Mit dem 3-Konten-Modell kannst du in deiner Partnerschaft sowohl deine eigenen als auch eure gemeinsamen Geldangelegenheiten klar regeln. Denn bei aller Liebe: Streit darüber, wer von euch jetzt öfter den Wocheneinkauf bezahlt hat, muss nicht sein. Und: Auch in der noch so engsten Beziehung solltest du immer finanziell unabhängig und selbstbestimmt bleiben. Um dir eine Anregung zu geben, wie du das für dich (und euch) umsetzen kannst, liest du hier, wie genau das 3-Konten-Modell funktioniert.
Viele Menschen sind immer noch der Überzeugung, dass „Geld in der Liebe keine Rolle spielt“. Und das mag auch für Teenager*innen in den ersten Wochen akuter Verliebtheit okay sein. Für erwachsene Menschen in ernsthaften Partnerschaften halte ich es aber für geradezu fahrlässig, nicht über Finanzen zu sprechen. Denn über Geld sollte in jeder Paar-Beziehung unbedingt gesprochen werden.
Wann ein Gemeinschaftskonto sinnvoll ist
Spätestens beim Zusammenziehen, also ab dem Zeitpunkt, wenn man einen gemeinsamen Haushalt führt, kann ein Konto zusammen mit dem Partner oder der Partnerin sinnvoll sein. Mit diesem können beide Partner*innen dann alle geteilten Ausgaben, wie zum Beispiel Lebensmitteleinkäufe, erledigen. Das nervige Auseinanderrechnen von Rechnungen und die Frage, wer wann was bezahlt hat, fällt mit dem Gemeinschaftskonto weg.
Noch wichtiger wird ein gemeinsames Konto in der Ehe und wenn Nachwuchs unterwegs ist, denn Kinder kosten viel Geld. Bis zum 18. Geburtstag kostet ein Kind ca. 130.000 Euro. Und: Kinder werden im Laufe der Zeit immer teurer. Dazu kommt, dass ein Paar dann eben auch in der Rolle der Eltern ist und für das gemeinsame Kind finanzielle Entscheidungen treffen muss. Früher war die Rollenverteilung klar festgelegt: Der Vater ging arbeiten und die Mutter musste zu Hause bleiben und sich um den Haushalt (plus Kinder) kümmern. Das Problem: Frauen hatten damals oft nicht mal ein eigenes Konto. Um die Finanzen kümmerte sich ausschließlich der Mann. Wenn sie Glück hatten, bekamen sie von ihren Ehegatten ein Taschengeld. Im Klartext: Frauen waren früher komplett von ihren Ehemännern finanziell abhängig. Was finanzielle Abhängigkeit für Frauen bedeutet und wie du dich schützen kannst, liest du in diesem Artikel.
So funktioniert das 3-Konten-Modell
Heute haben wir solche Verhältnisse in Partnerschaften glücklicherweise schon viel, viel seltener – aber es gibt sie immer noch erschreckend häufig. Mit dem 3-Konten-Modell können Frauen solchen desaströsen finanziellen Abhängigkeiten vorbeugen oder gegensteuern.
Und das funktioniert so:
Die kompletten Einnahmen der Partner*innen wandern im ersten Schritt auf das Gemeinschaftskonto. Davon werden alle Ausgaben, die die Gemeinschaft betreffen, bezahlt. Hierzu zählen beispielsweise Miete, Lebensmittel, Auto, gemeinsame Urlaube und alles, was die Kinder betrifft.
Das Geld, was dann übrig ist, wird 50:50 auf die eigenen Konten überwiesen. Damit können nun beide machen, was sie wollen. Kurztrip mit den Mädels, Kletterausrüstung, Altersvorsorge, neue Schuhe und so weiter. Was jede*r mit diesem Geld macht, hat den*die andere*n nichts anzugehen.
Um das Ganze noch anschaulicher zu machen, zeige ich euch an diesem Beispiel, wie das Ganze in der Praxis aussieht:
So funktioniert das 3-Konten-Modell in der Praxis:
Das monatliche Einkommen von Partner*in A beträgt 1.600 Euro, das von Partner*in B 3.200 Euro. Insgesamt hat das Paar also ein monatliches Gesamt-Einkommen von 4.800 Euro. Die monatlichen Haushaltsausgaben liegen bei 1.800 Euro.
