aus dem Buch “Die Kunst des Krieges”

Die Kunst des Krieges, vor 2.500 Jahren von Sunzi in China geschrieben, gilt als einer der wertvollsten Strategieratgeber und diente angeblich Napoleon als Ratgeber und praktischer Leitfaden, um seine Schlachten zu gewinnen. Erst, so sagt man, als er die Lehren des Buches nicht mehr befolgte, setzte seine Erfolglosigkeit ein.

Ich habe dieses Buch durch drei Brillen gelesen: Die einer Unternehmerin, die einer Verhandlungspartnerin und die einer Entwicklerin ihrer Persönlichkeit. Für alle drei Rollen bietet das Buch, etwas Kreativität und abstraktes Denken vorausgesetzt, einige strategische Ansatzpunkte in Sachen Mitarbeiterführung, Verhandlungsgeschick und Erkenntnisse über die menschliche Psyche. 

Da euch höchstwahrscheinlich die Erkenntnisse in Bezug auf die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit und das Erreichen von Erfolg am meisten interessieren, konzentrieren sich meine 5 Lehren auf diesen Aspekt des Buches.

1. “Bewege dich in schwierigem Gelände ständig weiter”

Im Abschnitt über verschiedene Beschaffenheiten eines Geländes, rät Sunzi dazu, seine Armee in schwierigem Gelände (bspw. in sehr offenem Gelände weil man dort von allen Seiten angegriffen werden kann) in ständiger Bewegung zu halten. Was für die Kriegführung gilt, gilt auch fürs Leben:

Wenn du dich in schlechten Umständen befindest, hilft nur eins: In Bewegung bleiben und raus da! Umstände kannst du nicht ändern, aber deine Art und Weise auf diese Umstände zu reagieren schon.

Vielleicht kennst du die Geschichte der beiden Söhne eines chronisch bankrotten und drogensüchtigen Paares. Der eine Sohn kam ganz nach seinen Eltern und wurde straffällig. Bei Gericht gab er zu Protokoll: “Schauen Sie sich meine Eltern an. Was hätte denn sonst aus mir werden sollen als ebenfalls ein Versager?”. Sein Bruder hingegen entwickelte sich zu einem angesehenen Anwalt. Auf die Frage, warum er so erfolgreich sei während sein Bruder dies nicht schaffte, sagte er: “Schauen Sie sich meine Eltern an. Was hätte denn sonst aus mir werden sollen als erfolgreich um nicht so zu enden wie sie?”. Gleiche Umstände, andere Reaktionen.

Tipp: Werde dir deiner äußeren Umstände bewusst. Was hindert dich woran? Nimm diese Umstände war, aber lasse dich nicht von ihnen beherrschen. Bewege dich, setze Energie frei und schaffe deine eigenen Umstände.

2. “Bewege dich nicht, wenn du keinen Vorteil siehst”

“Bewege dich nicht, wenn du keinen Vorteil siehst; setze deine Truppen nicht ein, wenn es nichts zu gewinnen gibt,” schreibt Sunzi. Diesen Leitsatz, durch den im Krieg unnötige Todesopfer vermieden werden sollen, kannst du in Bezug auf deine Zeit, Energie und deine Produktivität einsetzen.

Was ist dein Ziel und bringen dich deine aktuellen Aktivitäten diesem Ziel wirklich näher? Arbeitest du nur der Arbeit willen, um total busy zu sein oder erschaffst du wirklich einen Mehrwert? Welche Aktivitäten in deinem Alltag rauben Zeit, liefern aber keine Ergebnisse? Welche deiner Kunden klauen dir doppelt so viel Energie, aber liefern nur einen Bruchteil der Umsätze gegenüber anderer Kunden?

Tipp: Identifiziere deine ergebnisorientierten Maßnahmen und sortiere alles, was dich deinem Ziel nicht näher bringt, aus. Konzentriere deine Energie auf die 20% deiner Tätigkeiten oder Kunden, die 80% deiner Ergebnisse (Pareto-Prinzip) erzielen. Plus: Wenn du mal nichts zu tun hast, dann tue auch einfach mal nichts.

3. “Der kluge Kämpfer verlangt von Unfähigen keine Perfektion. Er zieht individuelle Talente in Rechnung”

Sunzi beschreib hier eine Einstellung, die ich persönlich als absolut essenziell für jede Art der Entwicklung sehe: Konzentriere dich auf deine Stärken, nicht auf deine Schwächen. Denn, wenn du versuchst, deine Schwächen zu verbessern, landest du mit viel Aufwand in der Mittelmäßigkeit. Wenn du jedoch deine Zeit und Energie in den Ausbau deiner Stärken investierst, erreichst du in diesen Bereichen einen Expertenstatus. Und Expertenwissen ist wertvoller als Durchschnittswissen. Experten besitzen Wissen in einer Nische und haben daher einen hohen Marktwert. Wenn du dein Einkommen erhöhen möchtest, musst du deinen Wert für den Markt erhöhen.

