Wann du weniger sparen solltest

“Wie bitte? Natascha sagt, ich soll weniger sparen? Der ist wohl die Höhenluft in Italien nicht sonderlich gut bekommen!” Die Höhe war in der Tat hier und da etwas gewöhnungsbedürftig – besonders beim Sporteln. Aber die Inspiration zu diesem Artikel stammt von einem anderen Ausflug.

Vor zwei Wochen war ich nach Kassel gereist, um an der ersten Finanzbloggerkonferenz teilzunehmen. Meine Kollegen endlich persönlich zu treffen, war ein tolles Erlebnis. Leider erwiesen sich Anreise und Übernachtung als unschöne Nebenschauplätze. Auf der Hinfahrt hatte mein Zug ganze drei Stunden Verspätung. Ich stieg pünktlich um 6:35 in Berlin ein und 6 Stunden später in Kassel wieder aus – bei einer geplanten Reisezeit von 2 Stunden und 45 Minuten. Außerdem kam ich nicht in meine Airbnb-Unterkunft und musste in einer verdreckten Ekel-WG übernachten. Ich habe 50% der Fahrkarte und 100% der Unterkunftskosten zurückbekommen. Mein Wochenende in Kassel war also sehr günstig. Freuen konnte ich mich darüber nicht. Ich wäre lieber pünktlich angekommen und hätte viel lieber in der gebuchten Unterkunft übernachtet.

In dieser Situation hat sich Geld sparen (auch, wenn es erst im Nachhinein zum Tragen kam) eher nachteilig angefühlt. Geld zu sparen soll ja aber Spaß machen oder zumindest nicht unglücklich stimmen. Im letzten Jahr kam ich auf eine Gesamtsparquote von ca. 40 Prozent. Meistenteils hat sich das gut angefühlt, in anderen Situationen hingegen, habe ich wohl etwas übertrieben (besonders am Anfang der Challenge) und später nachjustiert.

Hier kommen ein paar Anzeichen dafür, dass du zu viel oder an der falschen Stelle sparst.

1. Wenn du dir nichts mehr gönnen kannst.

Du sparst überall, wo es nur geht. Gönnst dir keinen saftigen Burger und keinen guten Wein. Im Urlaub kannst du dich überhaupt nicht entspannen weil du nur daran denkst, wie viel das ganze Unterfangen kostet und was du mit dem Geld sonst hättest machen können – sparen und investieren zum Beispiel. So sehr ich diese Einstellung grundsätzlich teile: Irgendwann wird es dir keinen Spaß mehr machen. Auf alles zu verzichten und sich nichts mehr zu gönnen, wird dazu führen, dass du dein Sparziel nicht erreichen wirst weil du unzufrieden sein wirst. Ausweg: Das Spaß-Konto. Reserviere einen festen Teil deiner Einkünfte für Spiel, Spaß und Schokolade. Das Plündern dieses Kontos ist Pflicht!

2. Wenn Sparen dich sozial abschottet.

Dieser Punkt hängt mit dem ersten zusammen. Den Freunden immer wieder mit einer anderen Ausrede abzusagen weil du keine 15 Euro fürs Kino ausgeben möchtest, kann irgendwann recht einsam machen. Dein vorgekochtes Lunch alleine am Schreibtisch zu essen während die Kollegen gesellig zusammen Pizza vertilgen auch. Du sparst zwar Geld, verpasst aber etwas Wichtiges: Netzwerken, was gerade im Job essentiell sein kann, und soziale Kontakte. Also: Immer mal wieder etwas mit Freunden unternehmen (Spaß-Konto!) und regelmäßig beim auswärts Lunchen mit dabei sein.

3. Wenn du unfair wirst.

Ich habe letztens vom Phänomen des ‘skrupellosen Essers’ gelesen. Das ist jemand, der absichtlich viel isst, wenn vorher festgelegt wurde, dass die Rechnung in gleichen Teilen von allen in der Gruppe getragen wird. Wenn hingegen jeder sein Essen selbst bezahlt, kommt es häufig dazu, dass zu wenig im Topf landet. Absicht? Sei kein skrupelloser Esser und auch nicht diejenige, die ‘aus Versehen’ zu wenig Geld auf den Tisch legt.

4. Wenn du an Erlebnissen sparst.

Zahlreichen Studien aus der Glücksforschung zufolge, machen Erlebnisse glücklich während materielle Dinge es nicht tun. Das neue T-Shirt ist irgendwann nicht mehr neu, die Erinnerung an den Wasserfallbesuch in Italien bleibt jedoch (den wir übrigens nicht gemacht haben, weil er uns zu teuer war. Fail.). Wenn du anfängst an Erlebnissen zu sparen, sparst du also am falschen Ende.

5. Wenn du nicht (in dich) investierst.

Angenommen, du möchtest deine Finanzen endlich selbst in die Hand nehmen und erkennst ziemlich schnell, dass Sparen eine wichtiger Faktor auf diesem Gebiet ist. Nun siehst du verschiedene Bücher, Workshops und Seminare, die dir helfen würden, deine Finanzen schneller, souveräner und nachhaltiger zu managen. Sollst du dann an diesen Produkten sparen? Natürlich nicht. Anderes Beispiel: Du möchtest einen 10k-Lauf absolvieren und läufst seit Jahren in den gleichen Laufschuhen, die so langsam anfangen sich aufzulösen. Sollst du dann an neuen Laufschuhen sparen? Natürlich nicht. Oder angenommen, du fühlst dich unausgeglichen und glaubst, ein Yogakurs könnte dir helfen. Diese Investition würde dir in dieser Situation folglich helfen selbige zu ändern. Daher läge auch hier ein sinnvolle Investition vor, die nicht ‘weggespart’ werden sollte.

Fazit

Sparen ist durchaus ein wichtiger Faktor im Konstrukt der finanziellen Unabhängigkeit. Wer nichts spart, kann auch nichts investieren und somit kein Vermögen aufbauen. Dennoch sollte man ein gesundes Maß finden. Das ist bei manchen bereits bei 10 Prozent der Einkünfte erreicht, bei anderen erst bei 30 oder gar 50 Prozent. Grundsätzlich sollte das Geldsparen dich aber nie unter Druck setzen, dir ein schlechtes Gefühl geben oder dich gar unsozial machen. Ich selber habe fast ein Jahr gebraucht, um das richtige Maß für mich zu finden. Ich habe recht extrem angefangen und nach und nach meine Sparquote dort eingependelt, wo es sich einfach gut anfühlt und das Sparen immer noch Spaß macht. Was dir beim Sparen übrigens immer hilft, ist ein Haushaltsbuch. Hier geht’s zu meiner kostenlosen Vorlage.

Foto: Drew Patrick Miller | Unsplash

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