Ziehen wir nun die monatlichen Haushaltsausgaben von 1.800 Euro von den 4.800 Euro Gesamteinkommen ab, bleiben 3.000 Euro übrig. Diese werden dann im letzten Schritt 50:50 auf die Konten der jeweiligen Partner*innen überwiesen.
→ Partner*in A hat noch 1.500 Euro zur Verfügung.
→ Partner*in B hat noch 1.500 Euro zur Verfügung.
Neben dem ganzen Paar- und Familienfinanzen-Thema beschäftigt dich mindestens genauso, wie du endlich am Ende des Monats gern auf dein Konto schaust? Weil du es endlich geschafft hast, mit Leichtigkeit und Struktur solide Ersparnisse aufzubauen? Wie du an diesen Punkt kommen kannst, lernst du in meinem kostenlosen Online Training: „Wie du mehrere Tausend Euro ansparst ohne Verzicht, Jojo-Effekt und Disziplin„.
Ist 50:50 nicht unfair?
Das liegt sicherlich im Auge der Betrachterin. Ich persönlich finde 50:50 auf lange Sicht nicht unfair, denn ich gehe davon aus, dass sich das über die Jahre ausgleicht. Mal verdient sie mehr, weil er noch studiert, dann verdient er mehr, weil sie länger in Elternzeit ist als er. Außerdem finde ich, dass Partner*innen auch füreinander sorgen sollten. Aber das ist nur meine Vorstellung. Wenn ihr 50:50 unfair findet, müsst ihr hierfür eine Lösung finden, die für euch passt.
Alternative Variante des 3-Konten-Modells
Es gibt natürlich eine Vielzahl von Varianten des 3-Konten-Modells. So kann sich zum Beispiele jede*r Partner*in erstmal ihr oder sein Einkommen aufs eigene Konto überweisen lassen und von dort dann eine Überweisung auf das gemeinsame Konto ausführen. Wie hoch der Betrag ist, könnt ihr miteinander vereinbaren. Um diese Variante umzusetzen, geht ihr wie folgt vor:
- Ihr berechnet die gemeinsamen monatlichen Ausgaben.
- Ihr entscheidet, wie ihr diese Aufgaben unter euch aufteilt (50:50 oder prozentual nach Einkommen).
Schauen wir uns auch hierzu ein Beispiel an:
Partner*in A verdient monatlich 2.500 Euro.
Partner*in B verdient monatlich 3.000 Euro.
Insgesamt hat das Paar also ein monatliches Einkommen von 5.500 Euro.
Die monatlichen Gemeinschaftsausgaben liegen bei 1.500 Euro. Die Partner*innen entscheiden sich für eine 50:50-Aufteilung der Kosten und überweisen das Geld jeweils auf das Gemeinschaftskonto.
→ Partner*in A hat danach noch 1.750 Euro zur Verfügung.
→ Partner*in B hat danach noch 2.250 Euro zur Verfügung.
Die Ausgestaltung ist im Detail nicht super entscheidend. Es geht in erster Linie darum, in einer Partnerschaft gemeinsame Kosten mit einem gemeinsamen Konto zu bestreiten, also ein Konto zusammen mit dem Partner oder der Partnerin zu führen – gleichzeitig aber als Einzelne*r weiterhin über einen eigenen Geldbetrag zu verfügen, mit dem man einfach machen kann, was man will, ohne dass der Partner oder die Partnerin reinredet. Und genau das finde ich an dem Kontenmodell so toll. Ich habe schon öfter erlebt, dass sie die Augen verdreht, wenn er sich etwas “Teures” vom gemeinsamen Geld gekauft hat (oder auch andersrum). Das bedeutet Streitpotenzial. Muss ja nicht sein.
Mit dem Recht, mit dem eigenen Geld zu wirtschaften, kommt natürlich auch die Verantwortung. Beide müssen sich mit ihrem Geld beschäftigen. Die Frau genauso wie der Mann.
Das 4-Konten-Modell
So wie es beim 3-Konten-Modell verschiedene Varianten gibt, so gibt es auch die Möglichkeit, das Kontenmodell auf vier Konten zu erweitern. Dann nämlich, wenn ihr euch als Paar dazu entscheidet, gemeinsam zu sparen. Dann eröffnet ihr zu den 3 Konten (wie oben beschrieben) noch ein 4. Konto, auf das ihr eure vorher vereinbarten Sparbeträge einzahlt. Gemeinsame Sparziele in einer Partnerschaft können zum Beispiel sein:
- der nächste gemeinsame Urlaub
- Möbel für die gemeinsame Wohnung
- Anzahlung für eine Immobilie
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Was gilt es beim 3-Konten-Modell zu beachten?
Wichtig: Wenn es große Gehaltsunterschiede gibt, können einzelne Einzahlungen auf das Gemeinschaftskonto als Schenkung gewertet werden. In diesem Fall könnte eine Schenkungssteuer anfallen. Informiert euch unbedingt darüber! Das gilt vor allem für unverheiratete Paare.
3-Konten-Modell gemeinsam entscheiden
Um jegliches Streitpotenzial zu vermeiden, ist es weiterhin wichtig, dass die Partner*innen zusammen entscheiden, was genau mit dem Gemeinschaftskonto passiert. Es muss geklärt werden, wie hoch die Fixkosten (Miete, Lebensmittel, Strom, usw.) sind, wie viel Geld man monatlich für Restaurantbesuche ausgeben möchte, aber auch wie viel Geld für Urlaube oder besondere Anschaffungen gespart werden soll. Setzt euch zusammen und klärt, was euch jeweils selbst wichtig ist und was eure finanziellen Ziele sind. Und dann, was euch als Paar wichtig ist und was eure Paar-Ziele für eure Finanzen sind. Ein toller Urlaub, ein Haus, finanzielle Freiheit und so weiter. Daraus ergeben sich dann im besten Fall Budgets für die einzelnen Ausgabeposten, die ihr gemeinsam einhalten solltet.
Wenn der Plan für das Gemeinschaftskonto steht, können als nächstes Daueraufträge immer zum ersten Tag des Monats eingerichtet werden. Heißt beim 3-Konten-Modell: Die vereinbarten „Taschengelder“ für die Partner*innen alleine jeweils an Tag X auf die Einzelkonten automatisiert überweisen zu lassen. Wichtig ist dann, dass ihr daran denkt, die Haushaltsausgaben auch wirklich vom gemeinsamen Konto zu bezahlen. Am leichtesten funktioniert das, wenn ihr mit Karte zahlt, denn dann müsst ihr nur daran denken, diese immer dabei zu haben.
Was, wenn die Partner*innen unterschiedliche Sparziele haben?
Dann könnt ihr das 3-Konten-Modell trotzdem nutzen. Denn wie bereits oben beschrieben, wird das Geld, das nach Bezahlen der gemeinsamen Ausgaben übrig ist, wieder 50:50 auf die Partner*innen aufgeteilt. Über dieses Geld können die Partner*innen dann frei verfügen. Wenn Partner*in A also nur 10 % des Einkommens sparen möchte und Partner*in B lieber 30 %, so ist das dank des 3-Konten-Modells möglich. Wichtig ist nur, dass ihr euch einig seid, was unter die gemeinsamen Ausgaben fällt und diese zuvor bezahlt wurden.
Fazit
Liebe, Vertrauen, Spaß – alles essentiell für eine Partnerschaft. Aber die kann manchmal schneller wieder vorbei sein als man denkt. Und auch wenn die Liebe und die Partnerschaft für immer hält: In beiden Fällen ist ein gewisser Grad an finanzieller Selbstbestimmtheit und Unabhängigkeit unerlässlich.
Mit dem 3-Konten-Modell kann man in einer Beziehung, einer Ehe oder in einer Familie die Finanzen gemeinsam planen und es vereinfacht schlichtweg den Alltag. Gleichzeitig aber behalten die Partner*innen immer ein Stück Freiheit. Vor allem wenn beide in Gelddingen unterschiedlich ticken, was Konsum angeht, kann das 3-Konten-Modell vielleicht sogar der ein oder anderen Beziehungskrise vorbeugen.
Häufige Fragen zum 3-Konten-Modell
Für wen ist das 3-Konten-Modell geeignet – und für wen nicht?
Das 3-Konten-Modell eignet sich grundsätzlich für alle Paare. Spätestens wenn ihr als Paar in einem gemeinsamen Haushalt lebt und somit gemeinsame Ausgaben habt, macht das 3-Konten-Modell sehr viel Sinn. Auch wenn ihr verheiratet seid, ist es super, denn es erlaubt euch, getrennte Konten in der Ehe zu haben und trotzdem ein Konto zusammen mit dem Partner oder der Partnerin zu besitzen. Wenn Kinder im Spiel sind, ist dieses Kontenmodell allemal zu empfehlen.
Welche Bank eignet sich für das 3-Konten-Modell?
Das ist total egal. Wenn ihr euch für eine Bank entscheidet, achte allerdings darauf, welche Kosten für euch anfallen und welche Leistungen enthalten sind. Es gibt viele Girokonten, die kostenlos sind. Ob ihr die 3 Konten bei einer Bank habt oder nicht, spielt übrigens auch keine Rolle.
Gemeinsames Konto in der Ehe: Funktioniert das 3-Konten-Modell?
Als verheiratetes Paar nutzt ihr sicherlich ein gemeinsames Konto in der Ehe. Und das 3-Konten-Modell eignet sich natürlich auch super, wenn ihr verheiratet seid. Denn so habt ihr weiterhin auch getrennte Konten in der Ehe.
Ergibt es Sinn, ein Haushaltsbuch zu führen, wenn wir das 3-Konten-Modell verwenden?
Auf jeden Fall! Egal, ob ihr das 3-Konten-Modell nutzt oder nicht, ein Haushaltsbuch zu führen, ist immer eine gute Idee. Es erlaubt euch als Paar, eure gemeinsamen Ausgaben zu überprüfen: zu checken, ob alles nach Plan läuft und gegebenenfalls Anpassungen vorzunehmen. Mittlerweile gibt es bei vielen Konten automatische Reportings, bei denen ihr ganz einfach sehen könnt, wofür ihr Geld ausgegeben habt. Wenn ihr also alle gemeinsamen Ausgaben mit Karte zahlt, könnt ihr euch am Ende des Monats den Report gemeinsam anschauen.
Funktioniert das 3-Konten-Modell auch, wenn ein*e Partner*in selbstständig ist?
Das Kontenmodell funktioniert weiterhin, allerdings müsst ihr einige Dinge beachten. Denn bei Selbstständigen ist das Einkommen Brutto, während es bei Angestellten Netto ist. Bei Selbstständigen entstehen gewisse Kosten im Nachhinein, die vorab geschätzt und abgezogen werden sollten, bevor das Einkommen (oder ein % davon) auf das gemeinsame Konto überwiesen wird, wie beispielsweise:
- Steuersatz pro Monat
- Rentenversicherung
- Rücklagen für Krankheit & Ausfälle
Bei dieser Konstellation müsst ihr also etwas mehr rechnen und kalkulieren, aber machbar ist es allemal. Am wichtigsten bei der Entscheidung für ein Kontenmodell ist: Ihr müsst euch beide damit wohlfühlen. Denn es soll ja langfristig Streit um’s Geld und finanziellen Stress vermeiden, nicht auslösen. Je nachdem, wie stark ihr euch als Paar mit dem Thema Finanzen bereits auseinandergesetzt habt, kann der Start hier etwas holpriger werden (insbesondere, wenn ihr noch nie vorher über Geld gesprochen habt). Stell dich darauf ein und mach dir bewusst, dass du dir und deinem*r Partner*in damit die Weichen für eure finanzielle Zukunft stellst – für jede*n einzeln, aber auch für euch als Paar (und ggf. auch für eure Kinder).
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