Tipp: Schreibe deine Stärken und Schwächen auf, um dich ihrer bewusst zu werden. Investiere in deine Stärken, um Expertin zu werden und dadurch mehr Geld zu verdienen.

4.Überheblich zu beginnen und danach vor der Zahl des Feindes zurückzuschrecken, ist ein Beweis für einen außergewöhnlichen Mangel von Intelligenz

In diesem Kapitel warnt Sunzi davor den Feind vor einem Angriff nicht ausgiebig genug studiert und die Schlacht nicht ausreichend detailliert geplant zu haben. Nach dem Motto “Wir sind eh die besten, marschieren da ein und nach zwei Wochen haben wir das komplette Land eingenommen” ist ja schon so mancher Krieg begonnen und nicht gerade erfolgreich geführt worden…

Dass dies ebenso für die Wirtschaft gilt, erlebe ich fast jeden Tag in der Startup-Welt Berlins. Da werden als erstes 200 Mitarbeiter*innen eingestellt, ein 300qm Büro in “Unter den Linden” gemietet (dort sitzen Firmen wie Microsoft und Google, ihr könnt euch das Mietniveau also denken) und ganz große Töne gespuckt. Bis nach 18 Monaten “nur noch” 40 Mitarbeiter*innen übrig, das Büro geräumt und die Gründer freigestellt sind.

Wir Menschen leiden unter chronischer Überschätzung. Dieses Phänomen nennt sich motivationsbedingte Verzerrung. Natürlich sind wir alle überdurchschnittliche Autofahrer*innen, Tänzer*innen und Freund*innen. Wenn dem so wäre und wir alle über dem Durchschnitt lägen, wie kommt dann eigentlich der Durchschnitt zu Stande, über dem wir alle liegen?! Genau so verhält es sich bei der Geldanlage. Wenn wir ein erfolgreiches Investment getätigt haben, verwechseln wir Können mit Glück – und das führt zu gefährlichem Übermut.

Tipp: Du hast mit deinen Aktien und ETFs Gewinn gemacht? Super! Aber deswegen bist du noch lange nicht Warrena Buffett. Bleibe deiner Strategie treu und denke nicht, dass du den Markt durchschauen kannst. Das kann niemand. Erfolge, auch wenn sie noch so klein sind, gehören anerkannt und gefeiert. Selbstüberschätzung und Überheblichkeit gegenüber deiner Konkurrenz oder dem Markt schlagen jedoch sehr schnell in Misserfolge um.

5. “Bringe deine Soldaten in Positionen, aus denen es keinen Fluchtweg gibt”

Seine Soldaten in Positionen zu bringen, aus denen es keinen Fluchtweg gibt, klingt erst einmal kontraproduktiv. Was, wenn der Feind stärker ist als gedacht, was wenn er dabei ist den Sieg zu erringen? Was soll dann mit den eigenen Soldaten passieren, wenn es keine Fluchtmöglichkeit gibt? Ganz einfach: Sie sterben. Und weil sie das wissen, werden sie nicht verlieren.

Wenn man weiß, dass es keinen Weg zurück gibt, dass Scheitern keine Option ist, dass es keinen Plan B gibt, kämpft man viel intensiver und leidenschaftlicher als mit dem Gedanken “Och, wenn das nicht klappt, mach ich eben etwas anderes” im Hinterkopf. Dahinter steckt das Phänomen der self-fulfilling prophecy. Wenn du schon daran denkst, dass es nicht klappen könnte, wird es höchstwahrscheinlich auch so kommen. Wenn du allerdings weißt, dass es klappen MUSS weil es keine Alternative gibt, wirst du (und besonders dein Unterbewusstsein) ganz anders arbeiten.

Tipp: Setze dir absolute Muss-Ziele, deren Nichterreichung keine Option ist. Erzähle Leuten in deinem Umfeld von deinen zukünftigen Errungenschaften, um eine Verbindlichkeit herzustellen. Du willst dich doch nicht vor deinen Freunden blamieren, oder?

Fazit

Zugegeben, es erscheint etwas komisch ein ganzes Buch über Krieg zu lesen. Doch wenn du dich für Strategie in jeglicher Hinsicht interessierst, solltest du diesem Buch definitiv eine Chance geben. Ja, es geht um Kriegsführung, aber dies ist nur eine Analogie für all jenes, was du daraus machst. Ich empfehle dir, dich raus aus deiner Komfortzone zu bewegen und offen für ein etwas andersartiges Buch zu sein – und aus ihm zu lernen.

Hier geht’s zum Buch:

Die Kunst des Krieges

Foto: https://www.pexels.com/photo/playing-rock-game-chess-57018/

2 Kommentare

  1. Pingback: 8 Learnings von Arnold Schwarzenegger - Madame Moneypenny

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert